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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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am besten verhält, so dass der Job ordentlich erledigt wird.«
    Sie verstand nicht, was er sagen wollte, hatte aber kein gutes Gefühl dabei.
    »So oder so«, sagte er, als wäre dadurch irgendetwas klarer geworden, »wenn Omar wirklich Bob ist, warum glauben alle, dass er zwei Millionen herumliegen hat? Er ist einundzwanzig, hat seit seinem Schulabschluss studiert, hat keinen Job. Wie kommen die drauf, dass er zwei Millionen Pfund besitzt?«
    »Weiß nicht.« Sie sah Bannerman an, der sich auf die Straße konzentrierte und begriff, dass ihn das Gespräch überhaupt nicht berührte. Killerinstinkt. Irgendwie hatte sie das Gefühl, er habe ihr sagen wollen, dass er tatsächlich, wie sie bereits vermutet hatte, ein total selbstgerechtes Arschloch war.
    Er sah auf die Straße. »Die Kreuzung hier nervt tierisch.«
    »Fahr rechts«, sagte sie schnell, erpicht darauf, das Gespräch in neue Bahnen zu lenken. »Da vorne an der Seite nach links.«
    Bannerman folgte ihren Anweisungen und fuhr auf den Besucherparkplatz vor dem Krankenhaus, fand eine Lücke an der hinteren Mauer und hielt. Er zog den Schlüssel aus dem Schloss und stieg aus dem Wagen hinein in den Wind, der ihnen von der kargen Kreuzung her entgegenblies.
    Noch immer misstrauisch öffnete sie die Tür, stieg aus und schlug sie hinter sich wieder zu, beobachtete ihn über das Wagendach hinweg. Er sah missgünstig auf Battlefield Rest, ein Restaurant in einer umgebauten edwardianischen Wagenhalle. »Sieht aus wie ein Eissalon am Meer oder so. Wieso heißt es Battlefield Rest?«

    »Kennst du die Gegend nicht?«
    »Nein.«
    »Maria Stuart hat hier ihre letzte Schlacht als Königin der Schotten geschlagen. Gegen die Armee ihres Sohnes. Sie hat verloren.«
    »Worum ging’s?«
    »Religion.« Sie löste die Falten auf ihrer Stirn. »Glaube ich.«
    Er zeigte auf das kleine runde Gebäude. »Und da drin hat sie sich ausgeruht?«
    Die Wagenhalle war im ersten Weltkrieg erbaut, über dreihundert Jahre nach der Hinrichtung von Maria Stuart. Morrow suchte nach einer Spur von Humor in seinem Gesicht, fand aber nichts. »Nein«, sagte sie, »von dort hat sie sich bloß Lasagne kommen lassen.«
    Bannerman reagierte nicht. Er drehte sich um und ging ins Krankenhaus. Morrow wünschte, sie hätte einen Freund auf der Arbeit, dem sie die Geschichte erzählen könnte.
    Im Eingangsbereich war einiges los, aber die Fahrstühle funktionierten einwandfrei, sogen die vor den Türen versammelten Grüppchen ein und trugen sie in die verschiedenen Stockwerke. Bannerman prüfte seine Notizen, als sie den Fahrstuhl betraten. Sie standen eingezwängt neben einer Frau und deren sehr dickem Kleinkind im Kinderwagen. Das blonde Mädchen war drei Jahre alt, es schlief und sein Kopf fiel nach vorne auf die Brust, es trug Klamotten, die ihm nicht richtig passten. Eine Speckrolle lugte unter dem T-Shirt hervor. Morrow sah, dass das Netz hinten am Kinderwagen voller leerer Bonbonpapiere und ausgetrunkener Saftflaschen war.
    Die Mutter selbst wirkte unterkühlt, ein dürrer Stecken
nervöser Anspannung, die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sie roch nach abgestandenem Zigarettenrauch und Parfüm.
    Morrow sah, dass Bannerman ebenfalls die Bonbonpapiere entdeckt hatte und die Mutter mit vorwurfsvollem Stirnrunzeln bedachte. Die Türen öffneten sich im zweiten Stock und die Frau schob den Kinderwagen heraus, ließ ihn trotzig über die Metallschienen scheppern, so dass das dicke schlafende Kind im Wagen hin und her gerüttelt wurde.
    Bannerman schüttelte missbilligend den Kopf als sich die Türen schlossen und nuschelte: »Wenn man seine Kinder mit solchem Mist vollstopft …«
    Morrow stimmte in die bequeme und scheinheilige Kritik nicht ein. Bannerman hatte keine Kinder. Einen Scheiß wusste er darüber. »Hast du die Aussagen da?«
    Bannerman schlug die Mappe auf und zog drei Seiten heraus. Eine davon war Aleeshas Aussage. Sie hatte völlig neben sich gestanden und nichts gesagt. Die zweite war Sadiqas, im Krankenhaus zu Protokoll gegeben, wahrscheinlich während Aleesha noch operiert wurde. Sadiqa war in der Küche gewesen, hatte ein Geräusch gehört und nachsehen wollen, was es war. Die Fahrstuhltür öffnete sich im fünften Stock, aber Morrow las trotzdem weiter, während sie in den Gang trat und zur Seite auswich, um rasch die Notizen zu überfliegen. Männer mit Schusswaffen bedrohten sie, zogen sie in den Flur hinein. Aleesha wurde angeschossen. Dann kam Omar, sie

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