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In Gedanken bei dir (German Edition)

In Gedanken bei dir (German Edition)

Titel: In Gedanken bei dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein , Lara Myles
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konnte: »Daddy und du, Mommy, könnt ihr euch nicht wieder liebhaben?«
Jolie hatte geschluchzt und geschrien, und sie hatte sich an ihr
festgeklammert, als Cassie sie verließ, um nach Hause zu fahren und zu packen.
»Ich komme doch bald zurück, Süße. Und Nick wird jeden Tag bei dir sein.« Ihr
verzweifeltes Weinen übertönte das Schnaufen der Beatmungsgeräte und das
Piepsen der Infusionspumpen in Cassies Gedanken, und es verfolgte sie bis zum
Aufzug.
    Die
Zeit zerrinnt uns zwischen den Fingern, dachte sie. Werde ich meine Kleine
lebend wiedersehen?
    Sie
zog die verkrampften Schultern hoch und spreitzte die Finger am Lenkrad. Zwei
Tage, vielleicht drei. Dann muss ich zurück. Mit oder ohne Alex.
    Ich
darf Jolie nicht länger allein lassen.
    Ich
muss für sie da sein, bis sie ...
    Ein
grünes Highway-Schild huschte vorbei.
    Über
die Schulter blickte sie zurück. War das schon die Abfahrt von der Interstate
5? Cassie warf einen Blick auf das Tablet. Das Navi sagte: Exit 49. Abbiegen.
Jetzt.
    Sie
schaltete den Tempomat aus und stieg auf die Bremse. Da war schon die Ausfahrt.
Als sie auf die rechte Spur wechselte, um die Interstate zu verlassen, merkte
sie, dass etwas mit ihr geschah.
    Sie
hatte keine Ahnung, wie sie das, was sie jetzt empfand, beschreiben sollte. Sie
entspannte sich, und ihr Kopf wurde frei. Sie war endlich bereit, sich die
Atempause zu gönnen, die Karen ihr schon vor Wochen nahegelegt hatte. »Cassie,
ich weiß, du hast das Gefühl Jolie im Stich zu lassen, wenn du mit Nick mal für
ein paar Tage verschwindest, um zu entspannen. Wenn ihr ins Kino geht, statt an
Jolies Bett zu sitzen und ihr Geschichten vorzulesen. Wenn ihr euch einen
romantischen Abend macht, statt die Nacht in der Klinik zu verbringen. Aber du
kannst nicht ständig auf Hochtouren laufen, ohne irgendwann mit einem Burnout
zusammenzubrechen. Tu deiner Kleinen das nicht an, Cassie!«
    Durchatmen.
Entspannen. Loslassen. Nachdenken.
    Mein
Leben hat an Tiefe gewonnen, dachte sie. Diese Erkenntnis, die mir gestern
Abend kam, als ich auf die Interstate gefahren bin – darüber will ich in Ruhe
nachdenken.
    Reden.
    Mit
Nick. Mit Alex?
    Über
Jolie, ja, aber auch über mich. Ja, über mich. Karen hat recht, ich habe auch
Bedürfnisse. Wünsche. Sehnsüchte. Und ich darf sie haben!
    Im
Augenblick kann ich nicht den Finger drauflegen und sagen: Das will ich, und so
will ich es. Dazu stehe ich unter zu großer Anspannung, schon seit Monaten, und
meine Angst ist viel zu groß.
    Ich
will wahrgenommen werden. Das ist es. Ich will beachtet werden. Nicht als
Mutter eines sterbenden Kindes, die schon mal ein Kind verloren hat. Nicht als
Mommy, die alles für ihr Kind tut, wirklich alles. Sondern als Frau. Einfach
so. Klingt ganz leicht, oder? Ist es aber nicht.
    Ich
will herausfinden, was Alex will. Okay, ja, er will die Scheidung. Aber wovon
träumt er ?
    Na
gut, eines nach dem anderen.
    Durchatmen.
    Cassie
fuhr die Scheibe runter, hielt ihr Gesicht in den kühlen Wind und atmete tief
ein, um die Müdigkeit zu vertreiben.
    Sie
fühlte sich jetzt irgendwie anders, und sie spürte dem verstörenden Gefühl
nach. Sie war eine andere als die, die gestern Abend von der Klinik in San
Francisco aufgebrochen war. Und sie war auch nicht mehr die, die in Sausalito
ihre Sachen in den Pickup lud, weil sie nur mal schnell zu ihrem Ex wollte, um
mit ihm zu reden. Sie war unterwegs zu ... ja klar, zu Alex ... aber auch zu
sich selbst. Sie fing noch mal von vorne an.
    Die
Ausfahrt endete an einer Kreuzung. Das Navi sagte: rechts abbiegen. Eine
Tankstelle, eine Pizzeria, ein Subway, ein Burger King. Sollte sie anhalten,
tanken und frühstücken? Ein Kaffee wäre jetzt toll. Bacon & Eggs oder
Waffeln mit Ahornsirup. Sie hatte wirklich Hunger. Aber bis zu Alex’ Haus war
es noch ein Stück zu fahren, und sie wollte ihn nicht verpassen. Der Sprit
reichte noch bis zum Mount St Helens, also weiter.
    Auf
dem Spirit Lake Highway fuhr sie nach Osten, in den Morgennebel hinein. Die
entgegenkommenden Fahrzeuge hatten Licht an.
    Silver
Lake 6 miles.
    Der
Nebel wurde dichter, und Cassie konnte die Bäume und Schilder am Straßenrand
nur noch schemenhaft erkennen.
    Sie
reckte den Arm vor und tippte auf dem Tablet in der Halterung Skype auf. Der
sanfte Klingelton spielte endlos. Aber Jolies Gesicht erschien nicht auf dem
Bildschirm.
    Was
war passiert?
    Cassies
Finger zitterten so, dass sie die Tasten auf ihrem Smartphone kaum drücken
konnte. Nach dem sechsten Klingeln

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