In Ewigkeit verflucht
wenn nicht vernichten. Genau das ist es, was wir nicht wollen. Ihr sollt euer Leben nicht einfach wegwerfen. Ihr seid viel zu jung dafür.«
Jamie, das Mädchen mit den Locken, trat vor. Sie wirkte wie jemand, der einen Entschluss gefasst hatte und sich davon nicht abbringen ließ.
»Wir lassen uns nicht mehr stoppen. Wir sind lange genug unterwegs. Jetzt ist das Ziel wichtig.«
»Auch für uns!«
»Aber wir sind die Auserwählten!«, hielt sie uns entgegen.
»Das ist Unsinn«, erklärte Bill. »Ihr seid auf eine Person hereingefallen, die euch nur benutzen will. Das müsst ihr begreifen. Euer Auserwähltsein wird mit dem Tod enden. Und zwar mit einem Tod in einer ganz besonderen Form. Kennt ihr Reto Kirchner?«
Die Antwort überraschte uns leicht, denn Jamie sagte: »Wir haben von ihm gehört.«
»Sehr schön. Er hat das Gleiche versucht wie ihr. Auch er hat Elisa vertraut. Er ist sogar mit ihr eine Verlobung eingegangen. Und wie sieht er jetzt aus?«
»Ja, wie denn?«
Bill kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Er ist zu einem Monster geworden. Zu einer verdammten Gestalt, die nichts Menschliches mehr hat. Er ist grauenhaft. Jeder wird so schnell wie möglich fliehen, wenn er ihn zu Gesicht bekommt. So sieht es aus.«
»Wir vertrauen ihr!«
»Das können wir nicht zulassen«, sagte ich. Bei uns drängte die Zeit. Wir wollten hier nicht so lange herumstehen. Schließlich mussten Reto und Elisa gestellt werden.
Ich nickte Bill zu und hatte dabei den Kopf leicht schräg gelegt. Groß abzusprechen brauchten wir uns nicht. Wir besaßen die Waffen, und wir hofften, dass wir uns damit auch den nötigen Respekt verschaffen konnten.
Jamie war eine wichtige Person. Das wusste auch Bill. Bevor sie sich versah, hatte er sie erreicht, sie gepackt, gedreht und ihr die Mündung der Waffe gegen die rechte Stirnseite gedrückt.
Es war wirklich nicht unsere Art, eine Geisel zu holen, in diesem Fall ging es nicht anders, und mein Freund erwischte auch die richtigen Worte. »Wer sich jetzt noch falsch bewegt, ist dafür verantwortlich, dass ich Jamie eine Kugel in den Kopf jage. Und ich bluffe nicht, denn hier geht es um verdammt viel.«
Die Worte hatten gewirkt. Niemand der drei Paare bewegte sich von der Stelle.
Plötzlich kam mir die nächtliche Stille in den Bergen bedrückend vor, das war jetzt nicht mehr wichtig. Ich wollte es endlich hinter mich bringen.
»Okay, Bill«, sagte ich nur und lief den Rest der Strecke auf die kleine Hütte zu...
***
»Du bist im Licht!«
Reto Kirchner hörte die Stimme seiner Verlobten, die er wie den Gesang eines Engels empfand.
Sie hatte ihn nicht angelogen, denn er befand sich wirklich im Licht, und er bildete dort so etwas wie einen Mittelpunkt. Er konnte es genießen, auf dem anderen Weg zu sein. Er hatte die Augen weit geöffnet, weil er einen Blick in seine neue Existenz werfen wollte.
Alles um ihn herum war anders geworden, denn er hielt sich in einer hellen Insel auf, die so stark und strahlend war, dass sie keinen Blick nach außerhalb zuließ. Er blieb in diesem Gefängnis, aber er fühlte sich nicht so.
Er sah seine Umgebung mit anderen Augen, denn die gab es ebenfalls. Nur hatte sie sich verändert.
Man hatte ihr ein anderes Gesicht gegeben. Sie war hell, und sie besaß ein Zentrum, in dem eine andere Macht das Sagen hatte.
Vor ihm stand Elisa, die schöne Elisa!
Aber war sie es wirklich?
Er bekam seine Zweifel, denn die Elisa, die er kannte, sah anders aus. Er hätte jetzt Probleme gehabt, sie anzufassen, denn sie wirkte so verändert.
Durchscheinend. Ihre Haut war dünner geworden. Beine, mit Papier zu vergleichen. Im Gesicht, am Körper, überall hatte sie ihre Festigkeit und Straffheit verloren, als hätte man sie auseinander gezogen. Eine Haut, die den Blick in das Innere des Körpers zuließ, und Reto sah, was er nicht sehen wollte.
Knochen!
Ein Skelett – ihr Skelett!
Reto Kirchner dachte daran, dass auch er ein Skelett war. So jedenfalls hatte er sich gesehen, und plötzlich sah er das Gleiche bei Elisa.
Sie sprach ihn an. »Siehst du mich, Reto?«
»Ja, natürlich.«
»Aber du siehst noch mehr.«
Mit dieser Bemerkung kam er nicht zurecht. »Was hast du denn damit gemeint?«
»Ich bin alles. Ich bin Elisa, aber ich bin auch der Schamane, und in mir ist der Geist des Solares. Du siehst in mir ein Phänomen. Ich habe alles übernommen. Ich bin zu einer wahren Königin geworden. Ich bin Mensch, Schamane und Götze, und meine Kleidung ist das
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