In Ewigkeit verflucht
weiter wusste.
Wir wollten ihn nicht lange quälen. Deshalb klärte Bill Conolly ihn auf, und er fasste ebenfalls volles Vertrauen zu dem Mann. So erzählte er ihm auch von den verschwundenen sechs Personen, die womöglich etwas mit dem zu tun hatten, was sein Sohn erlebt hatte.
Adam Kirchner brauchte eine Zeit, um sich zu fassen. Er sprach zuerst mehr mit sich selbst, dann wandte er sich an uns. »Ja, hier war die Polizei auch. Sie hat sich nach den drei Paaren erkundigt. Ich konnte den Leuten keine Antwort geben. Ich habe nichts gesehen. Außerdem hatte ich genügend Probleme mit meinem Sohn.«
Das verstanden wir und kamen behutsam auf ihn zu sprechen.
Sehr traurig schüttelte Adam Kirchner den Kopf. »Es ist nichts mehr, wie es einmal war«, sagte er leise und stockend. Dabei schaute er sich in seiner Werkstatt um, als hätte er sie an diesem Tag zum letzten Mal betreten. »Ich habe vorgehabt, Reto meinen kleinen Betrieb zu überlassen. Ich wollte mit meiner Frau in Urlaub fahren. Dazu sind wir sonst nicht gekommen, aber jetzt ist alles anders. Reto wird nie mehr so werden, wie er einmal war, das weiß ich.«
»Sie sollten nicht so leicht aufgeben«, riet ich ihm.
»Doch, das muss ich.« Plötzlich fiel ihm ein, dass er nicht mal unsere Namen kannte. Er fragte danach, und wir sagten sie ihm. Dann kehrte er wieder zum Thema zurück.
»Mein Sohn wurde zwar aus der Klinik entlassen, aber ich kenne ihn nicht mehr wieder. Ich weiß nicht, was sie mit ihm angestellt haben. Es gibt Menschen, die von Ruhigstellen sprechen. Kann sein, dass sie es mit ihm taten, doch davon habe ich nichts. Und meine Frau auch nicht. Er wurde auch nicht ruhig gestellt, denn er leidet unter schrecklichen Wahnvorstellungen. In den Nächten wacht er auf und schreit. Er spricht von einem Skelett und von seiner nackten Verlobten in der Kirche. Meine Frau und ich wissen nicht, was wir davon halten sollen.«
»Haben Sie mal daran gedacht, dass es sich dabei um Tatsachen und keine Hirngespinste handeln könnte?«
Mit der linken Hand fuhr Adam Kirchner durch sein eisgraues Haar. »Das ist mir schon durch den Kopf gegangen, aber ich bekomme da keinen Sinn hinein. Das ist einfach zu viel des Schlechten. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Zumindest ich kann mir nicht vorstellen, dass er Elisa nackt in der Kirche gesehen hat.«
»Aber er ging hin und nahm die Axt mit.«
»Ja!«, erklärte Kirchner steif.
»Warum tat er das?«
»Darüber möchte ich nicht sprechen!«
Ich ließ nicht locker. »Bitte, das sollten Sie aber. Es ist ja nichts passiert. Ihr Sohn hat keinen Menschen umgebracht. Aber unter welch einem Druck muss er gelitten haben, dass er so etwas Schreckliches überhaupt in Erwägung gezogen hat. Der ist auch nicht von ungefähr gekommen, denke ich mir mal.«
»Das stimmt.« Durch die Gestalt des Mannes ging ein Ruck. »Man hat ihn fertig machen wollen. Man hat ihm Elisa nicht gegönnt. Die anderen Männer waren ebenfalls hinter ihr her. Sie hat mit allen geflirtet, aber sie hatte sich für Reto entschieden. Da habe ich meinen Sohn noch nie so glücklich gesehen.«
»War sie auch glücklich?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Herr Sinclair. Ich hatte keinen großen Kontakt zu ihr. Sie unterhielt ja ihr Geschäft und hatte sehr viel zu tun. Ich musste auch mit meiner Arbeit fertig werden. Die Verlobung haben wir schon gefeiert.«
»Ansonsten hielt sich der Kontakt in Grenzen, wie?«
»Ja.«
»Sie mochten die Frau nicht besonders.«
Adam Kirchner wiegte den Kopf. Er atmete einige Male tief durch. »Nun ja, so kann man es nicht sagen. Ich würde eher behaupten, dass sie für mich etwas fremd gewesen ist. Meine Frau und ich hatten uns sehr an sie gewöhnen müssen. Manchmal ist es besser, wenn man jemanden heiratet, der nicht so aussieht wie ein Filmstar. Wer nach außen hin glänzt, der kann innerlich durchaus verfault sein.«
Das war sehr weise gesprochen. Der Meinung schlossen wir uns durch unser Nicken an. Aber es brachte uns auch nicht weiter, wenn wir mit dem Vater diskutierten, der Sohn war wichtiger. Seine Aussagen konnten uns möglicherweise besser weiterhelfen.
Bill sprach den Gedanken aus. »Befindet sich Ihr Sohn denn hier im Haus, Herr Kirchner?«
»Ja. Nicht im Haus. Er ist an der Rückseite. Er geht nicht mehr weg. Er sitzt da und schaut auf die Berge. Manchmal holt er sich auch ein Fernglas und sieht sich einen bestimmten Gipfel besonders intensiv an.«
»Welchen?«
»Den Piz Muragl. Für viele
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