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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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geheim.«
    »Aber wir haben doch keinerlei Informationen verbreitet. Nur allgemeine Überlegungen. Hat Ihr Intendant die Aufzeichnung gesehen?«
    »Natürlich. Ich glaube, am meisten Bauchschmerzen macht ihm die Frage nach der Auflösung der Gruppe von Guschtschenko. Ich habe vorgeschlagen, das rauszuschneiden – vergebens. Wissen Sie, ich bin seit zehn Jahren beim Fernsehen, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Manchmal muss man ein bisschen glätten, darf keine Namen nennen, aber dass eine Sendung ganz abgesetzt wird, am Tag der Ausstrahlung, obwohl sie schon angekündigt ist – das ist die Höhe!«
    »Ich verstehe«, erwiderte Olga zerstreut.
    Die Krankenschwester Sina schaute ins Zimmer und gab ihr vielsagende Zeichen. Sie musste zum alten Nikonow. Eben war der Chefarzt mit seinem Gefolge gekommen. Natascha hatte sich schon bei ihm beschwert, dass ihr Mann falsch behandelt werde. Sie kannte irgendein hohes Tier im Ministerium, und den hatte sie aus dem Chefarztzimmer umgehend angerufen.
    Der Chefarzt, noch immer sauer wegen der Geschichte mit Iwanow, rieb sich erregt die Hände, und seine Brillengläser funkelten drohend. Olga fürchtete dieses Funkeln nicht und erklärte dem Chefarzt kurz das Wesentliche an der Beschwerde der Nikonowa.
    »Die Dame möchte, dass ihr Mann erst ein bisschen geschäftsfähig ist und sein Testament unterzeichnet, und dann sofort entmündigt wird und den Rest seiner Tage im Heim zubringt.«
    Es war traurig, den inneren Kampf des Chefarztes zu beobachten. Er wollte gern als guter, ehrlicher Mensch dastehen. Er genierte sich, Schmiergelder zu nehmen und vor Vorgesetzten zu zittern. Es war ihm wichtig, wie die Kollegen über ihn dachten. Aber er wollte auch nicht der Dumme sein und sich eine gute Gelegenheit entgehen lassen oder Unannehmlichkeiten bekommen. Alle nehmen Geld, warum soll ich blöd sein?
    Olga war nur in ihr Zimmer gegangen, um Nikonows Patientenakte zu holen, als Mischa Ossipow anrief.
    »Was verstehen Sie?«, rief Mischa. »Sie wissen, warum das passiert ist? Dann erklären Sie es mir bitte, denn ich verstehe überhaupt nichts.«
    »Entschuldigen Sie, das ist mir nur so rausgeruscht. Ich verstehe es natürlich auch nicht. Klingt ja geradezu mystisch.«
    »Mystisch? Ja, scheint so. Sagen Sie, damals vor anderthalb Jahren, als Sie an Moloch dran waren, da haben Sie erzählt, dass Ihr Internetzugang dauernd gesperrt war, nicht?«
    »Olga!«, rief Sina laut. »Entschuldigen Sie bitte, aber Sie werden erwartet. Nikonow hat einen hysterischen Anfall, der Chefarzt sagt, er soll ein Insulinkoma und Elektroschocks kriegen, dabei bekommt er schon Thorazine und Haloperidol, und zwar eine Pferdedosis! Er hat doch ein schwaches Herz und niedrigen Blutdruck.«
    »Entschuldigen Sie, Mischa, ich muss Schluss machen, ich rufe zurück, sobald ich kann.« Olga wollte auflegen.
    »Warten Sie!«, rief Ossipow. »Haben Sie irgendwem erzählt, dass ich Sie in die Sendung eingeladen habe? Haben Sie Solowjow angerufen oder Guschtschenko? Mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Hören Sie auf, Mischa, was soll das? Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Und das mit dem Internet, das ist Quatsch. Mein Computer war einfach alt und ist dauernd abgestürzt. So, Mischa, ich muss jetzt wirklich, meine Patienten warten.«
    »Noch eine Sekunde. Erinnern Sie sich, Sie sprachen von diesem Sänger, Vaselin, der eine Affäre mit Shenja Katschalowa hatte. Also, am Sonntagabend, kurz vor dem Mord, wurden die beiden in einem Nachtklub gesehen. Sie sind zusammen weggegangen. Sagen Sie, der Junge, Ihr Patient, der verrückt ist nach Vaselin, liegt der noch bei Ihnen?«
    »Ja. Wieso?«
    »Erlauben Sie mir, ihn zu filmen?«
    »Drehgenehmigungen erteilt der Chefarzt. Und wegen des Jungen müssen Sie seine Eltern fragen, ob die das wollen. Aber ich halte eigentlich nichts von der Idee, den kranken Jungen zu filmen. So, nun muss ich wirklich. Ich habe einen schwerkranken Patienten.«
    Im Flur hielten zwei Pfleger den armen Nikonow fest. Der Chefarzt stand mit seiner treuen Suite daneben und erteilte kurze, ärgerliche Anweisungen. Olga bemerkte, dass kein Haar mehr aus seiner Nase hing und er ein schneeweißes Hemd unterm Pullover trug.
    »Ah, Doktor Filippowa gibt uns endlich die Ehre«, flötete der Chefarzt.
    »Doktor, retten Sie mich! Ich darf keine Elektroschocks bekommen, mein Herz! Holen Sie einen Kardiologen!«
    »Schon gut, Pawel, Sie bekommen keine Elektroschocks, nachher wird der Kardiologe Sie

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