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In einer anderen Welt (German Edition)

In einer anderen Welt (German Edition)

Titel: In einer anderen Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Walton
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sie völlig zugekleistert.
    »Craig, also mein Freund, hat gesagt, er hätte deinen Freund gestern Abend mit einem anderen Mädchen in der Disco gesehen – mit Shirley, die in der Schule in der Wäscherei arbeitet.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Ich kann ja wohl schlecht mit ihm in die Disco gehen.«
    »Dir macht das nichts aus?«, fragte sie ungläubig.
    Natürlich machte es mir etwas aus, aber das ging sie einen feuchten Kehricht an. Ich lächelte nur, stieß die Tür auf und ging zum Tisch zurück.
    Wim war immer noch da, woran ich einen kurzen Augenblick gezweifelt hatte. Ich setzte mich und nahm seine Hand, weil ich wusste, dass Karen uns beobachtete. »Lass uns gehen«, sagte ich.
    »Was hat sie dir erzählt?«, fragte er.
    »Du weißt besser als ich, dass in diesem Kaff jeder weiß, was jeder andere treibt.« Ich stand auf und zog meine Jacke an.
    Er machte ein langes Gesicht, doch seine Miene wurde auch ein wenig berechnend. »Mori, ich ...«
    »Los, komm«, unterbrach ich ihn. Hier wollte ich nicht darüber reden, nicht vor diesem über die Maßen neugierigen Publikum.
    »Wie soll da überhaupt was draus werden, wenn ich dich nur bei der Leserunde sehe, am Samstagnachmittag und für ein paar Stunden am Donnerstag in Shrewsbury?«, fragte er streitlustig, während wir die Straße hinaufgingen, vorbei an Smiths und BMS. »Du kannst doch sowieso nie mit mir auf eine Party gehen.«
    »Das weiß ich. Ich kann nichts dafür, dass ich in der Schule festsitze. Vielleicht wird ja wirklich nichts draus.«
    »Willst du mit mir Schluss machen, weil ich mit Shirley tanzen war?« Er sah mich von oben herab fragend an.
    »Nicht so sehr, weil du das getan hast, sondern weil ich deswegen nicht gedemütigt werden möchte. Ich mein ja nur – selbst wenn ich nicht in der Schule festsitzen würde, könnte ich nicht mit dir tanzen gehen.«
    »Das ist es gar nicht«, sagte er rasch. »Für Tanzen hab ich gar nicht so viel übrig, aber irgendwas muss man ja tun.«
    »Und für Shirley hast du auch gar nicht so viel übrig, aber irgendwas musstest du ja tun?«, fragte ich gehässig.
    »Oder ich könnte mit dir Schluss machen, weil ich dich fast nie sehe und alles so umständlich ist«, erwiderte er in seltsam nachdenklichem Tonfall.
    Wir waren bei der Ecke vor dem Thorntons angelangt, wo wir nach unten abbiegen mussten, falls wir zur Buchhandlung und dem Wildererforst gehen wollten. Ich blieb stehen, und er auch. »Soll das, was du da sagst, vielleicht irgendeinen Sinn ergeben?«, fragte ich gereizt. Jungen sind komisch.
    »Hältst du es für möglich, dass wir uns jetzt trennen, hier an dieser Ecke, und nie wieder ein freundliches Wort miteinander sprechen?«, wollte er wissen. Der Wind blies ihm die Haare aus der Stirn, und er hatte nie umwerfender ausgesehen.
    »Ja!«, sagte ich. Ich konnte mir das nur zu gut vorstellen, und in der Leserunde würden wir nur noch über Bücher reden und einander kein einziges Mal anschauen.
    »Dann ist ja gut. Wenn wir Schluss machen können, dann hat die Magie, die du vielleicht gewirkt hast, unser Schicksal nicht vorherbestimmt«, sagte er.
    »Was?« Da ging mir ein Licht auf. »Oh.«
    Er grinste. »Wenn wir also nicht zusammen sind, weil uns die Magie dazu gezwungen hat, dann ist ja alles gut.«
    Eine umständlichere Art und Weise, die Sache zu betrachten, hätte ich mir nicht vorstellen können. »Also war das mit Shirley in der Disco ein wissenschaftliches Experiment?«
    Er hatte den Anstand, ein wenig betreten dreinzuschauen. »Mehr oder minder. Ich hasse die Vorstellung, zu etwas gezwungen zu werden. Dieser ganze Kram von ›wahrer Liebe‹ und ›den Richtigen finden‹, zu heiraten und gebunden zu sein, ist mir äußerst zuwider. Und die Vorstellung, dass Magie ...«
    »Wim, ich habe zugegeben, dass ich dich irgendwie mag«, sagte ich. »Als du mich gefragt hast. Ich habe kein Wort von Schicksal, wahrer Liebe, Heirat oder irgendsolchem Quatsch gesagt und werde das auch nie tun. Darauf bin ich nicht aus. Ich suche Freunde, nicht den Märchenprinzen, verdammt noch mal. Ich habe sowieso nicht vor zu heiraten, jedenfalls nicht in den nächsten Jahren.«
    »Das bist du«, sagte er und ging langsam weiter, also folgte ich ihm. Jetzt gingen wir bergab. »Das ist nicht die Magie. Ich mag dich, wirklich. Aber ich hab mir gedacht, wenn wir uns trennen können und du dem zustimmst, dann haben wir uns frei entschieden, und alles wäre gut.«
    »Du willst also eigentlich gar nicht Schluss

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