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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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blöd bin.«
    »Aleesha trägt keine traditionelle Kleidung.«
    »Nein.« Sadiqa lächelte in sich hinein, ein bisschen stolz. »Nein, sie … nein, sie will nicht. Sie ist Atheistin.«
    »Was hält ihr Vater davon?«
    »Er ist entsetzt. Wenn sie dabei ist. Wenn sie das Zimmer verlassen hat, findet er’s toll.«
    »Er ist also kein strenger Vater?«
    »Aamir?« Sie kicherte fast bei der Vorstellung, dann fiel ihr jedoch wieder ein, dass er in Lebensgefahr schwebte und kämpfte mit den Tränen. »Gott, nein, er ist … ein Nörgler, einer der sich ständig Sorgen macht, aber keiner, der hart durchgreift. Er ist …« Einen Augenblick lang sah es aus, als wollte sie weinen, aber sie fasste sich, hob eine Hand um
ihr Gesicht zu bedecken und versteckte sich einen Moment. »Tut mir leid.«
    Morrow streckte eine Hand nach ihrem Arm aus, berührte sie aber nicht.
    »Nein, Sie müssen sich nicht entschuldigen, das ist eine entsetzliche Situation …«
    Bannermann, der genug davon hatte, ständig von den beiden Frauen ausgeschlossen zu werden, platzte mit einer Frage heraus: »Warum war Aamir nicht gut genug für Sie?«
    Sie holte Luft, richtete sich auf. »Armer Flüchtling aus Uganda. Er besaß nichts außer einem unerschütterlichen Arbeitseifer.«
    »Und achtundzwanzig Jahre später …« Morrow beendete den Satz nicht.
    Eine glückliche Frau hätte gegrinst und genickt, sich selbstzufrieden in der Richtigkeit ihrer Wahl bestätigt gesehen. Sadiqa lächelte müde. »Ja, ist lange her, viel Zeit ist vergangen.« Geistesabwesend strich sie mit der Hand über das verkrustete Blut vorne auf ihrem Nachthemd, sah hin, nahm plötzlich verzweifelt die Hand weg und betrachtete den Fleck.
    »Sind die Jungs schon hier gewesen?«
    »Nein«, sagte sie. »Nein, sie können nicht kommen, wegen des Babys. Ich habe sie aber angerufen. Ich habe sie angerufen, weil man hier drin nicht einmal ein Handy einschalten darf. Das würde die Geräte stören oder so.«
    Die Jungs hätten auf der Station anrufen und sich zu ihrer Mutter durchstellen lassen können, Morrow wusste das.
    »Na ja, vielleicht ist es das Beste, wenn sie nicht herkommen.« Morrow berührte ihren Arm. »Es könnte ziemlich beängstigend wirken.«

    Sie hatte ihr eine Ausrede geliefert und Sadiqa war froh darum. »Ja.« Sie sah sich um. »Es ist beängstigend. Sehr beängstigend. Mir wäre eigentlich lieber, wenn sie nicht …«
    »Sollen wir Ihnen etwas zum Anziehen von Zuhause bringen?«
    »Nein, nein.« Sadiqa beruhigte sich. »Nein. Ich fahre später mit dem Taxi nach Hause, hole was zu essen. Das Essen hier ist widerlich. Die lassen das Gemüse eine Stunde lang verkochen …«
    »Wie geht es Aleesha?«, fragte Bannerman und klappte sein Notizbuch zu, als er sah, dass die Schwester die beiden Polizisten wieder auf die Station ließ.
    »Sie wird nicht sterben.« Sie hob die Augen in einem stummen Dankesgebet. »Sie ist stabil. Wahrscheinlich wird sie heute aus der Intensivstation in eine andere verlegt. Zwanzig Zentimeter weiter links und sie wäre …«
    »Ach, das ist schön«, unterbrach er sie. »Gut, hören Sie zu, wir lassen Ihnen diese beiden Beamten hier und gehen nach unten und telefonieren. In ein paar Minuten sind wir wieder da und dann versuchen wir, mit ihr zu sprechen.«
    Aber sie würden nicht zurückkommen. Er wollte Sadiqa nur im Visier behalten.
    »Okay«, Sadiqa nickte, sah verunsichert zu, wie Bannerman zu einem der Beamten ging und mit ihm sprach. Dann sah sie Morrow an.
    »Vielen Dank, Mrs Anwar.« Morrow nickte, ließ sie auf diese Weise wissen, dass sie begriff, was sie getan hatte.
    »Bitte«, sagte Sadiqa verzweifelt. »Bitte, finden Sie ihn.«
    »Wir tun unser Bestes.«
    Sadiqa ging wieder in das Krankenzimmer, bezog erneut ihren Platz auf dem dunkelroten Stuhl, beobachtete Aleesha
ängstlich durch das Fenster und zog sich schutzsuchend die rosafarbene Decke über die Brust.
    Bannermann raunte den Polizisten Befehle zu. »Ich möchte nicht, dass diese Frau ein Telefon benutzt, bis ich es sage. Keine Gespräche über das Stationstelefon, kein Handy auf dem Klo und lasst sie auch nicht mal kurz runtergehen, um Kekse zu kaufen, verstanden?«
    Durch das Fenster zum Krankenzimmer konnte Morrow Sadiqa sehen, die angespannt dort saß, ihre Tochter anstarrte und an ihrem Daumennagel knabberte.

20
    Als sie Shugies Schlafzimmertür öffneten, saß der kleine Mann genau so da, wie sie ihn zurückgelassen hatten, aufrecht auf dem Bett, trotzdem stimmte

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