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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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die Österreicher besetzt gehabt hatten über dem Flecken am Fluß, wo ich verwundet worden war. Es gab eine steile neue Straße und viele Lastwagen. Dahinter wurde die Straße eben, und ich sah Wälder und steile Berge im Dunst. Es gab Wälder, die schnell erobert und nicht zerstört worden waren. Dann, dort wo der Weg nicht durch die Hügel geschützt war, hatte man ihn mit Matten zu beiden Seiten und oben darüber abgedeckt. Die Straße endete in einem zerstörten Dorf. Die Gräben waren weiter oben. Es gab viel Artillerie ringsum. Die Häuser waren sehr zerstört, aber alles war gut organisiert und es gab überall Wegweiser. Wir fanden Gino, und er holte uns Kaffee, und nachher ging ich mit ihm und traf alle möglichen Leute und besah die Stellungen. Gino erzählte, daß die englischen Wagen in der Bainsizza weiter unten bei Ravne arbeiteten. Er bewunderte die Engländer sehr. Es wurde noch allerhand geschossen, sagte er, aber es gab wenig Verwundete. Jetzt, wo die Regengüsse einsetzten, würde es viele Kranke geben. Man erwartete einen Angriff der Österreicher, aber er glaubte nicht daran. Von uns erwartete man auch einen Angriff, aber man hatte keine neuen Truppen herbefördert, und er glaubte, daß daraus auch nichts werden würde. Das Essen war spärlich, und er freute sich auf eine anständige Mahlzeit in Gorizia. Was ich zum Abendessen bekommen hätte? Ich erzählte es ihm, und er sagte, das wäre ja herrlich. Er war besonders von dem dolce beeindruckt. Ich beschrieb es ihm nicht im einzelnen, sondern sagte nur, es wäre ein dolce gewesen, und ich glaube, er dachte an etwas Ausschweifenderes als Brotpudding.
    Ob ich wohl wüßte, wo er hinkommen würde? Ich sagte, ich wüßte es nicht, aber ein paar Wagen seien in Caporetto. Er hoffte da hinaufzukommen. Es war ein hübscher kleiner Ort, und er mochte den hohen Berg, der sich dahinter emporzog. Er war ein netter Junge und alle hatten ihn anscheinend gern. Er sagte, wirklich grauenhaft sei es auf dem San Gabriele und bei dem mißlungenen Angriff jenseits von Lom zugegangen. Er sagte, die Österreicher hätten eine Menge Artillerie in den Wäldern entlang dem Ternova-Grat jenseits und über uns und belegten die Straßen nachts mit schweren Granaten. Da war eine Batterie vo n Schiffsgeschützen, die ihm auf die Nerven gegangen war. Ich würde sie an ihrer flachen Flugbahn erkennen. Man hörte den Knall, und das Kreischen ging beinahe gleichzeitig los. Meistens feuerten sie zwei Geschütze hintereinander ab, eins direkt nach dem andern, und die Splitter von der Explosion waren ungeheuerlich. Er zeigte mir einen, ein glatt geschnittenes Stück Metall über einen Fuß lang. Es sah wie Kolbenbelag aus.
    «Ich glaube nicht, daß sie soviel Schaden anrichten», sagte Gino, «aber sie machen mich nervös. Es klingt immer so, als ob sie direkt für einen persönlich bestimmt sind. Zuerst das Dröhnen, dann sofort das Kreischen und die Explosion. Was nutzt es schon, wenn man nicht verwundet wird, wenn sie einen zu Tode ängstigen?»
    Er sagte, daß uns Kroaten und Ungarn gegenüberlägen. Unsere Truppen waren noch in Angriffsstellungen. Es gab kaum nennenswerten Stacheldraht und keine Stellungen, in die man sich im Falle eines österreichischen Angriffs zurückziehen konnte. An den niedrigen Bergen, die aus dem Plateau emporragten, gab es ausgezeichnete Verteidigungsstellen, aber man hatte nichts getan, um sie für eine Verteidigung herzurichten. Was hielt ich von der Bainsizza?
    Ich hatte sie mir flacher vorgestellt, mehr wie ein Hochplateau. Ich hatte nicht gedacht, daß sie so zerklüftet sei.
    «Alto piano», sagte Gino, «aber nicht piano.»
    Wir gingen in den Keller des Hauses zurück, in dem er wohnte. Ich sagte, ich glaubte, ein Kamm, der sich oben verbreiterte und etwas Tiefe besaß, sei leichter zu verteidigen als eine Aufeinanderfolge kleiner Berge. Es sei nicht schwieriger, einen Berg hinauf anzugreifen, als auf der Ebene, begründete ich.
    «Das hängt von den Bergen ab», sagte er. «Sieh dir den San Gabriele an.»
    «Ja», sagte ich, «aber die Schwierigkeiten fingen oben an, wo er flach war. Bis rauf sind sie leicht genug gekommen.»
    «Nicht so leicht», sagte er.
    «Ja», sagte ich, «aber das ist ein besonderer Fall gewesen, weil es mehr eine Festung als ein Berg war. Die Österreicher haben ihn seit Jahren befestigt.» Ich meinte, taktisch gesprochen sei in einem Bewegungskrieg eine Reihe von Bergen als Linie nicht zu halten, weil man sie zu leicht

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