Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
Vom Netzwerk:
verschwommen. Ach, Robyn, Robyn
    mit den kühlen weißen Röcken.
    «Außerdem weiß ich genau wie die meisten Männer,
    die sie getroffen haben, wie sie im Bett ist. Sie ist gut, verdammt gut.»
    Für Grant klang das nicht nach der Wahrheit. Tydon
    kam ihm vor wie ein schmutziger kleiner Psychopath,
    der weder Arzt noch mit Janette im Bett gewesen war.
    Er nahm sogar an, daß mit ‹Bett› der nackte Flecken in dem Gestrüpp zwischen der Stadt und der Mine gemeint
    war.
    «Ich hab sogar mal dran gedacht, sie zu heiraten.»
    Tydons Tonfall war wütend, so als müßte er jemanden in einem bitteren Streit bezwingen, «aber ich halte es mit keiner Frau lange aus. Trotzdem bring ich sie wohl bald wieder für ein Weilchen hier raus.»
    Großartig, dachte Grant, wundervoll. Und was machte
    96
    er? Aufstehen und in die Sonne hinausstaksen? Über den
    heißen Staub in die Stadt stolzieren? Und danach die Stra‐
    ßen hinauf und hinunter, bis er vor Hitze tot umfiel?
    Nein, er blieb hier sitzen und ließ es über sich ergehen, daß Tydon ihm sein Sexualleben erzählte, sein angebliches Sexualleben oder eher sein angebliches Leben, das zweifellos sexy war ... er verlor den Faden.
    Tydon redete immer noch.
    «Aber was ist falsch an einer Frau, die sich einen Mann nimmt, wenn ihr danach ist?»
    «Ich ... weiß wirklich nicht.»
    «Du weißt es nicht, weil nichts daran falsch ist, gar
    nichts. Es ist eine verdammt vernünftige, zivilisierte Art, sich zu benehmen.
    Und doch gibt es Leute, die Janette eine Schlampe nen‐
    nen. Frauen, die gern so wären wie sie, und Männer, von denen sie sich nicht hat flachlegen lassen.»
    «Kommen Sie auch mit auf die Jagd?»
    «Ja. Sex ist genau wie essen oder schlafen oder töten.
    Etwas, das man macht, weil man muß oder weil man will.
    Trink noch was. Und trotzdem wird um Sex aus Gott weiß welchem Grund seit Jahrhunderten ein Geheimnis und ein
    Riesenwirbel gemacht.»
    «Danke.» Für heute mußte das der letzte Drink bleiben.
    Tydon saß zusammengekrümmt auf seiner Kiste und
    machte spasmische kleine Bewegungen mit den Hüften, als
    zucke er vor Schmerz.
    Grant bemerkte, daß die Kopfschmerzen durch etwas
    ersetzt worden waren, das noch schlimmer war: eine sum‐
    mende Vibration, die an der Spitze seiner Wirbelsäule begann, sich bis ganz oben in seinem Schädel ausbreitete, um

    97
    sich dann wieder in seinem Körper nach unten zu bewegen.
    Das, dachte er, war zweifellos das ‹Aufpeppen›, das Ty‐
    don versprochen hatte.
    Er wünschte, er hätte die Pille nicht genommen.
    Tydon, der die ganze Zeit zuckte, redete unaufhörlich
    über Janette; jedesmal, wenn er ihren Namen nannte, verzog sich sein Gesicht. Er redete über Sexualhygiene, Ge-schlechtskrankheiten, Empfängnis, Fehlgeburten, Abtrei‐
    bung und über Homosexualität (über Homosexualität
    werde viel Unsinn geredet, dabei sei nichts Falsches daran, obwohl er selbst nicht schwul sei), Geschlechtsorgane sowie den Einfluß ihrer Größe auf den Beischlaf. Und er redete über Janette, Janette, Janette.
    Als draußen ein Auto vorfuhr, kam sich Grant vor, als
    werde er aus öder, widerwärtiger Gefangenschaft befreit.
    Eine Hupe ertönte, ein Hund bellte, und eine Stimme rief:
    «Kommen Sie, Doc!»
    Tydon ging zur Tür.
    Grant schreckte vor dem Lichtblock zurück, der in den
    Raum fiel.
    «Kommt rein, bin gleich soweit.»
    Es gab einen Tumult, als die Männer draußen aus dem
    Auto stiegen und den Hund davon abhielten, ihnen zu folgen. Dann standen sie in der Hütte, groß, ungestüm, dröhnend, ohne sich die Ausschweifungen der letzten Nacht an‐
    merken zu lassen. Aber wahrscheinlich hatten sie sich nicht
    ganz so gehenlassen wie Grant.
    «Hallo, John!» riefen sie. «Fühlst dich lausig, was?
    Nimm einen Schluck, Junge, nimm einen Schluck! Vor‐
    wärts, Doc, kommen Sie schon.»
    Tydon hatte einen selbstgezimmerten Schrank geöffnet
    98
    und ein Gewehr herausgenommen, das sehr leistungsfähig
    aussah.
    «Wir haben eine Kanone für dich, John», sagten die
    Minenarbeiter. «Ist fünf Jahre nicht gebraucht worden,
    könnte dir also den Kopf wegblasen.»
    «Ha, ha, ha!»
    «Kommen Sie, Doc, raus hier.»
    Und dann waren sie aus der Hütte und stiegen in einen großen Amerikaner. Der größte Teil der Bevölkerung von
    Bundanyabba hatte offensichtlich eine Vorliebe für ameri‐
    kanische Autos der unterschiedlichsten Jahrgänge.
    Grant öffnete die Fondtür und blickte in das Gesicht
    eines riesigen Windhundes, der

Weitere Kostenlose Bücher