In Furcht erwachen
...»
«Ach, trinken Sie Ihr Bier, Mann. Warum genießen Sie’s
nicht einfach?»
«Doch, aber hören Sie, ich muß wirklich etwas unter‐
nehmen.»
«Darüber denken wir später nach; jetzt trinken Sie Ihr
Bier, Mann, und hören Sie auf, sich Sorgen zu machen.»
Das Haus vibrierte unter schweren Schritten auf der
Veranda. Hynes, dessen Gesicht sich erhellte, rief: «Kommt rein, Jungs, kommt rein!»
Zwei riesige Männer, etwa dreißig, in Hemden mit of‐
fenem Kragen, bauten sich in der Türöffnung auf.
«Tag, Tim», sagten sie und: «Tag, John», als sie Grant vorgestellt wurden.
Hynes lief aus dem Zimmer, um weitere Gläser zu ho‐
len, und Grant befiel eine schreckliche Vorahnung, als einer
der Männer auch schon bemerkte: «Neu hier in Yabba,
John?»
Aber Hynes kam zurück, bevor er alles noch einmal
durchmachen mußte.
Hynes und seine zwei Freunde redeten durcheinander
und tauschten die unbeholfenen Beleidigungen aus, die
man hier im Westen als Schlagfertigkeit durchgehen ließ.
Abgesehen von einigen geringfügigen Abweichungen
in den Gesichtszügen, sahen die Neuankömmlinge nahezu
identisch aus, bis hin zu den Büscheln aus dickem, gekrau-stem Haar, das sich zwischen ihren Kehlen und Hemden
ausbreitete.
Eines Tages, dachte Grant, würde er ein Vermögen da‐
mit machen, solche Haarbüschel maschinell zu produzie‐
ren und wie Krawatten zum Verkauf anzubieten.
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Die beiden Männer waren offenbar Minenarbeiter, die
mit Hynes arbeiteten. Einer hieß Dick, der andere Joe;
allem Anschein zum Trotz waren sie keine Brüder, ja noch nicht einmal entfernt verwandt miteinander.
Unter Minenarbeitern hatte sich Grant bisher schmut‐
zige Männer vorgestellt, die aus der Erde auftauchten wie Maulwürfe, blinzelten, die Köpfe schüttelten und wahrscheinlich einen walisischen Akzent hatten.
Diese beiden hier waren gut geschrubbte Exemplare
mit dem nasalen Tonfall, den Menschen bekommen, die
wegen des Staubes unfähig sind, ihren Mund allzuweit zu öffnen.
Grant ließ zu, daß sein Glas aufgefüllt wurde, und dann, überrascht, daß es schon wieder leer war, ließ er sich gleich
noch einmal nachschenken. Hynes schien ihn vergessen zu
haben, er war in eine Unterhaltung vertieft, die Grant zum größten Teil nicht verstand und die sich um ein Rudel
Windhunde drehte, das den beiden Kumpels gemeinsam
gehörte.
«Lassen Sie die Hunde Rennen laufen?» erlaubte sich
Grant dazwischenzufragen.
Dick schaute ihn an, als sei er überrascht, daß er immer noch da war.
«Was denn sonst?» sagte er und wandte sich wieder
Hynes zu.
Grant konzentrierte sich auf seine Zigarette und fragte
sich, bereits verschwommen, wie er am besten die Flucht antreten sollte − und wohin er fliehen konnte. Aber da es darauf keine richtige Antwort gab, blieb er sitzen.
Nach einer Weile machte er die Augen zu, und die
Stimmen wurden zu einem gleichmäßigen, unablässigen
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Summen. Einem warmen Summen, wie von Bienen, sehr
großen Bienen, an einem heißen, sehr heißen Tag.
Sinken, sanft sinken, gerade genug, um im Bewußtsein
zu behalten, daß es angenehm war unterzugehen, hinab in eine verschwommene Wärme, mit schweren, sehr schweren Gliedern und dem Gefühl zu zerfließen, auszulaufen
und langsam nach unten zu sinken, ohne jede Angst.
«Wenn Sie sich nicht gerade hinsetzen, verschütten Sie
das Bier.»
Janette saß auf einem Hocker in der Nähe seines Sessels.
Grant schüttelte mit mahlendem Kiefer den Kopf, be‐
müht, den Nebel zu vertreiben, der von seinem Hirn und seinem Körper Besitz ergriffen hatte. Der Nebel verzog sich
langsam, widerstrebend und schmerzhaft.
«Tut mir leid», sagte er, «bin wohl eingenickt.»
Hynes und seine Freunde unterhielten sich weiterhin
angeregt über Hunde und schienen nichts bemerkt zu ha‐
ben.
Janette war keine Hilfe. Sie saß einfach nur da, unge‐
rührt und ohne etwas zu erwarten.
Grant nahm einen großen Schluck Bier und versuchte
ein Lächeln. Es klappte nicht, weil sein Gesicht nicht richtig
reagierte.
Aber verflucht noch mal, es gab ein Maß für die Demü‐
tigungen, die er ertragen konnte.
Er sprang auf die Füße und sagte ein wenig zu laut: «Ich mach mich dann mal auf den Weg, Tim, danke für die
Gastfreundschaft. »
Die drei Männer unterbrachen ihr Gespräch und sahen
ihn an. Die Gesichter der jungen Männer waren ausdruckslos, Hynes dagegen wirkte bestürzt; er wußte nicht, wie er 75
sich Grant gegenüber
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