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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Mohammed gerichtet ebenfalls, ›Du bist Bob‹.« Sadiqa erwachte aus ihrer Trance und fixierte Morrow mit ihrem Blick. »Dann hat er Aamir gepackt und ist weg. Der andere folgte ihm nach draußen.«
    »Was haben Sie gelesen?«, fragte Morrow. Sie wirkte verstört. »In der Küche«, sagte Morrow. »Sie haben gesagt, Sie haben gelesen, was?«
    »Ach, das ist wohl ein Test? Eine Gedichtsammlung. ›The Rattle Bag‹«. Morrow gefiel ihre Ehrlichkeit.
    »Wer wird in Ihrer Familie Bob genannt?«
    Sadiqa wandte den Blick ab. »Niemand: nur Billal, Omar und Aleesha.«

    »Nein, Sadiqa«, sagte Morrow leise, »ich habe nicht danach gefragt, welches Ihrer Kinder so genannt wird, ich habe einfach nur gefragt, wer.«
    Sadiqa nickte traurig Richtung Boden, begriff, dass sie es längst wussten. »Machen Sie nicht …«
    Der Konflikt war unerträglich. Ihre fetten Wangen begannen zu beben.
    Morrow streckte eine Hand aus, fasste sie ungeschickt am Unterarm. »Ist schon gut.«
    Sadiqa nickte mit Blick auf ihren Arm und nuschelte: »Danke.«
    »Ist schon gut«, wiederholte sie noch einmal und trat einen Schritt zurück, es war ihr peinlich vor Bannerman, weil sie es vermasselt und den Moment zerstört hatte.
    Sadiqa rieb sich die Nase und sah auf. »Aber wo ist mein Aamir?«
    »Wir wissen es nicht«, Bannerman übernahm.
    »Lebt er, was denken Sie?«
    »Auch das wissen wir nicht. Wir geben uns die allergrößte Mühe, ihn zu finden, aber wir brauchen Ihre Hilfe«, sagte Bannerman, der offensichtlich gar nicht zu schätzen wusste, wie sehr sie ihnen bereits geholfen und welche Überwindung sie das gekostet hatte. Die und wir. Typischer Polizist. »Omar wird manchmal Bob genannt, nicht wahr?«
    Sie biss sich auf die Lippe, konnte Morrow nicht ansehen. »Ich nenne ihn nicht so, ich nenne ihn Omar. Das ist der Name, den wir ihm gegeben haben …«
    Morrow hätte weniger von ihr gehalten, wenn sie ihren Sohn bedenkenlos verraten hätte. »Sadiqa, wie lange sind Sie schon verheiratet?«
    Sie musste darüber nachdenken, bewegte die Lippen
beim Zählen. Aamir war also kein Mann, der viel auf seinen Hochzeitstag gab. »Achtundzwanzig Jahre.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Achtundvierzig.« Darüber musste sie nicht nachdenken.
    »Aamir ist also älter als Sie?«
    »Zwölf Jahre. Ich habe ihn mit sechzehn kennengelernt.« Sie sah ins Zimmer zu Aleesha. »So alt wie sie jetzt ist.«
    »War es eine arrangierte Ehe?«
    »Um Gottes Willen, nein. Ich war verknallt. Meine Eltern baten mich, bis nach der Uni zu warten. Wir sind ehrlich gesagt keine traditionsbewusste Familie.«
    »Aber Billal und Meeshra …«
    »Ja, Billal hat darum gebeten, dass wir eine Ehe für ihn vereinbaren. Das war sein Wunsch. Er wollte, dass seine Frau bei uns einzog und das ganze … Arrangement. Junge Menschen sind heutzutage eher ein bisschen ernüchtert. Sie sehnen sich nach einer Vergangenheit, die uns eigentlich gar nicht gehört, verstehen Sie? Sie halten unsere Generation für ein bisschen nachlässig.« Sie rümpfte die Nase. »Für ein bisschen zu multikulturell.«
    »Wie kommen Sie mit Meeshra zurecht?«
    Sie räusperte sich und richtete den Blick starr auf Aleesha. »Gut und schlecht. Meesh ist schon nett, aber sie ist eine Fremde, die in eine sehr innige Familie gekommen ist. Das kann schwierig sein. Aber so ist das Baby im Haus, und wir können es jederzeit sehen. Und ihr Zimmer ist weit genug von unserem weg, so dass wir nicht geweckt werden.« Sie lächelte wegen ihres Scherzes und Morrow lächelte zurück.
    »Was haben Sie studiert?«
    »Englische Literaturwissenschaft. Aber ich habe nie etwas
damit angefangen. Ich wollte Aamir heiraten.« Sie sog die Wangen ein, ein Gesichtsausdruck, den Morrow nicht zu interpretieren wusste. Vielleicht war das Frustration. Auf jeden Fall nichts Gutes.
    »Ein Mädchen mit starkem Willen«, sagte Morrow.
    »Absolut. Das verstehen Sie erst, wenn Sie selbst Mutter sind. Sie versuchen streng zu sein, aber Sie wissen schon … Dass meine Eltern ihn nicht für gut genug hielten, machte ihn besonders begehrenswert.«
    Sie sah wieder durch das Fenster nach Aleesha. »Dickköpfige Mädchen. Das liegt in der Familie.«
    »Sie ist auch nicht immer ganz leicht, oder?«
    »Aleesha?« Sadiqa betrachtete ihre schlafende Tochter liebevoll durch das Fenster. »Sie denkt, sie weiß alles.«
    »Ärger mit Jungs?«
    »Oh, nein, ich glaube nicht …« Sie wirkte verdutzt und auch ein bisschen verletzt. »Ihr Hauptproblem ist eher, dass ich

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