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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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war ihm ziem‐
    lich egal, wie spät es war.
    «Ich hab gedacht, Sie wollten am Samstag aus Yabba ab‐
    ziehen?»
    «Ja. Wollte ich.» Doch das war in einer anderen Welt
    gewesen, in einem anderen Leben.
    «Was ist schiefgelaufen?»
    «Ach, ich bin aufgehalten worden.» Er war noch nicht
    fähig, zu reden oder nachzudenken, und wenn nicht
    schnell das Bier kam, sank er dem Polizisten wahrscheinlich
    vor die Füße.
    Das Bier kam, und Grant trank es hastig und ohne abzusetzen aus. Ein Vergnügen war das nicht, es ging ums nack‐
    te Überleben.
    Wieder sagte der Polizist etwas zu ihm, aber er konnte ihn nicht verstehen.
    «Jock, Sie haben mir verdammt noch mal fast das Leben
    gerettet. Wie war’s mit einer Zigarette, um den Job ganz zu
    erledigen?»
    Während Grant die Zigarette rollte, kam Joyce und
    fragte: «Noch mal das gleiche, Jungs?» Grant, abwesend,
    wie er war, ignorierte sie, und die nächsten zwei Großen 135
    erschienen. Der Polizist bekam sie ja sowieso umsonst.
    Nach der Hälfte des dritten Großen gab ihm der Polizist Feuer, und er ließ den Rauch durch seinen Mund strömen, sog ihn in die Nase, dann hinunter in die Lungen. Es wurde
    ihm leicht übel, aber der Stoffwechsel eines Mannes konnte
    durch Bier und Tabak ausgeglichen werden, ob ihm das
    nun paßte oder nicht.
    Eine Klarheit überkam Grant, von der er wußte, daß sie keine Stunde anhielt, es sei denn, er betrank sich. Aber er würde sich nicht betrinken.
    «Jock, kann ich hier irgendwo duschen?»
    «Na ja, in Ihrem Hotel, nehm ich mal an.»
    «Ich bin in keinem Hotel.»
    «Oder wo immer Sie sonst wohnen.»
    «Ich wohne nirgendwo.»
    «Versteh ich nicht, Kumpel.»
    «Sehen Sie, Jock, ich stecke in der Klemme. Ich bin
    pleite. Ich will nach Sydney zurück, aber vorher will ich duschen und mich ein bißchen saubermachen. Können Sie
    mir helfen?»
    Der Polizist sah ihn verwundert an, dann sagte er:
    «Aber ja, John, ich kann Ihnen helfen. He, Joyce!» Und als Joyce vor ihnen stand: «Kann mein Kumpel hier oben eine Dusche nehmen?»
    Joyce schaute Grant einen Moment zweifelnd an, aber
    dann sagte sie, wohl weil der Polizist gefragt hatte: «Klar.
    Ich denke mal, das geht in Ordnung. Solange er nichts
    schmutzig macht.»
    «Bestimmt nicht.» Grant löste seinen Blick vom Gesicht
    der Bardame und sah, daß seine Koffer an der Wand standen.
    136
    «Oh!» rief er, «die gehören mir.»
    Joyce und der Polizist sahen zuerst die Koffer an, dann einander und schließlich Grant.
    «Stimmt das?» fragte Joyce.
    «Ja. Ich hab sie gestern hiergelassen. Nein, nicht ge‐
    stern. Neulich.»
    «Die stehen seit Samstag hier.»
    Gott! Welcher Tag war heute?
    «Genau. Ich bin hiergewesen und hab mit einem ande‐
    ren Mann getrunken. Er heißt Tim. Kennen Sie ihn?»
    Die Bardame sah den Polizisten an.
    «Ich kenne keinen Tim», sagte sie. «Aber Samstag war
    ich sowieso nicht hier.»
    «Trotzdem», sagte der Polizist, «wenn John behauptet,
    daß sie ihm gehören, dann gehören sie ihm. Was ist drin, John?»
    «In dem da sind Bücher und in dem anderen Kleider.»
    Der Polizist ging zu den Koffern hinüber und betätigte
    das Schloß des einen. Es sprang auf.
    «Bücher», sagte der Polizist, verschloß den Koffer wie‐
    der und kam an die Bar zurück. «Hab natürlich kein biß‐
    chen an Ihnen gezweifelt, John.»
    Es war Grant egal. Er trank sein Bier aus.
    «Vielen Dank, Jock. Ich geh jetzt mal nach oben und
    stell mich unter die Dusche. Man sieht sich.»
    Er nahm die Koffer und das zerlegte Gewehr und ging
    auf die Tür zu, die in den Bereich führte, der für die Hotel‐
    gäste reserviert zu sein schien, dann blieb er stehen und drehte sich um. Der Polizist und die Bardame schauten ihn
    an.
    «Wo sind die Badezimmer?» fragte er.

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    «Durch die Tür, die Treppe hoch und dann nach links.»
    Offensichtlich bedauerte Joyce, Grant die Erlaubnis gege‐
    ben zu haben, das Bad zu benutzen. Als Grant die Bar verließ, wandte sie sich fragend an den Polizisten.
    Im Badezimmer zog Grant die Kleider aus und drehte
    den Kopf zur Seite, weil er sich vor dem Geruch seines eigenen Körpers ekelte.
    Aus dem Heißwasserhahn rieselte lauwarmes Wasser, er
    stellte sich darunter und scheuerte seine Haut mit einem Stück Seife, das er im Bad gefunden hatte. Es war schwer, sich mit dem Wasser einzuschäumen, das in Bundanyabba
    aus den Leitungen kam.
    Er drehte den Kaltwasserhahn auf, das Wasser wurde
    langsam eine Spur kälter, und er blieb für mehrere

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