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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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sozusagen den gesamten
    hinteren Teil des Wagens beanspruchte und dessen Beine
    über die Vordersitze und aus den Fenstern hingen. Seine große, sabbernde Zunge war überall. Und sie tropfte.
    Trotzdem gefiel Grant das gelb‐rehbraun gefleckte Un‐
    getüm − es war das erste Lebewesen, das er in Bundan‐
    yabba traf, das einigermaßen unkompliziert zu sein schien und bei dem er sicher sein konnte, daß es nicht mit ihm reden würde.
    Er drängte sich gegen das knochige, nachgiebige
    Knäuel Hund und machte sich auf dem Rücksitz Platz. Joe oder Dick, er war sich nicht sicher, welcher der beiden es nun war, zwängte sich neben ihn. Tydon stieg vorne ein, der andere Minenarbeiter übernahm das Steuer.
    Nun waren sie also auf dem Weg, vier Männer und ein
    Hund, die gemeinsam in der Hitze schmorten.
    Wer auf einer Straße im Westen unterwegs ist, reist
    mit einer Fahne aus Staub, die von den Reifen aufgewirbelt wird und in einem Trichter wegrollt, der sich auflöst 99
    und die Luftströme anzeigt, die das Auto in Bewegung
    gesetzt hat. Außerdem dringt immer eine Menge Staub
    durch die Fenster, Staub, der sich in den Haaren und in den Kleidern, vor allem aber in den Augen und in der
    Kehle festsetzt.
    Die Hitze ist unvorstellbar, so weit die Fenster auch of-fenstehen mögen, der Schweiß fließt über den Körper in
    die Socken, und sobald ein paar Leute im Auto sind, mischt
    sich ihr Körpergeruch aufs unangenehmste.
    Genauso war es auch mit Grant, Tydon, Joe und Dick
    sowie dem gelb‐rehbraun gefleckten Hund, nur daß der
    Hund nicht schwitzte. Sein Maul stand abscheulich weit of‐
    fen, er keuchte röchelnd, und seine Zunge hing heraus,
    tropfte und roch. Und wie sie roch, Herr im Himmel!
    Der Minenarbeiter fuhr in schnellem Tempo auf der an‐
    gedeuteten Straße, der Wagen hüpfte über Furchen und
    schwenkte in den Verwehungen aus weichem Staub heftig
    hin und her.
    Die Straßen des Westens werden von Dämmen durch‐
    schnitten, die in der Hoffnung gebaut worden sind, den
    Regen, der vielleicht irgendwann fallt, in eine brauchbare Richtung zu leiten.
    In dem flachen Land sieht man diese Dämme erst, wenn
    man sie fast erreicht hat. Und wenn man mit sechzig Meilen die Stunde fahrt, bleibt nicht die Zeit abzubremsen, be‐
    vor sie direkt vor einem sind; die Vorderräder schießen für einen Augenblick in die Luft, das Auto schlägt krachend zwei Fuß tiefer auf, rast auf der anderen Seite des Dammes hoch und donnert dann erneut auf die Straße.
    Für die Sprungfedern war das Ganze ein höllisches
    Spiel, und Grant glaubte bei jedem Mal, er müsse sterben.
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    Der große Hund wurde dann stets gegen das Dach des
    Autos gedrückt und plumpste wieder hinunter, und zwar
    mehr oder weniger auf Grant. Die Einsicht, daß die Situation einer Farce glich, war in diesem Augenblick ein
    äußerst schwacher Trost.
    Grant war in der unmöglichen Position eines Mannes,
    der ein überwältigendes Problem hat, das er unbedingt
    lösen muß, dem aber die Nerven fehlen, das auch nur an-satzweise zu versuchen.
    Irgendwann mußte er wohl oder übel darüber nach‐
    denken, wie er nach Sydney kam oder was er sonst tun
    sollte. Aber nicht jetzt, nicht gerade jetzt.
    «Wir trinken besser was in Yindee», sagte der Fahrer.
    «Wenn wir das machen, Dick, ist es nachher dunkel»,
    sagte der Minenarbeiter neben Grant − Joe, wie Grant mitt‐
    lerweile herausgefunden zu haben meinte.
    «Na und?»
    «Dann müssen wir den Hund mitnehmen.»
    «Wir werden etwas auftreiben, bevor wir in Yindee
    sind.»
    «In Ordnung.»
    Grant fühlte sich verpflichtet, seinen Beitrag zu der
    Unterhaltung zu leisten.
    «Wo», fragte er, «ist Yindee?»
    «Etwa sechzig Meilen außerhalb von Yabba», sagte Joe.
    Grant fragte sich, ob es Joe oder Dick war, den er gestern nacht mit seinem Techtelmechtel mit Janette verärgert
    hatte. Tydon hatte doch einen der beiden Namen genannt, oder nicht? Auf jeden Fall schien keiner der beiden im geringsten verstimmt zu sein.
    «Wie fühlst du dich nach gestern abend?» fragte Joe an 101
    Grant gewandt und jagte ihm damit einen kleinen Schrek‐
    ken ein.
    «Saumäßig.»
    «Hast ganz schön zugeschlagen, was?»
    «Viel zu heftig.»
    «Kopf hoch, ein paar Drinks bringen dich wieder auf
    die Beine.»
    Grant freute sich nicht besonders auf die Drinks in Yindee. Eine einzige Runde halbierte seine Barschaft, zwei
    Runden machten ihn bettelarm.
    Er hätte den Ausflug besser nicht mitgemacht, aber er
    hatte ja wohl kaum in

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