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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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das
Streichholzheftchen unter die Finger der Leiche zurückschob, es gibt nichts
Neues unter der Sonne. Damals, in den zwanziger Jahren, mußte Murder Incorporated sich eingebildet haben, auch sie hätten
eine Form von Handelsqualität entdeckt.
    Ich stand wieder auf und ging
zu Jackie hinüber. »Ist es Ross Mitford?« fragte ich. Sie nickte schweigend.
»Wenn Sie Ihre Zähne in meine andere Handfläche vergraben wollen — bitte!«
sagte ich.
    »Es war nicht Ihre Schuld,
Rick.« Sie lächelte schwach. »Von der Schwelle aus konnten Sie schließlich nicht
durch die Couch hindurchsehen. Aber ich muß jede Nacht unters Bett schauen,
bevor ich hineinsteige, selbst wenn es sich um einen verdammten Diwan handelt,
bei dem der Abstand zwischen Unterkante und Boden nur einen Zentimeter beträgt.
Als ich hier hereinkam, brachte ich es deshalb nicht fertig, mich hinzusetzen,
ohne nachzusehen, ob sich irgendwas hinter der Couch befindet.«
    »Versuchen Sie, nicht mehr
daran zu denken«, sagte ich.
    »Ich wollte, ich könnte das.«
Ein grünlicher Schimmer lag auf ihren rundlichen Wangen, als sie in plötzlicher
Panik zu mir emporblickte. »Gehen wir hier raus, Rick — bitte — bevor mir
schlecht wird.«
    Es war kurz nach zwei Uhr
morgens, als wir zu meinem Haus zurückkamen. Jackie fand, sie sei noch zu
nervös, um geradewegs nach Hause zu gehen, und — wie ich ihr sagte — ich
streite mich grundsätzlich nicht mit Mädchen, die über einen üppigen Busen
verfügen, herum. In Null Komma nichts machte sie es
sich bei mir gemütlich, und ich war laufend beschäftigt, die Gläser
vollzuschenken, denn ich fand, Alkohol sei die beste Therapie sowohl für ihre
wie für meine Nerven.
    »Das Angenehme an einem Haus in
Beverly Hills ist«, sagte ich mitteilsam, »daß es an sich schon ein
Statussymbol ist — und ich habe nicht allzuviel davon.«
    »Wie viele haben Sie denn
genau?« erkundigte sie sich.
    Ich blickte zu ihr hinüber, wie
sie da träge auf der Couch lag, behaglich ihr Glas in der tiefen Schlucht
zwischen den beiden aufragenden Bergspitzen balancierend, bei denen ich mich
fragte, ob sie im Winter wohl schneebedeckt seien. »Wie viele, Rick?« beharrte
sie.
    »Nur das eine«, gab ich zu.
»Das hier.«
    »Ist es nicht ein bißchen groß
für einen Junggesellen?« Sie lächelte voller Sinnlichkeit. »Nein, vermutlich
nicht; Sie müssen nur den Details etwas mehr Aufmerksamkeit widmen, wenn sie
eine Orgie mit sechs Mädchen auf einmal planen.«
    »He!« Ich blickte sie
bewundernd an. »So was nenne ich eine großzügige Denkweise.«
    »Ich habe mir das zur
Gewohnheit gemacht«, sagte sie sachlich. » Jedesmal ,
wenn ich an mir herunterschaue, was bleibt mir dann für eine andere Wahl?«
    »Als ich ein kleiner Junge war,
hielt ich Bergsteigen für den grandiosesten Sport aller Zeiten«, sagte ich. »Es
hat sich nichts ereignet, das diese Überlegung hätte ändern können.«
    Sie nahm ihr Glas von seinem
einmaligen Ruheplatz, schwang die Füße auf den Boden und setzte sich
bolzengerade aufrecht. »Ich wollte, ich könnte das vergessen, was heute abend geschehen ist, Rick, aber ich schaffe es
nicht.«
    »Wollen Sie darüber reden?«
    »Ich habe diesen Schuldkomplex,
weil ich Ross’ Ermordung nicht der Polizei gemeldet habe.« Sie seufzte
bedrückt. »Wenn wir’s getan hätten, dann hätte ich vermutlich einen noch
größeren Schuldkomplex wegen der armen Carmen.«
    »Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit,
indem Sie Schuldkomplexe hätscheln«, sagte ich. »Mitford war bereits tot, als
wir ihn fanden, und daran ist nichts zu ändern. Jemand wird die Leiche
entdecken und es der Polizei melden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es sich
dabei um jemand handeln, der Ross Mitford zu seinen Lebzeiten gar nicht gekannt
hat. Deshalb wird ihn die Polizei spätestens nach einer Stunde Vernehmung
wieder laufenlassen. Bei unserer Verbindung zu Mitford könnten wir von Glück
reden, wenn man uns morgen gegen Mittag wieder losließe.«
    »Sie haben recht.« Sie nickte.
»Ich muß nur immer daran denken, daß Venice in erster
Linie meine Idee war und daß ich darauf beharrte, mit Ihnen zu gehen. Es macht
mich völlig verrückt.«
    »Ich frage mich nur, ob der
Barkeeper dem Betrunkenen ein Pferd besorgt hat?« sagte ich.
    »Sie sind ein grausames,
herzloses Monstrum, und ich—«, sie brach in hilfloses Gelächter aus und konnte
erst nach zehn Sekunden weitersprechen. »Wenn der Kerl am Morgen nach Clancys Warenhaus zu suchen beginnt — das an

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