In fremderen Gezeiten
sich ruckartig durch die Luft auf das Fenster zu, und ihre Bewegungen entsprachen genau denen, die der Alte mit seinen Händen vollführte. Das Ladenmädchen war in der gegenüberliegenden Ecke auf Händen und Knien zu beschäftigt damit, sich heftig zu übergeben, um die schwebende Pastete wahrzunehmen, und alle paar Sekunden ließ der Alte die Pastete innehalten, während er kichernd andere Gesten machte, die aus der Ferne die Kleider des Mädchens in Unordnung brachten.
Ungeheuer erregt war Friend von der Kiste geklettert und hatte sich versteckt, und einige Minuten später war er dem alten Mann gefolgt, der mit dem gestohlenen Kuchen wohlgemut davonstolzierte. Der Junge ließ den Mann den ganzen Tag nicht mehr aus den Augen und beobachtete, wie er sich zu einer Mittagsmahlzeit und einem Bier verhalf und dafür sorgte, dass einer Reihe hübscher Mädchen die Röcke über die Köpfe flatterten. Das Ganze brachte er einfach mit Gesten und Gemurmel zustande, und der Atem des kleinen Leo Friend ging schnell und flach, als klar wurde, dass keiner der Leute, die der alte Mann bestahl oder denen er einen Streich spielte, begriff, dass der grinsende, zwinkernde alte Vagabund dafür verantwortlich war. Am Abend brach der Alte dann das Schloss eines unbewohnten Hauses auf und zog sich mit einem gewaltigen Gähnen dorthinein zurück.
Friend war am nächsten Morgen vor dem Haus und ging mit dem größten, prächtigsten Kuchen, den er mit dem Geld aus der Haushaltskasse seines Vaters hatte kaufen können, auf und ab. Es war ein Anblick, der in jedem Liebhaber von Süßigkeiten eine unbändige Lust wachrufen musste, und der Junge hatte sorgfältig den Zuckerguss wiederhergestellt, um alle Beweise zu verbergen, dass er sich an dem Kuchen zu schaffen gemacht hatte.
Nach anderthalb Stunden des Auf und Ab schmerzten seine dicklichen Arme grausam von der Tortur, den schweren Kuchen zu halten. Endlich sah der kleine Friend den alten Mann auftauchen; er gähnte wieder, trug jetzt jedoch einen bunten Samtmantel mit Taftfutter. Friend hielt den Kuchen ein wenig höher, als er diesmal vorbeiging, und er jubilierte, als gleichzeitig plötzlich einsetzende Krämpfe seinen Magen zusammenzogen und der Kuchen aus seinen Händen aufwärts schwebte.
Der Junge krümmte sich unter dem Krampf und rollte übers Pflaster, aber er zwang sich, trotz des Schmerzes die Augen zu öffnen und den schwebenden Kuchen zu beobachten; der Kuchen erhob sich gerade in die Luft, bewegte sich dann ein wenig und ging auf der anderen Seite des Hauses nieder. Der kichernde alte Mann kehrte ins Haus zurück und Friends Krämpfe ließen nach. Der Junge rappelte sich hoch, humpelte zur Vordertür hinauf und schlich sich in das Haus.
Er hörte den alten Mann im Nebenzimmer geräuschvoll den Kuchen verschlingen, und Friend wartete in der staubigen Eingangshalle, bis das Schmatzen abbrach und das Wimmern begann. Dann trat er kühn in den nächsten Raum und sah, wie der Alte sich zwischen unkenntlichen, weil von Laken verhängten Möbelstücken am Boden wälzte. » Ich habe die Medizin versteckt«, bemerkte der Junge. » Sagt mir, wie Ihr Eure Magie wirkt, und ich werde sie Euch überlassen.«
Er musste seine Worte einige Male lauter wiederholen, aber schließlich hatte der alte Mann verstanden. Stockend und unter reichlichen, ausdrucksstarken Gesten, wenn sein jämmerliches Vokabular ihn im Stich ließ, hatte der Greis dem Jungen die Grundlage für den Austausch erklärt, der jeder Zauberei zugrunde lag – ein Konzept, das gleichzeitig einfach und doch auf den ersten Blick so wenig offensichtlich war, ähnlich wie der Gebrauch eines festen Widerlagers, eines Blocks mit einer Seilscheibe und eines Seils, um die Zugkraft dramatisch zu verstärken. Der Junge begriff schnell, aber er bestand darauf, dass der Alte ihn tatsächlich lehrte, Dinge aus der Ferne zu bewegen, bevor er das Gegenmittel holte; und nachdem der Junge erfolgreich ein Sofa so heftig gegen die Decke gestoßen hatte, dass der Stuck Risse bekam, hatte der alte Mann ihn angefleht, seinem Schmerz ein Ende zu machen.
Friend hatte lachend gehorcht und war dann nach Hause gehüpft; den elenden Leichnam hatte er zurückgelassen, damit die Bewohner des Hauses ihn fanden, wann immer sie zurückkamen.
Doch als er älter wurde und die Unterlagen über die alte Magie studierte – alles so quälend übereinstimmend von Kultur zu Kultur! –, war er zu der bitteren Erkenntnis gelangt, dass die wirklich
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