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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Terry vielleicht geglaubt … o mein Gott.« Verzweifelt sah er zu ihnen auf. »Hören Sie, ich bringe doch niemandem bei, dass in der Bibel steht, man sollte Frauen auf solche Art töten. Ich habe nur aufgezeigt, dass eine bestimmte Haltung gegenüber Frauen ihre Wurzeln in der Geschichte hat. Tyler selbst hat diesen Bezug hergestellt. Ich meine, es war doch nur ein Seminar. O mein Gott.«
    Er warf seine Zigarette in eine leere Coladose. »Ich nehme an, Terry hat die Mädchen auf diese Weise umgebracht? Wie es in dem Songtext beschrieben wird?«
    Der Chief nickte Albany zu. »Woher wissen Sie das?«
    »Also, Sie glauben doch hoffentlich nicht …« Ein ängstlicher Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. »Hören Sie, ich weiß das alles nur aus dem Fernsehen. Sie denken doch nicht ernsthaft, ich sei dafür verantwortlich?«
    Riley schwieg. Der Professor sollte ruhig noch eine Weile zappeln.
    Riley wies mit dem Kinn auf das Blatt mit den Bibelzitaten. »Der letzte Mord«, sagte er. »Burgos hat eine Stelle aus Levitikus aufgeschrieben, wieder durchgestrichen und etwas aus dem Deuteronomium notiert.«
    Es dauerte einen Moment, bis Albany sich wieder gefangen hatte, dann studierte er die Liste und nickte langsam. »Tyler Skye hat Levitikus als Rechtfertigung für diesen Mord zitiert. Tod all denen, die Ehebruch begehen.«
    »Und was ist mit dem Deuteronomium?«
    Albany schüttelte den Kopf. »Das ist mir ein Rätsel. Tyler Skye hat in diesem Zusammenhang nie vom Buch Deuteronomium gesprochen. Was genau steht in dieser Passage?«
    Riley erzählte es ihm – es ging um die Steinigung einer Hure.
    Albany kannte die Stelle nicht. »Tyler erwähnt das nirgendwo. Steinigung? Nein, davon ist bei ihm nicht die Rede.«
    »Eben«, stimmte Riley zu. »Schieb’s zwischen die Zähne und drück fröhlich ab. Kein Wort über Steinigung. Er spricht lediglich davon, jemand zu erschießen. Und bezog sich dabei wohl auf Levitikus?«
    Albany nickte. »Bei Levitikus ist natürlich nicht von Erschießen die Rede. Nur vom Tod für alle Ehebrecher. Aber Skye hatte definitiv den Gebrauch einer Pistole im Auge. Das geht ganz klar daraus hervor, was er am Schluss getan hat.«
    Riley starrte ihn an. Albany hatte jetzt die Aufmerksamkeit aller im Raum.
    Der Professor räusperte sich. »Vor etwa einem Jahr hat Tyler Skye sich erschossen. Indem er sich selbst eine Kugel in den Mund feuerte.«
    Schieb’s zwischen die Zähne und drück fröhlich ab.
    »Offensichtlich hatte seine Freundin ihn verlassen, weil er ihr untreu war.«
    Die anderen im Raum reagierten mit angewiderten Gesichtern. Doch Riley blieb konzentriert. Tyler Skye, der sich in seinem Song auf die Levitikus-Stelle bezog, hatte Selbstmord begangen, und dabei seine eigenen Verse in die Tat umgesetzt. Er hatte wirklich jemandem die Pistole zwischen die Zähne geschoben – sich selbst.
    Burgos dagegen war seinem Vorbild nicht gefolgt. Er hatte Cassie mit einem Stein oder einem anderen schweren Objekt erschlagen und eine neue Passage aus dem Deuteronomium eingeführt, um die Tat zu rechtfertigen. Dann erst hatte er ihr in den Mund geschossen – anstatt die Waffe gegen sich selbst zu richten, wie er es eigentlich hätte tun müssen.
    Er hatte dem Songtext also nicht blind Folge geleistet. Für die Anklage eindeutig eine positive Entwicklung. Zugleich warf das allerdings eine neue Frage auf.
    Warum? Warum hatte Burgos beschlossen, zu improvisieren und eine neue Bibelstelle einzuführen, die Tyler nie zitiert und die keinen Bezug zu seinem Songtext hatte?
    »Ehrlich gesagt, kann ich kein allzu großes Bedauern über Mr. Skyes Abgang empfinden«, murmelte Chief Clark.
    »Vielleicht sollten Sie das aber«, erwiderte Albany. »Torcher hat nach seinem Tod mehr als doppelt so viele Alben verkauft. Inzwischen«, fügte er düster hinzu, »hat er den Status einer Legende. Es wird ein regelrechter Kult um ihn betrieben.«
    »Über wie viele Personen reden wir hier?«, fragte Chief Clark mit gesenktem Blick. »Wie viele kranke Hirne rennen da draußen herum und warten nur darauf, diese Zeilen in die Tat umzusetzen?«
    »Ich würde sagen, Torcher hat wahrscheinlich Tausende von Fans. Aber sicher keine zehn tausend.«
    Paul runzelte die Stirn. Nicht wegen Albanys Schätzung, sondern wegen der in der Frage des Chief enthaltenen Unterstellung. Er hatte das scheinbar Naheliegende ausgesprochen: Terry Burgos war dem Text eines Songs gefolgt – oder gab es zumindest vor. Und er war dabei noch durch

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