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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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die
    Straße hinunter.
    Die Kugeln, die rund um ihn herum einschlugen, wir‐
    belten den Staub auf. Der Fuchs drehte im rechten Winkel ab und lief über die Straße, dann fiel sein Genick nach unten, er rutschte ein Stück, seine Pfoten ruderten in der Luft,
    und schließlich lag er bewegungslos da.
    Inzwischen drehte der Windhund schier durch, aber sie
    ließen ihn nicht aus dem Wagen.
    Der Schuß, der den Fuchs bei diesem Licht zur Strecke
    gebracht hatte, war entweder ausgesprochen gut oder ein‐
    fach glücklich gewesen. Grant, der ebenfalls geschossen
    hatte und fast bereit war zu glauben, er habe den Fuchs ge‐
    troffen, hätte ihn gerne geholt; aber die anderen wollten nichts davon wissen.
    «Ein räudiges Vieh», sagte Joe, «ist es nicht wert, ge-häutet zu werden. Sind sie hier draußen nie.»
    Und so ließen sie den Fuchs auf der Straße liegen und betraten die Bar, wo der Wirt, ungerührt von den Schüssen
    vor seiner Tür, in der Zwischenzeit ihr Bier gezapft hatte.
    Grant, der gründlich über das Bezahlen der Runde
    nachgedacht hatte, gab einem Instinkt nach, kramte seine Zehn‐Shilling‐Note heraus und schmiß sie auf den Tresen.
    Joe nahm sie und gab sie ihm zurück.
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    «Keiner, der pleite ist, zahlt in Yabba Bier, Kumpel»,
    sagte er. Und da Grant genau das erwartet oder doch zumindest erhofft hatte, nahm er den Geldschein nach ge‐
    bührendem Protest wieder zurück.
    Er vermied es allerdings, Tydon anzusehen, der schon
    begonnen hatte, sein Bier zu trinken.
    Er durfte nicht zuviel trinken, dachte Grant, einfach
    gerade genug; und wenn er für heute nacht etwas zum
    Schlafen fände, wäre er morgen in der richtigen Form,
    irgendeinen Job zu finden.
    Aber wieviel war gerade genug? Ein Bier war wunder‐
    bar, so kühl, so naß, so sehnsüchtig begehrt von der staubi‐
    gen Kehle.
    Das zweite Bier verlangsamte das Dröhnen, für das das
    Benzedrin in seinem Körper sorgte.
    Nach dem dritten Bier war sein Kopf klar, und er ver‐
    spürte das Bedürfnis nach einer Zigarette.
    «Hat einer eine Zigarette?»
    «Tut mir leid, ich rauche nicht», sagte Joe.
    «Ich auch nicht», sagte Dick.
    Tydon nahm seinen Tabaksbeutel heraus und reichte
    ihn Grant.
    Grant wünschte, er hätte nicht gefragt; eher würde er
    das Rauchen aufgeben, als Tydon um eine weitere Zigarette
    oder sonst irgend etwas zu bitten. Er realisierte, daß er Tydon mit klarer, gnadenloser Intensität haßte.
    Der Tabak war trotzdem gut.
    Joe sagte zum Wirt: «Geben Sie uns eine Schachtel
    Craven A, Kumpel.»
    Der Wirt reichte Joe die Zigaretten, der sie vor Grant auf den Tresen klatschte.

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    «Da, Kumpel. Hab früher auch geraucht, ich weiß, wie
    das ist.»
    «Hör mal, also wirklich − vielen Dank, aber ... ich
    meine ...» Grant lachte dümmlich.
    «Nimm sie, John. Nur zu, Kumpel, die paar Shilling
    sind gar nichts für mich.»
    «Aber ich ...» Was konnte er tun? «Gut, vielen Dank.»
    «Vergiß es.»
    Tydon machte keine Anstalten, eine Runde zu zahlen, es
    schien den Minenarbeitern gar nicht in den Sinn zu kommen, daß er an der Reihe war. Sie bestellten abwechselnd Runden für alle.
    Nach vier Bier scheinen die Schwierigkeiten, in denen
    ein Mann steckt, nicht mehr ganz so schwerwiegend
    zu sein wie noch vor dem ersten. Allerdings konnte
    Grant noch immer bedauern, kein Geld in der Tasche zu
    haben, und es hätte ihm übel werden können bei dem Gedanken, daß man ihm eine Schachtel Zigaretten geschenkt
    hatte.
    Grant unternahm einen ziemlich ernsthaften Versuch,
    die fünfte Runde zu übernehmen, aber Joe, diesmal unter-stützt von Dick, schob ihn beiseite.
    «Also gut, aber ich sag euch was: Sobald ich zu etwas Geld komme, müßt ihr euch von mir zu einer Party einladen lassen.» Das klang bereits banal, als er es aussprach.
    «Geht in Ordnung, John, mach dir darüber mal keine
    Sorgen.»
    Nach fünf Bier fängt ein Mann an, seine Begleiter zu
    mögen, mit Ausnahme natürlich von Tydon. Tydon war die
    Ausgeburt einer Ratte. Es war erstaunlich, daß Männer wie die Minenarbeiter mit ihm verkehrten. Sie waren trotz all 110
    ihrer Fehler Männer, Tydon dagegen war eine verdrehte,
    widerliche Kreatur.
    «Bist du schon immer Minenarbeiter gewesen, Joe?»
    «Nein, John, erst nach dem Krieg. Dick und ich sind
    eine Weile herumgezogen und schließlich hier gelandet. Es hat uns gefallen, also sind wir geblieben.»
    «Und was habt ihr vor dem Krieg gemacht?»
    «Geboxt.»
    «Geboxt?»
    «Geboxt, genau.»
    «Als

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