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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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sterbenslangweilig. Was soll man machen? Die Praxis ist natürlich besetzt. Würdest du so lange Edyth nehmen? Du weißt, daß sie es zu Haus ohne mich kaum aushält.» Sie reichte mir ihren affektierten King Charles. Ich hatte immer das Gefühl, daß er es auch bei mir kaum aushielt.
    «Wie nett!» Aber was hatte das alles zu bedeuten? Hatte Ben es die ganze Zeit gewußt? Hatten sie tatsächlich etwas miteinander? Hetty, mehr als doppelt so alt wie er, amüsiert über die Bewunderung, die die Jugend ihr zollte, und er, dem Zauber der attraktiven Frau verfallen? Es wäre nicht mal sehr originell gewesen. Hunde scheren sich keinen Pfifferling ums Alter, wenn alles andere stimmt. Ben kam hereingelaufen. Sah er schuldbewußt drein oder nur gehetzt? «Hallo», sagte er. «Wie schön, daß Sie so pünktlich da sind.» Er warf mir einen Blick zu, der mich verschmitzt ins Vertrauen zog, und ich war einen Moment lang beruhigt.
    «Ich hab gerade gesagt, daß ich zufällig auch nach London muß und dich den ganzen Weg bringen kann.» Hatten die Worte eine versteckte Bedeutung? Plötzlich sorgte ich mich wieder wie närrisch. Ich sah zu Ben. «Fabelhaft», sagte er zynisch, und ich war erneut beruhigt.
    Aber Hetty war sehr geschickt, wenn es galt, sich das zu beschaffen, was sie haben wollte, und Ben hatte alles andere als überrascht geklungen. Er trat nun ins letzte Schuljahr: Würden die Fakten aus dem Buch reichen, um ihn für das Leben zu wappnen? Und wie würde Atomphysik gegen eine Herausforderung wie Hetty abschneiden? Aber ich kam zu dem Schluß, daß es allein ihre Sache war und daß ich sowieso nichts daran ändern könnte.
    Als sie gerade losfahren wollten, kam Humphrey. Hetty rief ihm zu: «Sagen Sie Ireen bitte, daß ich etwas von ihrem Holzapfelchinin brauche. Ich komme am Wochenende vorbei und hole es ab.» Holzäpfel dienten als Grundlage für verschiedene schauderhafte Tränke, die Ireen zusammenbraute. Ich bin sicher, daß ihre Wirkung auf Abschreckung beruhte. Jede Ziege beispielsweise, die an der Flasche schnupperte, würde es sich blitzschnell überlegen und von selbst gesund werden.
    «Sie hat noch was da. Kommen Sie doch heute abend vorbei und trinken Sie ein Glas mit uns. Willie ist auch da.»
    Die Einladung war verlockend. Willie war Humphreys Sohn und arbeitete den Sommer über in einem Hotel in Penzance, fischte im Winter und fuhr einen Jaguar mit seinen Initialen auf der Kühlerhaube. Hetty mochte Willie. Sie hatten vieles gemeinsam. Beide waren egoistisch, attraktiv, außerhalb der Norm und, wenn es nicht um ihren persönlichen Erfolg ging, ganz reizend. Sie sagte, sie bewundere seinen Unternehmungsgeist, aber das war nicht alles, was sie bewunderte. Willie war ein gutgebauter Junge Mitte zwanzig, äußerlich das genaue Gegenteil seiner gnomenhaften Eltern. Wenn er zu Haus war, lungerte er in ausgefransten Jeans im Dun Cow herum und sorgte dafür, daß Pretty Pawley nicht mehr an ihr Verführungsprogramm dachte, sondern an seines.
    «Ich fürchte, ich komme zu spät zurück. Bleibt er noch ein bißchen?»
    «Das weiß man bei ihm nie. Schweigt sich gern aus, unser Willie. »
    Ich sagte durchs Wagenfenster zu Hetty: «Wie wär’s mit Kupieren?» Aber ich sagte es leise, nur damit ich sagen konnte, daß ich es gesagt hatte. Wenn ich es nicht laut sagte und sie es vergaß und die Besitzer nicht darauf bestanden, würden ein paar junge Hunde mehr normal mit dem Schwanz wedeln und das Gleichgewicht halten können. Bei Demelza und ihrem Wurf war es natürlich kein Problem, aber Pearls Welpen wären eine andere Sache. Die Pawleys würden es wahrscheinlich als hygienisch betrachten. Aber ich würde protestieren, daß durch das Kupieren zuviel entblößt werde. Ungehörige Zurschaustellung. Wen und Bun hatten natürlich an ihre Sealyhams gedacht, als sie mich daran erinnerten. Aber selbst wenn man ihnen einen Wurf Mäuse brächte, würden sie diese pflichtschuldigst kupieren. Ich faßte in diesem Moment den Entschluß, daß kein Welpe mein Haus schwanzlos verlassen sollte, egal welcher Rasse er sei und wie sehr der Besitzer darauf bestünde. Ich würde an meiner Überzeugung festhalten und mich keinem törichten und sadistischen Trend beugen.
    Danach fühlte ich mich erheblich besser.
    Humphrey gab mir einige Briefe, und wir gingen zusammen ins Haus. Das Telefon begann zu klingeln, als wäre ich auf eine verborgene Feder getreten, die es in Gang setzte. Pa war dran. «Ist das ein Privatclub, oder kann

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