In einer anderen Welt (German Edition)
besorgen konnten, das in Großbritannien veröffentlicht wurde, ganz gleich, ob es noch lieferbar ist – sobald etwas eintraf, würden sie mir eine Karte schicken. Aber ich erwiderte, sie sollten sich das Porto sparen, um Bücher zu kaufen, ich würde einfach jede Woche vorbeischauen und mitnehmen, was gekommen war.
Fernleihe ist ein Weltwunder und eine der größten Errungenschaften der Zivilisation.
Bibliotheken sind einfach großartig. Sie sind sogar noch besser als Buchhandlungen. Ich meine, Buchhandlungen verdienen an den Büchern, die sie verkaufen, während Bibliotheken einfach nur dazu da sind, einem Bücher zu leihen, aus reiner Herzensgüte.
Daraufhin verbrachte ich eine glückliche Stunde zwischen den Regalen. Wie in der Schulbibliothek enthalten sie einige Perlen, aber nicht viele. Außerdem ist die SF zwischen allen anderen Büchern einsortiert, was die Sache etwas mühsam macht. Mit acht Büchern in der Tasche und dem Regen im Gesicht überlegte ich, ob ich nicht auf direktem Wege in die Schule zurückkehren und sie in meiner eigenen gemütlichen Bibliothek lesen sollte. Aber ich wollte noch in der Buchhandlung vorbeischauen, und acht Bücher klingt zwar nach viel (und schwer sind sie auch!), aber die ganze Woche reichen sie nun auch wieder nicht. Inzwischen lese ich frühmorgens, wenn ich vor dem Läuten aufwache, während der drei Stunden Sportunterricht, wenn der Unterricht langweilig ist, wenn ich mit meinen Hausaufgaben fertig bin, während der freien halben Stunde nach den Hausaufgaben und während der halben Stunde, bevor wir das Licht ausmachen müssen. Somit schaffe ich am Tag etwa zwei Bücher.
Also ging ich langsam den Hügel hinunter zur Buchhandlung. Der Wind peitschte die Weidenzweige über das Wasser. Ein Großteil der gelben Blätter war abgefallen und schwamm auf dem Teich. Von den Schwänen war nichts zu sehen. Allerdings entdeckte ich jenseits des Teichs noch mehr Bäume.
Ich kaufte gleich mehrere Sachen. Wenn ich nur wüsste, wie lange mir diese zehn Pfund reichen müssen! Die meisten Bücher kosten 75 Pence, die dickeren etwas mehr. Ich habe eine Menge Bücher zurückgelassen, als ich von zu Hause weggelaufen bin. Ich könnte sie ersetzen, aber ich möchte auch neue Sachen lesen. Bücher noch einmal zu lesen, ist ja schön und gut, aber ... Ich kaufte einen neuen Tiptree-Sammelband. Le Guin hat dazu eine Einleitung geschrieben, also findet sie ihn auch toll! Es ist schön, dass Autoren, die mir gefallen, einander mögen. Vielleicht sind sie befreundet, wie Tolkien und Lewis. Die Buchhandlung hat eine neue Biografie der »Inklings«, von Humphrey Carpenter, der die Tolkien-Biografie geschrieben hat. Ein gebundenes Buch. Ich werde es mir von der Bibliothek besorgen lassen.
Nach der Buchhandlung graste ich die Regale in dem Trödelladen ab und kaufte dort ebenfalls ein paar Sachen. Inzwischen hatte ich so viele Bücher, dass ich kaum noch laufen konnte, und natürlich beschwerte sich mein Bein lautstark. Wie immer, wenn es regnet. Ich habe nicht darum gebeten, dass mein gutes Bein durch eine knarrende, rostige Wetterfahne ersetzt wird, aber das hat wohl niemand. Ich hätte noch viel größere Opfer gebracht. Ich war bereit gewesen zu sterben, und Mor ist tatsächlich gestorben. Ich sollte es als Kriegsverletzung ansehen, als Narbe eines alten Soldaten. Frodo hat einen Finger verloren und jede Aussicht darauf, selbst jemals glücklich zu werden. Tolkien wusste nur zu gut, was nach dem Ende passiert. Mein Leben ist ein einziges »nach dem Ende«, eine einzige Befreiung des Auenlands. Meine Aufgabe besteht darin herauszufinden, wie man in einer Zeit nach dem glorreichen letzten Gefecht leben soll, die es gar nicht hätte geben dürfen. Ich habe die Welt gerettet, jedenfalls glaube ich das, und schaut doch, die Welt ist immer noch da, mit Sonnenuntergängen und Bibliotheken. Und sie kümmert sich genauso wenig um mich, wie sich das Auenland um Frodo gekümmert hat. Aber das spielt keine Rolle. Meine Mutter ist keine dunkle Königin, die jeder verzweifelt liebt. Ja, sie lebt, aber sie hat sich wie eine Spinne im Netz ihrer eigenen Niedertracht verfangen. Es ist mir gelungen, vor ihr zu fliehen. Und Mor kann sie jetzt nichts mehr antun.
Ich bin in die Bäckerei gegangen, habe mich an einen der Tische am Fenster gesetzt, eine Teigtasche und ein Honigbrötchen gegessen und mit einem Kännchen Tee gespielt. Ich mag keinen Tee, und Kaffee ist noch schlimmer – er riecht gut, schmeckt
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