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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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Two‐up‐Club.
    Am Tor ließ man ihn ohne Fragen ein, und er ging
    direkt in den Wettraum. Die Menge schien die gleiche zu sein; wenn sich etwas verändert hatte, dann die Temperatur: Der Raum war heißer als vorher, der Rauch dicker.
    Grant war einigermaßen ruhig. Der Gedanke zu spielen
    hatte jetzt nichts Erheiterndes mehr an sich. Er wußte, daß
    er eine reelle Chance hatte zu bekommen, was er wollte, und er würde diese Chance ergreifen.
    Er brauchte etwa fünf Minuten, um sich den Weg an
    den Ring zu bahnen, und während er behutsam nach vorne
    drängte, beschloß er, diesmal auf Kopf zu setzen.
    Auf der Bank machte ein Mann einen Platz frei, der offenbar ein Vermögen gewonnen hatte, und Grant setzte
    sich hin.
    Der Spielleiter trat zum Spieler, der neben Grant saß,
    und bot ihm das Holzstück an. In Bundanyabba war es üblich, daß die Münzen der Reihe nach von den Spielern auf der Seitenbank des Ringes geworfen wurden.
    Der Spieler schüttelte den Kopf, und der Spielleiter bot Grant den Kip an.

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    An den Impuls, der ihn dazu bewegte, das Holzstück zu
    nehmen und dem Spielleiter in die Mitte des Ringes zu fol‐
    gen, sollte sich Grant für den Rest seines Lebens erinnern.
    Normalerweise hätte es ihn peinlich berührt, im Mittel‐
    punkt des Geschehens zu stehen, aber er wußte, daß die Aufmerksamkeit der Spieler den Münzen galt und nicht
    dem Werfer.
    «Wieviel?» wollte der Spielleiter wissen.
    Grant hatte nicht die Absicht, seine Qual zu verlängern: Die Chancen standen nun mal fünfzig zu fünfzig, und das galt für einen Wurf genauso wie für mehrere.
    «Zweihundert», sagte er und zog das Geld aus seiner
    Tasche.
    Der Spielleiter zählte es flüchtig.
    «Zweihundert», rief er, und Scheine wurden in den
    Ring geworfen.
    Grant stand lässig da, das Holzstück in der Hand.
    «Die Mitte ist gesetzt», rief der Spielleiter, und die Sei-tenwetten begannen.
    Grant hatte das Gefühl, von Geld umgeben zu sein, das
    aber noch in weiter Ferne lag, abgesehen vom Stapel der vierhundert Pfund, den er mit der Schuhspitze berühren
    konnte.
    «Haben alle gesetzt?» rief der Spielleiter.
    Die Stimmen verstummten.
    «Gut! Wirf!»
    Ungeschickt ließ Grant die Münzen in die Luft schnel‐
    len.
    Ein Augenblick geistiger Umnachtung.
    «Sie sind geteilt!» rief der Spielleiter im nächsten
    Augenblick und hob die Münzen auf.
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    Grant wußte nicht, was das bedeutete, und erst als der Spielleiter die Münzen wieder auf den Kip legte, begriff er, daß er einen Kopf und eine Zahl geworfen hatte, was nicht zählte.
    Er hatte plötzlich die Eingebung, daß seine Entschei‐
    dung, auf Kopf zu setzen, falsch war. Als Werfer mußte er auf Zahl wetten. Aber er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, weil der Spielleiter ihn aufforderte zu werfen.
    Wieder ließ er die Münzen in die Luft schnellen.
    Am Boden zeigte zweimal Kopf nach oben. Zweimal
    Kopf! Vierhundert Pfund! Aber so, wie ein grelles Geräusch einen erfreulichen Traum stört, sagte der Spielleiter: «Kein Wurf! Wetten abgebrochen. Kein Wurf! Behaltet euer
    Geld!»
    Der Spielleiter hob die Münzen auf und legte sie auf den Kip in Grants zitternder Hand zurück.
    «Wirf sie über deinen Kopf, Kumpel.»
    Genervt warf Grant die Münzen noch einmal in die
    Luft. Er versuchte, ihrem Flug zu folgen, verlor sie gegen das blendende Licht der elektrischen Lampe aber aus dem Blick.
    Wo waren sie?
    Zu seinen Füßen wurde gebalgt, und die Geldscheine,
    die vierhundert Pfund, waren weg, der Spielleiter hatte
    Zahl gerufen, und Grant ging aus dem Ring und hatte nicht
    einmal mitbekommen, wie die Münzen fielen.
    Summende Taubheit ergriff seinen Körper, und er
    fürchtete, die anderen Spieler könnten ihm seinen inneren Zusammenbruch ansehen. Seine Gesichtsmuskeln waren so
    angespannt, daß er das Gefühl hatte, Grimassen zu schneiden; bestimmt zuckten seine Wangen. Er lehnte sich an

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    eine Wand, rauchte hastig, versuchte, über sich selbst zu lachen, verfluchte sich und wünschte, er wäre nie in die Nähe dieses Orts gekommen. Er mußte von hier weg, die
    Gefahr war ja noch nicht vorbei. Der Teil seines Bewußtseins, dem die körperliche Verwirrung nichts anhaben
    konnte, wiederholte: Es spielt keine Rolle. Du hast nur zweiundzwanzig Pfund und zehn Schilling verloren. Du
    hast es riskiert, und es ist nicht geglückt. Du hast es begrif‐
    fen, bevor du das Risiko eingegangen bist. Du bist nicht schlechter dran, als wenn du die zweiundzwanzig Pfund
    gleich am

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