In Flammen
ihrer verärgerten Miene nach zu urteilen, ging in donnerndem Getöse unter, als das Cottage, dessen vom Feuer geschwächte Balken das Dach nicht mehr tragen konnten, endlich einstÜrzte. Aus der Menge stieg ein Beifallsschrei in die Luft, und während aller Aufmerksamkeit vorÜbergehend abgelenkt war, beobachtete Siobhan, wie Peter Haversley seiner Frau verstohlen auf die Schulter klopfte.
4 Samstag, 30. Januar 1999
Siobhan hatte sich hartnäckig geweigert, Patrick zu verurteilen, wenn auch, wie sie Ian gegenÜber ehrlicherweise zugab, vor allem Rosheen und Bridey zuliebe und nicht weil sie ernsthaft glaubte, es gäbe berechtigte Zweifel an seiner Schuld. Sie konnte die Angst nicht vergessen, die sie in Rosheens Blick gesehen hatte, als sie eines Tages frÜher als sonst heimgekommen war und Jeremy Jardine an der offenen HaustÜr angetroffen hatte.
»Was tun Sie denn hier?«, hatte sie, erschrocken Über das kreidebleiche Gesicht Rosheens, zornig gefragt.
Nach einem Moment des Schweigens, der aufschlussreich genug war, hatte Rosheen stockend zu einer Erklärung angesetzt.
»Er sagt, dass wir den Mord an Mrs. Fanshaw gutheißen, indem wir uns auf Patricks Seite stellen«, berichtete Rosheen mit zitternder Stimme. »Ich hab gesagt, dass es nicht in Ordnung ist, ihn zu verurteilen, bevor das Gericht entschieden hat – Sie haben doch selbst zu mir gesagt, dass Patrick als unschuldig gilt, bis der Prozess abgeschlossen ist –, aber Mr. Jardine beschimpft mich nur.«
Jeremy hatte gelacht. »Ich verteile meine neue Weinliste«, sagte er, mit dem Daumen auf seinen Wagen weisend. »Aber ich lass mir doch nicht von einer dahergelaufenen Irin, deren Vetter ein Mörder ist, die englischen Gesetze vorhalten.«
Siobhan hatte sich zusammengenommen, weil ihre beiden Söhne vom KÜchenfenster aus die Szene beobachtet hatten. »Gehen Sie jetzt erst mal hinein«, hatte sie zu Rosheen gesagt. »Aber wenn Mr. Jardine noch einmal hier vorbeikommt, während Ian und ich außer Haus sind, rufen Sie sofort die Polizei an.« Sie hatte abgewartet, bis Rosheen sichtlich erleichtert im Haus verschwunden war. »Es ist mein Ernst, Jeremy«, hatte sie dann kalt gesagt. »Mag sein, dass das alles Sie sehr erregt, aber ich werde gegen Sie vorgehen, wenn Sie sich etwas Derartiges noch einmal erlauben. Rosheen weiß nichts, sie kann Patrick sowieso nicht helfen, Sie verschwenden also nur Ihre Zeit.«
Er zuckte die Achseln. »Sie verhalten sich ausgesprochen dumm, Siobhan. Patrick ist schuldig. Und Sie wissen es. Jeder weiß es. Jammern Sie mir bloß später nicht was vor, wenn die Geschworenen unser Urteil Über Patrick bestätigen und Sie feststellen mÜssen, dass man Sie mit den O'Riordans in einen Topf wirft.«
»Das ist ohnehin schon geschehen«, sagte sie kurz. »Wenn es nach Ihnen und den Haversleys ginge, hätte man mich bereits gelyncht, aber weiß Gott, ich gäbe viel dafÜr, dass Patrick freigesprochen wird, und sei es nur aus dem einen Grund, damit ich Sie drei den Rest Ihres Lebens in Sack und Asche gehen sehen kann.«
Ian hatte sich ihren Bericht von dem Gespräch mit besorgtem Stirnrunzeln angehört. »Es wird Patrick Überhaupt nicht helfen, wenn er freigesprochen wird«, hatte er gewarnt. »Keiner hier wird glauben, dass er es nicht getan hat. 'Berechtigte Zweifel' hört sich vor Gericht ganz gut an, aber in Sowerbridge interessiert das keinen Schwanz. Er wird niemals hierher zurÜckkommen können.«
»Ich weiß.«
»Dann halte dich ein bisschen zurÜck«, hatte er geraten. »Wir werden fÜrs Erste weiter hier leben, und ich möchte nicht, dass die Jungen in einer Umgebung aufwachsen, die voller Feindseligkeit ist. NatÜrlich sollst du Bridey und Rosheen unterstÜtzen –« er hatte sie mit einem Lächeln liebevollen Spotts angesehen –»aber tu mir den Gefallen, Shiv, und zÜgle dein irisches Temperament. Ich bin nicht Überzeugt, dass Patrick es wert ist, seinetwegen einen Krieg zu entfachen, schon gar nicht mit unseren engsten Nachbarn.«
Gute Ratschläge, aber schwer zu befolgen. Die allgemeine Voreingenommenheit gegen die Iren war so offenkundig, dass Siobhan es auf die Dauer nicht schaffte, den Mund zu halten. Und so brach schließlich doch der Krieg aus. Es geschah bei einem der langweiligen Abendessen der Haversleys im Malvern House, denen man sich nicht entziehen konnte, ohne dicke LÜgen zu erfinden, sodass es einfacher war, in den sauren Apfel zu beißen und hinzugehen.
»Sie beobachtet von ihrem Fenster aus
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