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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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durch.»
    «Was hatte nur dies Stabsauto zu bedeuten?»
    «Soll Gott wissen», sagte ich. Wir marschierten weiter auf den Gleisen. Bonello bekam es satt im Schlamm der Uferböschung zu waten und kam rauf zu uns anderen. Die Eisenbahn nahm jetzt ihren Kurs nach Süden von der Chaussee fort, und wir konnten nicht mehr sehen, was auf der Straße vorbeikam. Eine kurze Brücke über einen Kanal war gesprengt, aber wir kletterten auf dem, was noch vom Spannbogen übrig war, hinüber. Wir hörten vor uns schießen.
    Wir stießen auf die Eisenbahn jenseits des Kanals. Sie führte gerade durch die tiefliegenden Felder zur Stadt. Wir konnten die Gleise der anderen Eisenbahn vor uns sehen. Nördlich lag die Chaussee, wo wir die Radfahrer gesehen hatten, südlich führte ein kleiner Nebenweg mit dicken Bäumen zu beiden Seiten ab über die Felder. Ich dachte, es sei besser, nach Süden zu halten und uns so um die Stadt querfeldein, in Richtung auf Campoformio und die Chaussee nach Tagliamento durchzuarbeiten. Wir konnten die Hauptlinie des Rückzugs vermeiden, indem wir uns hinter Udine auf den Nebenstraßen hielten. Ich wußte, daß genug Seitenstraßen durch die Ebene führten. Ich fing an, den Damm hinunterzuklettern.
    «Kommt», sagte ich. Wir wollten versuchen, die Seitenstraße zu erreichen, um uns südlich an die Stadt heranzuarbeiten. Wir gingen alle die Uferböschung hinunter. Ein Schuß wurde von der Seitenstraße auf uns abgegeben. Die Kugel ging in den Schlamm der Uferböschung.
    «Zurück», schrie ich. Ich versuchte die Böschung wieder raufzuklettern und rutschte im Schlamm aus. Die Fahrer waren vor mir. Ich kletterte die Böschung rauf, so schnell ich konnte. Zwei weitere Schüsse kamen aus dem dichten Unterholz, und Aymo wankte, stolperte und fiel mit dem Gesicht zu Boden, als er über die Gleise ging. Wir zogen ihn nach der anderen Seite runter und drehten ihn um. «Er muß mit dem Kopf bergan liegen», sagte ich. Piani drehte ihn um. Er lag im Schlamm an der Seite der Uferböschung, seine Füße zeigten bergab, er atmete unregelmäßig Blut. Wir drei hockten im Regen um ihn herum. Er war tief unten am Hals getroffen, und die Kugel war nach oben gegangen und unter dem rechten Auge herausgekommen. Er starb, während ich die beiden Löcher verband. Piani legte seinen Kopf zurück, rieb an seinem Gesicht mit einem Stückchen Notverband herum, dann ließ er's.
    «Die Schweinehunde», sagte er.
    «Das waren keine Deutschen», sagte ich. «Da drüben können keine Deutschen sein.»
    «Italiener», sagte Piani und benutzte das Wort als Eigenschaftswort: «Italiani!» Bonello sagte nichts. Er saß neben Aymo und sah ihn nicht an. Piani hob Aymos Mütze auf, sie war die Böschung hinuntergerollt, und deckte sie über sein Gesicht. Er zog seine Feldflasche heraus.
    «Willst du einen Schluck trinken?» Piani hielt Bonello die Flasche hin.
    «Nein», sagte Bonello. Er wandte sich zu mir. «Das hätte uns auf den Eisenbahnschienen die ganze Zeit über passieren können.»
    «Nein», sagte ich. «Das kam, weil wir das Feld betreten haben.»
    Bonello schüttelte den Kopf. «Aymo ist tot», sagte er. «Wer kommt jetzt dran, Tenente? Wo gehen wir jetzt lang?»
    «Das waren Italiener, die auf uns schossen», sagte ich. «Das waren keine Deutschen.»
    «Ich nehme auch an, daß sie uns alle erledigt hätten, wenn's Deutsche gewesen wären», sagte Bonello.
    «Die größere Gefahr droht uns von den Italienern und nicht von den Deutschen», sagte ich. «Die Nachhut hat vor allem Angst. Die Deutschen wissen, hinter wem sie her sind.»
    «Zerbrechen Sie sich den Kopf darüber, Tenente», sagte Bonello.
    «Wo gehen wir jetzt hin?» fragte Piani.
    «Wir legen uns wohl besser irgendwo hin, bis es dunkel ist. Wenn wir nach Süden durchkämen, wären wir gerettet.»
    «Sie müßten uns alle erschießen, um sich zu beweisen, daß sie das erste Mal recht hatten», sagte Bonello. «Ich will sie nicht in Versuchung führen.»
    «Wir müssen so dicht von Udine wie möglich ein Versteck finden, und dann, wenn's dunkel ist, durchschleichen.»
    «Also los», sagte Bonello. Wir gingen den Nordhang der Uferböschung hinunter. Ich sah zurück. Aymo lag im Schlamm rechtwinklig zur Uferböschung hin. Er war sehr klein, seine Arme hingen seitwärts herunter, seine Wickelgamaschenbeine und schlammigen Stiefel lagen aneinander, seine Mütze bedeckte sein Gesicht. Er sah sehr tot aus. Es regnete. Ich hatte ihn so gern gehabt wie nur irgendeinen, den ich je

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