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In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

In die Nacht hinein: Roman (German Edition)

Titel: In die Nacht hinein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cunningham
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auf dieser Welt verzweifelt köstlicher als die Jungen, so etwas vergessen die Alten leicht. Hier ist er, Ethan, alias das Missgeschick, schamlos und liederlich, süchtig, unfähig irgendetwas zu wollen, was er seiner Meinung nach wollen sollte. Dies wäre der Moment, ihn in Bronze zu gießen, die schmerzend rohen Nerven von ihm zu erfassen, diese nahezu unerträglichen letzten Phasen seines jugendlichen Glanzes, während er anfängt zu begreifen, dass sein Zustand, wie der eines jeden, ernst ist, aber bevor er die notwendigen Schritte unternimmt, halbfriedlich in der wirklichen Welt zu leben.
    In der Zwischenzeit muss er nicht sterben.
     
    Gus setzt sie vor dem Loft ab. Wiedersehen und Dankeschön. Gus fährt davon. Peter und Missy stehen gemeinsam auf dem Gehsteig.
    »Tja«, sagt Peter.
    Missy grinst, ein Satyr jetzt. Wo ist der feuchtäugige leidenschaftliche Junge geblieben?
    Er sagt: »Tu einfach so, als wäre nichts passiert.«
    »Was ist passiert?«
    »Sag du’s mir.«
    Leck mich, Mannkind.
    »Wir können keine Affäre haben.«
    »Das weiß ich. Du bist der Mann meiner Schwester.«
    Und wie genau, Missy, bist du plötzlich die Stimme der Rechtschaffenheit geworden?
    »Ich mag dich«, sagt Peter. Lahm, lahm.
    »Ich mag dich auch. Offensichtlich.«
    »Meinst du, du könntest mir erklären, was du willst? Ich meine, soweit du dazu fähig bist.«
    »Ich will dich am Strand geküsst haben. Sei nicht so theatralisch.«
    Theatralisch? Wer ist hier theatralisch ?
    Peter sagt: »Ich glaube nicht, dass ich so tun kann, als wäre nichts geschehen.«
    »Tja, du musst mich auch nicht heiraten.«
    Die Jugend. Herzlose, zynische, verzweifelnde Jugend. Sie gewinnt immer, nicht wahr? Wir verehren Manet, aber wir sehen ihn nicht nackt auf einem Gemälde. Er ist der bärtige Typ hinter der Staffelei, der seine Ehrerbietung erweist.
    »Tja. Dann lass uns reingehen.«
    »Nach dir.«
    Wie ist das geschehen? Wie kann Peter vor seinem Haus stehen und sich mit aller Macht wünschen, Missy möge ihm noch einmal seine Liebe beteuern, damit Peter ihn schelten kann? War er zu abrupt dort auf dem Potterschen Rasen? Hat er eine entscheidende Chance verpasst?
    Eine Chance wofür bitte?
    Alberne Menschen. Schlagen auf einen Zuber, um einen Bären zum Tanzen zu bringen, wenn wir die Sterne zu Mitleid rühren würden.
    Sie gehen hinein. Keiner von ihnen sagt noch etwas.
    Rebecca ist bereits daheim, in der Küche, und macht Abendessen. Peter verkrampft sich, ist überzeugt davon, dass sie weiß, was los ist, zeitig heimgekommen ist, um ihn zur Rede zu stellen. Was natürlich lächerlich ist. Sie kommt an die Tür, wischt sich die Hände an ihrer Jeans ab, küsst Missy auf die Wange und Peter auf den Mund.
    »Ich mache eine kleine Pasta«, sagt sie. Für Missy fügt sie hinzu: »Denk dran, ich bin nicht Mom. Ich habe ein gewisses Talent, was den Haushalt angeht.«
    »Selbst Mom war nicht unbedingt Mom«, sagt Missy.
    »Gießt euch ein Glas Wein ein«, sagt Rebecca und begibt sich wieder in die Küche. »Es dauert noch etwa zwanzig Minuten oder so.«
    Sie ist vital, eine tüchtige Frau, deren Mann und Bruder sich an einem Strand geküsst haben. Nicht, dass Peter es vergessen hat. Dennoch ist da etwas an ihrem Anblick …
    »Ich hol den Wein«, sagt Missy. Normal normal normal.
    »Wie ist es in Greenwich gelaufen?«, fragt Rebecca.
    Du hast ja keine Ahnung, wie es in Greenwich gelaufen ist.
    »Perfecto«, sagt Peter. Perfecto? Wer ist er jetzt mit einem Mal, Dean Martin? Er fügt hinzu: »Ich bin mir sicher, dass sie sie kaufen wird. Ich muss nur noch mal mit Groff hinfahren, damit er Carole akzeptiert.«
    »Großartig.«
    Missy bringt Peter ein Glas Wein. Als er ihm das Glas reicht, als sich ihre Hände berühren, wirft er ihm da einen verstohlenen Blick zu? Nein. Der Horror ist, dass er es nicht tut.
    Rebecca nimmt ihr halbleeres Glas von der Anrichte. »Auf den Kunsthandel«, sagt sie. Und einen Moment lang meint Peter, sie wolle ironisch sein.
    Er hebt sein Glas. »Auf die Studiengebühren fürs nächste Semester«, sagt er.
    »Wenn sie jemals wieder auf die Uni geht«, antwortet Rebecca.
    »Natürlich geht sie wieder hin. Vertraue mir. Es gibt nichts Besseres, als Drinks für Betrunkene einzuschenken, damit die Uni wieder gut aussieht.«
    Normal normal normal.
     
    Rebecca hat einen Abend daheim geplant. Sie hat nicht nur Abendessen gemacht, sie hat eine DVD mit Fellinis 8½ ausgeliehen. Es ist eine einfache Geste, einigermaßen einfach,

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