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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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besonders gut geschrieben, aber er ist provokant. Und das spricht Studenten an, das Kontroverse, das Rebellische. Das ist oft wichtiger als echte Substanz.«
    Der Professor ließ seinen Blick über die abweisenden Gesichter am Tisch schweifen und zog nervös an seiner Zigarette. »Sehen Sie, das war doch gerade der Punkt bei diesem Seminar. Dieser Text hatte die Absicht, zu treffen, zu verletzen. Er steht in einem größeren Zusammenhang von Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Terry die Botschaft des Seminars missverstanden hat.«
    »Terry hat das Seminar besucht?« Riley sprang auf.
    Albany blickte zu Boden. »Ich habe ihm erlaubt, teilzunehmen. Terry hat nie eine richtige Ausbildung genossen, aber das bedeutet nicht, dass er dumm ist. Er war – neugierig, das ist wohl das treffende Wort. Das Seminar hat ihm viel Stoff zum Lesen und Nachdenken gegeben. Er hat niemanden gestört. Er saß bloß hinten im Seminarraum und hat kein Wort gesagt. Bis er dann … Aber Sie haben sicher von Ellie gehört.«
    »Bis er dann eine Obsession für Ellie Danzinger entwickelte«, sagte Lightner. »Dort ist er Ellie begegnet, richtig? Und auch Cassie Bentley? In Ihrem Unterricht.«
    Albany nickte. »Natürlich hatte ich nicht die leiseste Ahnung, dass sich so etwas …«
    Er führte den Satz nicht zu Ende. Das war auch nicht nötig.
    »Erzählen Sie mir was über Cassie Bentley«, sagte Riley.
    Der Professor kniff sich in den Nasenrücken. »Ein nettes Mädchen. Sehr sensibel. Etwas launisch. Tat sich schwer damit, anderen zu vertrauen. Aber in ihrem Herzen ein lieber Mensch.« Er holte tief Luft. »Manchmal versäumte sie den Unterricht. Auch in meinem Seminar.«
    »Zeichnen Sie mir ein Bild von ihrer Persönlichkeit«, bat Riley.
    »Ihre Persönlichkeit.« Albany blickte bekümmert auf. »Still. In sich gekehrt. Immer sehr höflich und respektvoll. Etwas verloren vielleicht.« Er nickte. »Verloren ist das richtige Wort. Manche glauben, sie litt an Magersucht. Sie hatte immer wieder Phasen, wo sie nicht in der Klasse erschien, nichts aß, sich von allen abkapselte. Sogar von Ellie, ihrer Zimmergenossin.«
    »In letzter Zeit auch?«
    »In letzter Zeit?« Albany klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ja, ich hab was läuten hören, dass sie wieder so eine Phase hatte. Sie kam dieses Semester nicht in meinen Unterricht, aber kürzlich lief ich Ellie über den Weg, es war kurz vor Ende Semesters, und sie erzählte mir, Cassie hätte wieder ihre Anwandlungen – so hat sie sich ausgedrückt. Sie würde ihr Zimmer nicht verlassen, nicht mal mehr lernen. Ihr übliches Programm. Ihr Leben schien eine Achterbahnfahrt zu sein. Rauf, runter, rauf, runter. In letzter Zeit wohl eher runter.«
    Joel Lightner fragte: »Haben Sie persönlich den Kontakt zu Cassie gehalten?«
    Der Professor zuckte mit den Achseln. »Es ist ein kleiner Campus. Wir sind uns immer wieder mal über den Weg gelaufen. Aber sie war Cassie Bently, wenn Sie wissen, was ich meine. Jeder wusste über sie Bescheid. Und das erklärt vermutlich mehr als alles andere, warum sie sich so abgeschottet hat. Sie werden wohl keine fünf Menschen finden, die sie wirklich gut kannten.«
    »Eine würde für’s Erste reichen.«
    »Eine? Ellie Danzinger«, erwiderte Albany ohne eine Spur von Ironie. »Außerdem hatte Cassie wohl eine Cousine, die ab und zu in der Stadt war. Sie rauschte mit dem Flugzeug an und flog bald darauf wieder nach Hause. Das Leben der Reichen und Berühmten eben. Darüber hinaus kann ich Ihnen leider nicht helfen.«
    Lightner stieß vernehmlich die Luft aus. Aber Riley hielt das ohnehin für einen Holzweg. Harland Bentley hatte heute Morgen im Revier nicht ganz unrecht gehabt – Cassie Bentleys emotionale Probleme hatten sie nicht umgebracht.
    Er wollte auf den eigentlichen Grund für Cassies Tod zurückkommen. »Möglicherweise haben diese Morde einen religiösen Hintergrund«, sagte er. »Vor allem die Bibel. War das auch ein Thema in Ihrem Seminar?«
    Albany nickte schwach. »Doch, ja. Besonders in Zusammenhang mit dem Song. Tyler Skye hat ein Interview gegeben, in dem er seine Darstellung von Gewalt mit Verweisen auf die Bibel rechtfertigt. Wahrscheinlich war das seine Art, es seinen Kritikern heimzuzahlen.«
    Riley reichte dem Professor die Liste mit den Bibelstellen. Albany warf einen Blick auf das Blatt. »Genau«, sagte er. »Das sind die Stellen. O Jesus.«
    Er legte eine Hand über die Augen. »Hat

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