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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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die anderen
    ins Freie taumelten. Im Staub hinter dem Auto zappelte ein
    graues Bündel.
    Als er den anderen folgte, sah er, wie Dick ein Messer mit langer Klinge aus der Scheide an seiner Seite zog, niederkniete und dem Tier die Kehle durchschnitt.
    «Lohnt sich nicht, daß wir es ausnehmen», sagte Dick.
    Das Känguruh war bei dem Aufprall aufgerissen worden
    und hatte seine Eingeweide über ein Dutzend Meter hinter sich hergezogen. Sein Körper war so stark zerschmettert, daß alle paar Zentimeter Knochen aus der Haut stachen,
    weiß und glänzend.
    Joe und Dick gingen zurück, um sich den Schaden am
    Auto anzusehen, aber Tydon blieb zurück, zog sein eigenes Messer und kastrierte den Kadaver fein säuberlich.
    Grant sah ihm verblüfft zu, und Joe erklärte: «Doc ißt sie. Er findet, sie sind der beste Teil des ganzen Viehs.»
    Grant dachte vage an das Gehackte, das Tydon ihm
    heute nachmittag vorgesetzt hatte.
    Tydon ließ den Hodensack in seine Tasche gleiten, dann
    gingen auch sie zum Auto hinüber.
    Der Kühlergrill war leicht verbeult, die Stoßstange hatte eine ziemlich tiefe Delle. Darunter konnten sie graue Fell-stücke auf dem Gehäuse des Getriebes sehen.
    Sie stiegen ein, und Dick fuhr zu der Stelle, wo der
    Windhund dem anderen Kadaver zusetzte.
    «Auch ein Reinfall», sagte Joe.

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    Das Känguruh hatte anscheinend eine Krankheit ge‐
    habt, denn Hinterteil und Bauch waren überzogen mit
    schwarzem Schorf.
    Joe zerrte den Hund weg und verfrachtete ihn ins Auto.
    Jetzt roch er nach Blut und totem Känguruh.
    Das Tier kuschelte sich an Grant.
    Das Pulsieren in seinem Kopf, das er in der Hütte be‐
    merkt hatte, war zu einem heftigen Trommeln geworden,
    das seinen ganzen Körper durchdrang. Er fühlte sich unna-türlich wachsam, als verspürte er fortwährend die körperliche Reaktion auf eine eben bemerkte Gefahr.
    «Was war in der Pille, die Sie mir gegeben haben?»
    fragte er Tydon, als sie weiterfuhren.
    «Benzedrin, unter anderem», sagte Tydon. «Noch
    eine?»
    «Nein danke.»
    Zumindest eine Sache stand jetzt fest, dachte Grant.
    Wenn diese Jagdepisode vorbei war, kehrte er auf keinen Fall in Tydons Hütte zurück.
    Tydons sexuelle Besessenheit konnte er aushalten;
    die Hitze mußte sowieso ertragen werden; Tydons Atem
    war schädlich, aber auszuhalten; das Gerede des Mannes
    war entsetzlich, doch für eine bestimmte Zeit wahr‐
    scheinlich erträglich − eine Mahlzeit aus Känguruh‐
    hoden jedoch war eindeutig zuviel. Bevor er weiterhin bei Tydon bliebe, würde er sich eher zu Fuß nach Sydney auf-machen.
    Joe kramte auf dem Boden des Autos herum und kam
    mit einer zweiundzwanziger Büchse wieder hoch.
    «Die ist für dich», sagte er zu Grant.
    «Ah, danke.» Es schien eine ziemlich anständige Waffe
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    zu sein. Einzelschuß, mit stark vernarbtem Schaft, aber offenbar ungezeichnetem Lauf.
    Joe reichte ihm eine große Handvoll Patronen.
    «Ist genug davon da, wenn du mehr willst. Weißt du,
    wie man das Ding gebraucht?»
    «Ja, danke.» Grant betätigte den Lademechanismus.
    «Schon mal geschossen?»
    «Ach, an der Küste, ab und zu ein paar Kaninchen.»
    Eine Erschütterung ging durch das Auto, der Hund flog
    gegen das Dach, kam wieder herunter und knallte mit dem Kiefer auf den Lauf des Gewehres.
    «Sind hier alle Straßen so?»
    «Die hier ist nicht schlecht. Du solltest mal die in Mun-dameer sehen.»
    «Wohin fahren wir jetzt?»
    «Zu einem Ort außerhalb von Yindee, den wir kennen.
    Dort wimmelt es von Känguruhs.»
    «Schießen wir im Dunkeln?»
    «Scheinwerfer. Wir haben einen wunderbaren dabei.»
    Die Sonne ging unter, sie fiel unter einen wolkenlosen
    Horizont und glühte rot durch den Staubschleier tief am Boden; im Osten schmolz die Prärie in violett‐schwarzen
    Farben.
    Die Ortschaft Yindee platzte unvermittelt aus der in der Dämmerung versunkenen Landschaft. Sie bestand aus
    einem langen, sehr langen, niedrigen Hotel.
    Sie hielten direkt vor der Tür, trampelten über die un-vermeidliche Holzveranda, und schon schrie Dick nach vier
    Bier.
    «Da ist ein Fuchs», sagte Joe.
    Sie sahen, wie er etwa fünfzig Meter die Straße hinunter 107
    im schwindenden Licht durch den Staub trottete, als habe er ein Ziel.
    Betont beiläufig gingen Tydon, Joe und Dick zum Auto
    zurück. Grant folgte ihnen.
    Die anderen nahmen ihre Gewehre heraus, Grant griff
    sich seines. Ihre Gewehre krachten, während Grant seines immer noch lud.
    Der Fuchs drehte sich ruckartig um und hoppelte

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