In Ewigkeit verflucht
hast du dich mit mir verlobt? Warum hast du das getan und bei mir Hoffnungen für die Zukunft erweckt?«
»Das ist ganz einfach. Ich brauchte eine Sicherheit, eine Basis. Ich musste anerkannt werden. Ich musste mich einfügen in die Gemeinschaft, damit ich keinen Verdacht erregte, und genau das ist mir gelungen. Im Schutze dieser kleinen Gemeinschaft habe ich mich entwickeln können. Du hast nichts davon bemerkt. Ich war oft allein unterwegs und habe mit anderen Mächten Kontakt aufgenommen. So ist es gewesen, und es ist mir gelungen, das Ziel zu erreichen. Ich habe mich umwandeln lassen. Ich bin zu einer Königin geworden. Mein Kontakt zur Geisterwelt ist damals in der Kirche schon sehr intensiv gewesen. Du hast es erlebt. Du bist in deiner Eifersucht gekommen, um mich zu töten, aber es erschien jemand oder etwas, das mich gerettet hat. Der Tod bewahrte mich vor dem Tod...«
Elisa stieß ein Lachen aus, das Reto erschütterte. Für ihn war schon eine Welt zusammengebrochen, doch jetzt erlebte es Reto ein zweites Mal.
Und er merkte noch etwas, gegen das er sich nicht wehren konnte. Er liebte diese Person weiterhin. Liebe, die bis über den Tod hinausging, die kannte er persönlich nicht. Er hatte nur davon gehört, dass es so etwas geben sollte, und jetzt merkte er, dass er sich diesem Zustand allmählich näherte.
Reto dachte auch nicht mehr an ihren anderen Zustand. Er sah sie nur als wunderschöne Frau an. Als eine Person, die er anbetete, die für ihn wie ein Engel war.
»Ich will nicht, dass du einem anderen gehörst, Elisa. Egal, wer das ist. Ob ein Mensch oder der Tod, der dir angeblich geholfen hat. Das kann ich nicht akzeptieren. Vielleicht bist du eine Königin geworden, ich weiß es nicht, aber ich brauche auch meine Ruhe. Die kann ich nur finden, wenn du nicht mehr bist.«
Die nackte Frau hatte ihn verstanden. Sie bewegte sich bewusst provokant. Sie lächelte ihn an. »Bist du wirklich gekommen, um mich zu vernichten, Reto?«
»Nein, nicht nur. Ich kam auch, um dir eine letzte Chance zu geben. Das ist die Wahrheit.«
»Und? Habe ich sie nützen können?«
»Nein, leider nicht. Du bist noch immer so wie vor einigen Wochen. Es kann sein, dass du noch schlimmer geworden bist, aber daran will ich erst gar nicht denken.«
»Geh, mein Freund!«
»Nein!« Er schüttelte den Kopf. »Erst muss ich meine Aufgabe erfüllen. Ich will nicht, dass du einem anderen gehörst.«
»Denkst du auch an das Skelett?«
Die Antwort brachte ihn für einen Moment aus dem Konzept. Ja, er hatte ihren Kopf als Totenschädel gesehen, aber das zu begreifen war ihm nicht möglich. Das ging gegen seine Überzeugung. Er glaubte daran, dass er sich alles nur einbildete und irgendwann der große Hammer kommen würde. Dass alles in seiner Fantasie entstanden war, an die Realität wollte er nicht glauben, und nur so schaffte er es, sich eine Brücke zu bauen.
»Darf ich dir was zeigen, Reto?«
Mit einer derartigen Frage und einer gleichzeitigen Entspannung der Lage hatte er nicht gerechnet. Er war durcheinander, was er durch das Kopfschütteln andeutete.
»Was denn?«
»Komm mit!«
Reto Kirchner zögerte. Als großer Sieger hatte er sich nie gefühlt, nun musste er zugeben, dass ihm die Handlung noch stärker aus der Hand glitt.
»Was willst du mir denn zeigen?«
»Den neuen Weg.«
»Und wohin soll der führen?«
»In die neue Existenz. Du darfst sie sehen, mein Freund, und du kannst stolz darauf sein, denn was du zu sehen bekommst, das ist schon einmalig.«
Sie hatte so locker gesprochen, dass er keinen Verdacht schöpfte, obwohl das Misstrauen blieb.
Elisa Satelli verhielt sich völlig normal. Sie ging an ihm vorbei, als wäre nichts geschehen. Ihr schönes Gesicht lag dabei unter einigen Haarsträhnen versteckt. Ohne sich auch nur umzudrehen, ging sie quer durch das Zimmer und blieb vor einem der beiden großen Fenster stehen, die einen hervorragenden Blick in die Landschaft gestatteten.
»Komm her zu mir.«
»Und weiter?«
»Komm!«
Er tat, was sie ihn geheißen hatte. Darüber ärgerte sich Reto. Nur konnte er nicht anders handeln. Er war irgendwie wieder in ihren Bann geraten. Das war ihm schon beim ersten Kennenlernen passiert. Beim Blick in die Augen der jungen Frau. Da war es einfach um ihn geschehen gewesen, und er hatte sich geschworen, sie nie abzugeben.
»Da, schau.«
Er tat es. Die Gegend kannte er. Reto wusste, dass sie herrlich war, und brach trotzdem nicht in große Euphorie aus. Für ihn war
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