In feinen Kreisen
die ihre Gesundheit im Krieg eingebüßt haben, oder in den großen Schlachten wie Quatre-Bras oder Waterloo…«
Er runzelte die Stirn. »Quatre-Bras? Wovon reden Sie?«, fragte er ungeduldig.
»Das war direkt vor Waterloo«, erklärte sie geduldig, obwohl sie wusste, dass sie herablassend klang. »Es ging damals nicht darum, für die Ausweitung des Empires zu kämpfen, sondern um uns gegen eine Invasion zu schützen und von einer ausländischen Macht unterworfen zu werden…«
»Ich brauche keine Lektion in Geschichte, Mrs. Monk«, erwiderte er gereizt. »Diese Männer haben ihre Pflicht getan, wie wir alle es tun. Für eine junge Frau hat die Uniform sicher einen gewissen Reiz und man neigt dazu, diese Männer zu Helden zu machen…«
»Niemand macht aus ihnen Helden, Mr. Thorpe«, korrigierte sie ihn. »Ich sorge mich um die Verletzten und Kranken, die unsere Hilfe benötigen und die, wie ich glaube, ein Recht darauf haben. Ich bin davon überzeugt, dass Sie mir als Patriot und als Christ in diesem Punkt Recht geben werden.«
Widersprüchliche Gefühle spiegelten sich auf seinem Gesicht wider, aber er hätte niemals ihre Einschätzung seiner Person korrigiert, selbst wenn er argwöhnte, dass sie eine gehörige Portion Sarkasmus enthielt.
»Natürlich«, pflichtete er ihr widerstrebend bei. »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen, Es ist sicher etwas, das wir alle gern tun würden, falls es sich als machbar erweisen sollte.« Er hatte beschlossen, nicht länger mit ihr zu streiten, sondern sie einfach hinzuhalten. Gewiss würde er über ihren Vorschlag nachdenken – bis in alle Ewigkeit.
Sie wusste, dass sie ein weiteres Mal geschlagen war. Wie oft sie sich auch an ihn wenden mochte, er würde jedes Mal lächeln, ihr zustimmen und sagen, er werde sich um mögliche Lösungen für ein bestimmtes Problem bemühen. Und sie würde ihm nie nachweisen können, dass er Unrecht hatte. Mit einem Mal konnte sie ganz deutlich nachempfinden, was es für Florence Nightingale bedeutete, vor solchen Hindernissen zu stehen, und warum sie krank geworden war.
Hester erwiderte Fermin Thorpes Lächeln. »Sie werden gewiss Erfolg haben«, log sie ihrerseits. »Ein Mann, dessen Fähigkeiten es ihm erlauben, ein Krankenhaus von dieser Größe so gut zu leiten, wird sicher auch die richtigen Argumente haben und seinen Einfluss geltend machen können, um andere von der Gerechtigkeit einer solchen Sache zu überzeugen. Wenn Sie so etwas nicht könnten, dann wären Sie wohl kaum der richtige Mann für Hampstead… nicht wahr?« Sie hätte sich eine solche Bemerkung nie erlaubt, wenn sie von ihm abhängig gewesen wäre, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen – aber das war sie gottlob nicht! Sie war eine verheiratete Frau mit einem Ehemann, der für sie sorgte, und – wie Callandra – als freiwillige Helferin hier, nicht als bezahlte Arbeitskraft. Es war ein wunderbares Gefühl.
Seine Wangen röteten sich noch mehr. »Es freut mich, dass Sie meine Position zu würdigen wissen, Mrs. Monk«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich weiß nicht immer so genau, ob Ihnen bewusst ist, dass ich tatsächlich mit der Leitung dieses Krankenhauses betraut bin.«
»Das tut mir Leid«, antwortete sie. »Man braucht sich ja nur umzusehen, um den Leistungsstandard eines Krankenhauses zu erkennen.«
Er blinzelte, denn er war sich der Doppeldeutigkeit ihrer Worte durchaus bewusst. Sein Tonfall war herablassend, als er weiter sprach. »Sie haben gewiss ein gutes Herz, Mrs. Monk, aber ich fürchte, Ihr mangelndes Verständnis für finanzielle Dinge steht der Beurteilung dessen, was machbar ist, im Weg. So sind zum Beispiel die Kosten für Medikamente weitaus höher, als Ihnen wahrscheinlich bewusst ist, und wir sind in der unglücklichen Lage, dass wir von moralisch nicht gerade integren Angestellten in einem beträchtlichen Maß bestohlen werden.« Er sah sie durchdringend an. »Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Ehrlichkeit und das Nüchternsein der Krankenschwestern hier verwenden würden, hätten wir weitaus geringere Verluste und könnten den Kranken, die sich auf uns verlassen, eine bessere Fürsorge angedeihen lassen. Richten Sie Ihre Energie auf diese Dinge, Mrs. Monk, dann werden Sie der Allgemeinheit den größten Dienst erweisen. Ehrlichkeit! Ehrlichkeit wird die Kranken von ihrem Leiden befreien und die moralisch Minderbemittelten vor den Konsequenzen ihres Handelns bewahren.« Er lächelte. Er war sehr zufrieden mit
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