In dieser Straße wohnt die Angst
Inspektor.«
»Reden Sie ruhig weiter.«
»Also gut. Sie lösten sich auf. Und nicht nur vor meinen Augen, sondern auch vor denen meiner Mitarbeiter. Ich habe also Zeugen, die meine Angaben bestätigen können.«
»War das alles?« erkundigte sich Suko.
»Reicht das nicht?«
»Sicher, nur wollte ich Sie fragen, ob Ihnen nicht doch etwas aufgefallen ist?«
»Nein, nichts mehr.«
Suko runzelte die Stirn. »Haben Sie vielleicht etwas gespürt?«
»Was denn?«
»Einen anderen Einfluß, eine fremde Sphäre, die man mit dem Wort Magie umschreiben könnte.«
»Um Himmels willen, nein. Kommen Sie mir nicht mit so etwas.«
Suko verzog die Mundwinkel. »Dann geben Sie mir als Arzt eine bessere Erklärung.«
»Sorry, da muß ich passen.«
»Eben.«
Dr. Swaffham schüttelte den Kopf. »Meinen Sie wirklich, daß dieser Vorgang etwas mit Magie zu tun hat?«
»Davon bin ich sogar überzeugt.«
»Aber wie ist das möglich?«
»Es gibt kaum Erklärungen, Doc. Wir müssen die Tatsachen akzeptieren.«
»Das ist mir zu hoch. Magie, Zauberei, Hexenkünste. Es gehört ins Mittelalter.«
»Manchmal ist unsere Neuzeit schlimmer. Aber lassen wir das. Sie haben von meinen Freunden also nichts mehr gehört und gesehen, auch nach diesem seltsamen Vorfall.«
»So ist es.«
»Dann kann ich mich wohl verabschieden«, sagte Suko und erhob sich von der Bank.
»Was wollen Sie jetzt unternehmen?« Dr. Swaffham stand ebenfalls auf.
»Nun, ich fahre von hier aus nach Minster, um den Wagen unter die Lupe zu nehmen.«
»Glauben Sie, da eine Spur zu finden?«
»Das hoffe ich.«
»Wenn dem so ist, wie Sie mir eben gesagt haben, gibt es dann eine Chance, in die andere Sphäre oder Dimension einzudringen?« erkundigte sich der Arzt.
»Das ist natürlich schwer, aber es kann unter Umständen solche Möglichkeiten geben.«
»Würde mich freuen, wenn Sie es schaffen. Und bitte, halten Sie mich auf dem laufenden.«
Suko nickte. »Werde ich machen.«
Er hatte von den Aussagen des Arztes nicht viel erwartet und war in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht worden. Vielleicht fand er in Minster eine Spur.
Von Sheerness nach Minster waren es nur ein paar Meilen, die Suko auf einer Backe abriß.
Die Straße wand sich manchmal so dicht an der Küste entlang, daß der Chinese die graue Fläche des Meeres sehen konnte. Weit im Osten verschmolz sie mit dem Horizont zu einer blaugrauen Einheit. Suko ordnete Minster sofort richtig ein. Ein verschlafenes Fischernest, das zum Glück einen Polizeiposten besaß. Allerdings fand er den Konstabler nicht in seinem Büro, sondern in dem danebenliegenden Gasthaus beim Pfeilwerfen.
Als Suko eintrat, hatte der Konstabler soeben voll ins Schwarze getroffen. Drei Männer klatschten Beifall.
»Das kostet eine Runde!« rief jemand.
Bevor irgendeiner der Männer eine Antwort geben konnte, sagte Suko:
»Konstabler Greese?«
Der Uniformierte ruckte herum. »Ja, das bin ich.«
Suko sah sich einem Mann gegenüber, der ihn fast um einen Kopf überragte. Das war ein richtiger Naturbursche. Bestimmt hatte er auch als Fischer gearbeitet. Der Konstabler kniff die hellen Augen leicht zusammen, und sein Gesicht rötete sich.
»Ich bin Inspektor Suko von Scotland Yard«, stellte sich der Chinese vor und sah, wie der Uniformierte zusammenzuckte, denn von einem Inspektor beim Biertrinken während der Dienstzeit erwischt zu werden, ist nicht gerade ein Pluspunkt.
»Sir?« fragte der Mann und zog seine Uniform glatt.
»Kann ich Sie für einen Augenblick sprechen?«
»Natürlich, Sir, gehen wir.« Er schlich an Suko vorbei, sein Kopf war hochrot. Draußen drehte er sich um und hob die breiten Schultern. »Sie müssen nicht denken, daß ich…«
»Keine Entschuldigungen bitte!« Suko winkte ab. »Ich habe das überhaupt nicht gesehen.«
»Danke, Sir.«
»Und sagen Sie nicht immer Sir.«
»Jawohl, Sir.«
Suko verdrehte die Augen. Da hatte er es mit einem regelrechten Einfaltspinsel zu tun.
Der Konstabler stand unschlüssig herum, und Suko fragte ihn nach dem Bentley.
»Den habe ich auf den Hof gestellt.«
»Zeigen Sie mir den Wagen.«
Der Chinese wurde von seinem uniformierten Kollegen um den Bau geführt, und sah schon sehr bald das altbekannte Fahrzeug. »Verändert habe ich nichts«, klärte ihn der Konstabler auf. »Es ist alles noch so wie vorher.«
Suko nickte. Er öffnete die Wagentüren, schaute sich alles genau an, konnte jedoch nichts Verdächtiges feststellen. Als er den Deckel des Kofferraumes
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