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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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leichter machen.
    Wäre es nicht wunderbar gewesen, wenn er nie in die
    Nähe des Two‐Up‐Clubs gegangen wäre? Oder noch bes‐
    ser, wenn er das zweite Mal nicht hingegangen wäre? Er könnte jetzt bei Robyn sein, irgendwo auf einem Spaziergang, irgendwo, wo es kühl war, am Meer.

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    Der Schlaf kam mit zahlreichen angstvollen Träumen,
    die dafür sorgten, daß Grant senkrecht hochschoß und sich
    den Kopf an den Lattenkisten stieß. Aber nach und nach sank er in eine Art unruhige Bewußtlosigkeit, aus der er immer wieder aufschreckte, gequält von einem schreck-lichen Gefühl der Verzweiflung.
    Schließlich entkam er in einen glitzernden hellen
    Traum, in dem es eigentlich um nichts ging, außer daß
    alles sehr sauber und sonnig zu sein schien, ein großer Raum aus unschuldigem Licht.
    Und durch dieses Licht drang eine Stimme, erst war sie weit entfernt, dann kam sie näher und näher:
    «Alles bestens. Hier wären wir! He, du da drin! Du bist angekommen!»
    Grant erwachte verwirrt in der Dunkelheit. Das drin‐
    gende Bedürfnis, die Stimme zu verstehen, kämpfte mit
    seiner Unfähigkeit, sich zu orientieren. Als seine Gedanken geordnet waren, setzte verzweifelte Angst ein.
    Panisch krallte er sich an der Plane fest. Der Fahrer stand
    vor ihm. Gütiger Gott, aus dem Weg! Wo war er?
    Eine breite Straße.
    Mit Straßenlampen.
    Und Geschäften, vielen Geschäften auf beiden Seiten.
    Grant konnte nicht aufhören zu starren, er war über‐
    zeugt davon, den Verstand zu verlieren.
    Er war auf der Hauptstraße von Bundanyabba.

    168

    Vier

    Durch die große Leere, die ihn zu verschlingen drohte,
    hörte Grant seine eigene Stimme, die sehr sanft sagte:
    «Wissen Sie, ich hab gedacht, Sie fahren nach Sydney.»
    «Wüßte nicht, warum.»
    Grant zeigte auf das Zeichen an der Tür der Fahrer‐
    kabine.
    «Dort hab ich ihn gekauft. Hab es nie weggemacht. Ich
    fahr zwischen Yelonda und Yabba.»
    «Aber Sie haben gesagt, Sie fahren nach Sydney. Warum
    haben Sie gesagt, daß Sie nach Sydney fahren?» Spielte es denn überhaupt noch eine Rolle?
    «Von Sydney hab ich kein Wort gesagt», widersprach
    der Fahrer und kletterte in die Kabine zurück, «du hast ge‐
    sagt, du willst in die Stadt − also, das hier ist eine Stadt, nicht wahr, Kumpel?»
    Die Tür der Kabine schlug zu.
    «Und außerdem», fügte der Fahrer hinzu, als er den
    Motor startete, «hat dich die Fahrt nichts gekostet.»
    «Das ist nicht unbedingt der Punkt», sagte Grant leise, während der Lastwagen losfuhr und ihn neben seinen Koffern mitten in Bundanyabba zurückließ.
    Grant sah dem Lastwagen nach, bis er um die Ecke
    bog, vage überrascht, daß er nicht wütend, sondern viel-169
    mehr bar jedes Gefühls war, abgesehen vom Eindruck der
    Leere.
    Das war nun also das Ende. Aber vielleicht gab es jetzt nichts mehr zu befürchten.
    Ohne eine Ahnung zu haben, wohin er sich wenden
    sollte, nahm er seine Koffer und ging einmal mehr die
    Straße hinunter.
    Es war sehr spät; nur rund um die Hotels war noch
    etwas los.
    Grant führte sich die niederschmetternde Unmöglich‐
    keit seiner Alternativen vor Augen: Er konnte nicht für immer weitergehen; er konnte auch nirgendwo anhalten. Er
    konnte nicht für fünf Wochen in Bundanyabba bleiben, er konnte Bundanyabba aber auch nicht ohne Geld oder Pro-viant verlassen, er hatte ja noch nicht einmal Munition für das Gewehr. Das Ganze war nichts als ein riesiger Sumpf der Hoffnungslosigkeit. Es gab nichts, was er tun konnte.
    Er ging einfach weiter und immer weiter, bis ihn pure
    Müdigkeit anhalten ließ. Er war irgendwo in der Nähe der Hauptstraße an deren östlichem Ende, gegenüber einem
    Park.
    Der Park bot ein Entkommen von der Straße, darum
    machte er kehrt und betrat ihn; er ging über trockene Gras‐
    wurzeln, bis er zu einem Baum gelangte. Dort stellte er seine Koffer ab, lehnte sich mit dem Rücken gegen den
    Stamm und betrachtete die Sterne. Eine lange Zeit saß er einfach nur da, den Kopf im Nacken, betrachtete die
    Sterne, wunderte sich, wie weit entfernt sie waren, und staunte, daß sie, unverändert wie eh und je, immer noch Teil dieser Welt waren, die doch in Scherben lag.
    Nach einer langen Zeit wanderten seine Gedanken
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    schließlich zu den Dingen zurück, die ihm widerfahren
    waren, und er mußte sich angesichts des absurden Ausma‐
    ßes der ganzen Sache ein Lächeln verkneifen.
    Das Unglaubliche daran war, daß er bei alldem zu rein
    gar nichts gezwungen worden war. Es war, als

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