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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Chandagnac auf. » Komm zu uns, übernimm unsere Ziele als deine eigenen oder lass dich in diesem Augenblick und auf der Stelle töten.«
    Chandagnac drehte sich zu Beth Hurwood um, aber sie flüsterte ihrem Vater, der sie nicht einmal wahrzunehmen schien, etwas zu. Er schaute an den beiden vorbei und sah die breite Gestalt von Leo Friend, der die Stirn runzelte – wahrscheinlich enttäuscht darüber, dass Chandagnac noch lebte. Chandagnac hatte sich noch nie verlassener und ungeschützter gefühlt. Plötzlich vermisste er seinen Vater ganz schrecklich.
    Er wandte sich wieder zu Davies um. » Ich werde mich euch anschließen.«
    Davies nickte nachdenklich. » Das ist die übliche Entscheidung«, stellte er fest. » Ich war mir nicht ganz sicher, ob es auch die deine sein würde.«
    Hanson stand auf und betrachtete zweifelnd den Verband, mit dem er seinen Anführer verarztet hatte. » Das ist alles, was ich für dich tun kann, Phil«, sagte er. » Bitte Mylord Hurwood, dafür zu sorgen, dass es aufhört zu bluten und nicht brandig wird.«
    Chandagnac sah Hanson überrascht an. Gewiss, dachte er, meinst du Leo Friend. Philosophie schließt keine Wunden.
    Als Hurwood seinen Namen hörte, tauchte er aus seinem Tagtraum auf und sah sich blinzelnd um. » Wo ist Thatch?«, fragte er überlaut. » Er sollte hier sein.«
    » Er wird dieses Jahr später kommen«, antwortete Davies, der sich nicht einmal die Mühe machte zu versuchen, den Kopf zu drehen und Hurwood anzusehen. » Er ist gerade oben in Charles Town, um alles zu besorgen, was Ihr wolltet. Wir werden ihn in Florida treffen. Jetzt kommt her und tut etwas, damit ich nicht an dieser Stichwunde sterbe.«
    Beth hob zu sprechen an, aber Hurwood bedeutete ihr zu schweigen. » Er hat Euch den Zeiger überlassen?«, fragte er, offensichtlich wenig erfreut.
    Davies verzog das Gesicht. » Diesen mumifizierten Hundekopf? Aber sicher. Und der hat tatsächlich gestern angefangen, in seinem Eimer voller Rum zu zischen und sich zu drehen, und sich erst gegen Mittag wieder beruhigt und stur nach Südost gedeutet. Danach hat er sich nur noch geregt, wenn wir den Kurs geändert haben, so dass wir ihm einfach folgen konnten.« Er zuckte die Achseln, so gut er das vermochte. » Er hat uns zu Euch geführt, das ist wohl wahr, aber davon abgesehen ist es wirklich ein ekliges Ding. Ein fauliger Rest. Ich hatte große Mühe, die Ratten daran zu hindern, ihn aufzufressen.«
    » Verflucht sei Thatch, dieser Wahnsinnige!«, explodierte Hurwood. » Wie kann er gewöhnlichen Räubern so einen ausgeklügelten Mechanismus anvertrauen! Wenn die Ratten diesen Zeiger auch nur angerührt haben, dann werde ich dafür sorgen, dass sie Euch mit Haut und Haaren verschlingen, Davies. Was glaubt Ihr, Ihr leichtsinniger Narr, wie oft zweiköpfige Hunde geboren werden? Schickt auf der Stelle einen Mann zurück auf Euer Boot, damit er ihn holt.«
    Davies lächelte und legte sich aufs Deck. » Nuuuun«, sagte er, » nein. Ihr könnt die andere Hälfte Eures widerlichen Paares haben, sobald ich auf New Providence so gesund an Land gegangen bin, wie ich es vor einer Stunde war. Wenn ich mich bis dahin nicht vollkommen erholt habe, werden meine Jungs das gottverdammte Ding verbrennen. Habe ich recht?«
    » Du sagst es, Phil!«, rief einer der Piraten, und die anderen nickten alle glücklich.
    Hurwood warf einen wütenden Blick in die Runde, ging aber zu Davies hinüber und kniete sich neben ihn. Er betrachtete den Verband, hob ihn an und spähte darunter. » Hölle, Ihr könntet Euch sehr gut ohne meine Hilfe erholen«, bemerkte er, » aber um der Sicherheit meines Paars von Zeigern willen werde ich dafür sorgen, dass Ihr es auf alle Fälle tut.« Er begann in den tiefen Taschen seiner knielangen Jacke zu stöbern.
    Chandagnac schaute links hinter sich. Chaworth’ Leiche rollte in der Sonne mit dem Schlingern des Schiffs hin und her, und eine ausgestreckte Hand wurde dabei so gedreht, dass einmal die Handfläche, einmal der Handrücken nach oben zeigte. Es war eine seltsam philosophische Geste. Es kommt und geht, schien die Bewegung anzudeuten, gut und schlecht, Leben und Tod, Freude und Entsetzen, und nichts sollte einen überraschen.
    Chandagnac fand das auf peinliche Weise ungehörig, als hätten sie den Toten mit heruntergelassenen Hosen liegen lassen, und er wünschte, irgendjemand würde die Hand in eine passendere Position schieben. Er wandte den Blick ab.
    Da er noch nie mit angesehen hatte, wie ein

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