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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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hatte, ohnehin durchbringen. Vier Tage, höchstens fünf.
    Grant biß sich auf die Unterlippe und versuchte, seine
    aufkeimende Hoffnung zu kontrollieren, die, wie ihm klar war, ganz und gar vom Fahrer des Sattelschleppers abhing.
    Wo war der Fahrer?
    Er sah sich um. Das Hotel, das dem Lastwagen am näch‐
    sten war, befand sich gegenüber dem Kino. Ziemlich sicher war der Fahrer dort drin. Und wenn nicht? Dann kam er vielleicht zurück und fuhr weg, während Grant in dem
    Hotel nach ihm suchte. Anderseits konnte es sein, daß der Fahrer über Nacht im Hotel blieb und Grant stundenlang
    auf der Straße warten mußte.
    Er beschloß, sein Glück im Hotel zu versuchen. Er
    konnte die Straße ja im Auge behalten, falls der Fahrer zu-rückkam.
    Er ließ seine Koffer, wo sie waren, und eilte zum Hotel hinüber. Es war voll mit Kinobesuchern, die jedoch in ein paar Minuten, wenn die Pause zu Ende war, verschwinden
    würden.
    Als Grant die Flügeltüren in das gelbe, verrauchte Licht der Bar aufstieß, hörte er draußen tatsächlich eine Glocke läuten; die Männer tranken ihr Bier mit einem Schluck leer
    und strebten auf die Türen zu. Bald waren in der Bar nur noch etwa zwanzig Gäste übrig. Grant musterte jeden ein-zelnen und versuchte herauszufinden, welcher ein Berufs‐
    fahrer sein könnte.
    Er stellte sich in eine Ecke, von der er den Sattelschlepper sehen konnte; einige der Gäste drehten sich um und starrten ihn an. In Yelonda war man Fremde ganz und gar nicht gewohnt.

    159
    Für Grant sahen alle Männer in der Bar gleich aus, son-nenverbrannt, mit ausdruckslosen Augen. In keinem von
    ihnen konnte er einen Hinweis auf einen Lastwagenfahrer
    erkennen.
    Er ging zum Tresen hinüber, und als der Barkeeper vor
    ihm stand, fragte er: «Irgendeine Ahnung, wem der Sattelschlepper auf der anderen Straßenseite gehört?»
    Der Barkeeper, ein kleiner Mann in einer ärmellosen
    Jacke, der dem Aussehen nach der Hotelinhaber sein
    konnte, starrte Grant an. Dann drehte er sich um und
    brüllte durch die Bar: «Der Herr hier will wissen, wem der Sattelschlepper auf der andern Straßenseite gehört» und
    zapfte weiter Bier.
    Alle in der Bar drehten sich um und betrachteten den
    ‹Herrn›, dann loste sich ein schwergebauter Mann von ungefähr fünfzig von der Wand, an der er gelehnt hatte, und trat mit seinem Glas in der Hand auf Grant zu.
    Während er näher kam, fühlte Grant seine Hoffnungen
    schwinden. Das Gesicht des Kerls war feist und massig, und
    er hatte kleine Schweinsaugen. Er blieb vor Grant stehen und bückte ihn fragend an, sagte aber nichts.
    «Ihnen ... Ihnen gehört der Sattelschlepper?» sagte
    Grant endlich, wobei ihm bewußt war, daß jeder in der Bar
    ihn noch immer anstarrte und ihm zuhörte.
    «Na und?» Die Stimme schien eher von tief unten aus
    dem Magen des Mannes zu kommen denn aus seiner Kehle.
    «Nichts ... ich wollte nur ... ich wollte nur fragen, ob Sie mich vielleicht mitnehmen.»
    Der Mann sah ihn ausdruckslos an. Wahrscheinlich
    dachte er nach, ließ sich aber nichts anmerken, dann sagte er: «Wo willst du hin?»
    160
    «Ganz durch ... bis in die Stadt, mein ich. Ich versuche per Anhalter zu fahren, wissen Sie, ich ... nun ja, ich ...»
    Grant verlor den Faden aufs jämmerlichste.
    Der Mann schaute ihn erneut nachdenklich an.
    «Was ist es dir wert?»
    Gütiger Gott, wahrscheinlich hatte er den einzigen Mann
    im Westen getroffen, der für eine Fahrt Geld verlangte.
    «Ich fürchte, ich bin pleite. Darum bin ich als Anhalter unterwegs.»
    Damit hatte sich die Sache wahrscheinlich erledigt. Der
    Mann befürchtete bestimmt, ihn durchfüttern zu müssen;
    ihm zu sagen, daß er vorhatte, sich sein eigenes Essen zu schießen, war wohl auch nicht unbedingt das richtige.
    Schießen! Vielleicht...
    Aber der Mann sagte: «Ein paar Pfund wird es dir ja
    wohl wert sein.»
    «Keine Frage», sagte Grant, «aber ich bin wirklich völ‐
    lig pleite − hören Sie ... »
    «Ich sag dir was: Gib mir ein Pfund, und wir sind im Geschäft.»
    «Es tut mir leid, ich hab nur sechs Shilling; aber ich hab ein Gewehr, das geb ich Ihnen, wenn Sie mich mitnehmen.»
    «Was für ein Gewehr?»
    Wenn er doch bloß in das Gesicht dieses Mannes spuk‐
    ken und dann aus der Bar gehen könnte.
    «Ein Zweiundzwanziger. Ziemlich gut. Und etwa hun‐
    dert Schuß Munition.»
    «Wo ist das Gewehr?»
    «Drüben in meinem Koffer, bei Ihrem Lastwagen. Ich
    holes.»

    161
    Gott verfluche das schweinische Gesicht des Kerls,
    dachte

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