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In dieser Straße wohnt die Angst

In dieser Straße wohnt die Angst

Titel: In dieser Straße wohnt die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was wollt ihr hier?«
    Ihr Englisch paßte nicht mehr in die moderne Zeit, so hatte man in den Jahren des großen Shakespeare gesprochen, aber nicht heute.
    »Das gleiche könnte ich dich fragen, Alte. Ich möchte wissen, wo ich hier bin.«
    Da lachte sie. Es hörte sich schadenfroh und wissend zur gleichen Zeit an. »Ja, ich glaube euch, daß ihr es wissen wollt. Ihr sollt auch eine Antwort bekommen. Ihr seid in der Straße der Angst, in dem Dorf der verfluchten Seelen, in einem Reich zwischen den Dimensionen, wie es uns gesagt wurde. Wir werden büßen müssen. Wir büßen für das, was man uns angetan hat und was wir anderen angetan haben…« Sie lachte meckernd, drehte sich um und ging.
    So hatten wir nicht gewettet. Wir waren zwar schon mit einigen Informationen versorgt worden, die allerdings reichten mir auf keinen Fall aus. Ich wollte mehr wissen.
    »He, lauf nicht weg, Alte!«
    Die Frau tat, als hätte sie mich überhaupt nicht gehört. Sie schlurfte weiter die Treppe hoch und kümmerte sich nicht um mich. Ich war praktisch Luft für sie.
    So hatten wir nicht gewettet. Der würde ich was erzählen. Ich merkte noch, daß Bill mich zurückhalten wollte, doch ich entwischte seinem Griff und nahm die Verfolgung auf.
    Natürlich war ich schneller, die Treppe hielt auch mein Gewicht, und ich erreichte die Alte, noch bevor sie ihren Fuß auf die oberste Stufe gestellt hatte.
    »He!« rief ich.
    Da endlich drehte sie sich um. Sie öffnete den Mund und blies mir eine Wolke ins Gesicht, die mich an einen modrigen Grabgeruch erinnerte. Vielleicht konnte sie auch nicht blasen, und es war nur der reine Gestank, der da aus ihrem Maul drang.
    »Geh!« krächzte sie. »Geh!« Ihr Gesicht war ein einziger Kranz aus Falten. Von den Augen konnte ich so gut wie nichts erkennen, aber ich hatte mir vorgenommen, daß diese Person mir Rede und Antwort stehen sollte.
    Ich griff zu.
    Bevor sie noch reagieren oder irgendwie ausweichen konnte, hatten sich die fünf Finger meiner rechten Hand schon um ihre Schulter gekrallt. Ich wollte sie zu mir heranziehen, schaffte es jedoch nicht richtig. Als ich Druck gab, da spürte ich, wie die Haut unter meinen Fingern nachgab und das Fleisch zu einer trockenen staubigen Masse wurde, die sehr schnell in meiner Hand zerbröselte.
    Vor Schreck stand ich starr und achtete auch nicht auf die Alte, die mir plötzlich entgegenkippte…
    ***
    Ich wußte nicht, ob sie mich nun töten wollte. Auf jeden Fall hatte sie die Arme ausgestreckt und die Hände gekrümmt, ein Zeichen, daß sie zugreifen wollte.
    Ich schickte meine Rechte auf die Reise. Es war kein harter Schlag, sollte es auch nicht sein, ich wollte mir nur den nötigen Respekt verschaffen.
    Dabei traf ich das Gesicht - und hieb den Kopf entzwei!
    Mir kam es vor, als hätte ich in einen durch Leim zusammengehaltenen Staubhaufen geschlagen. Der Kopf spritzte auseinander, als wären keine festen Teile mehr da, und ich starrte auf das Ende eines Halses. Was vom Kopf übriggeblieben war, rieselte als Staub zu Boden. Zusammen mit dem Tuch von einer undefinierbaren Farbe.
    Ich stand auf der Treppe wie festgeleimt. Diese Alte hatte mir eine höllische Überraschung bereitet, wobei ich mich fragte, ob ich es mit einem Menschen zu tun hatte.
    Wenn ja, lebte er noch?
    Ich schaute auf den Staub, der wie violetter Sternenglitzer dem Boden entgegenrieselte, nicht nur auf der Treppe liegenblieb, sondern auch zu Boden schwebte, wo er alsbald eine Schicht bildete. War das Wesen vor mir jetzt erledigt?
    Noch wußte ich es nicht, ich wollte jedoch Klarheit bekommen und streckte abermals meinen rechten Arm aus, um die Finger in den Körper zu krallen.
    Wieder spürte ich unter der drückenden und tastenden Hand die Nachgiebigkeit des völlig vertrockneten Fleisches, und das Kleidungsstück wurde zu Staub, wie auch das Kopftuch nur noch aus kleinen Fetzen bestand.
    Schließlich packte ich den kopflosen Körper und schleuderte ihn die Treppe herab. Die Holzpantinen prallten ein paarmal dumpf auf die Stufenkanten, das waren die einzigen Geräusche, die an meine Ohren drangen.
    Den sich auflösenden Körper verfolgte ich mit meinen Blicken, und sah Bill Conolly am Fuß der Treppe stehen. Mein Freund schaute hoch und schüttelte den Kopf. Er begriff den Vorgang ebenso wenig wie ich. Dafür erkundigte er sich mit leiser Stimme: »Sind noch mehr dieser Geschöpfe da oben?«
    »Ich schaue mal nach.«
    »Aber sei vorsichtig, John.«
    »Sicher.« Den Rest der Treppe ließ

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