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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Leben lang im Sicherheitsdienst war. Zweitens, der Eindringling kannte den Code der Alarmanlage. Drittens, der Täter ist eingedrungen, als die Alarmanlage noch abgeschaltet war – irgendwann im Lauf des Tages, als Ciancio im Haus war, aber keinen Verdacht schöpfte -, und hat ihn dann später in der Nacht überrascht; so umging er den Alarm, weil er bereits im Haus war. Allerdings hätte der Täter auch in diesem Fall Ciancio den Code abnötigen müssen, bevor er ihn umbrachte, um später ungehindert verschwinden zu können.
    Die Leute der technischen Einheit der Staatsanwaltschaft bepinseln das Treppenhaus auf der Suche nach Fingerabdrücken, als McDermott und Stoletti die Stufen hinaufsteigen. McDermott erinnert die Techniker daran, auch die Alarmmatte auf Abdrücke hin zu untersuchen. Die Stufen sind mit flauschigem weißem Teppichboden ausgelegt. Auf verschiedenen Stufen sind kleine Teppichproben entnommen worden.
    Wie üblich flattert McDermotts Herz, als er sich dem Tatort nähert, und das, obwohl er sich selbst versichert: Das Opfer ist ein älterer Mann, gestorben an zahlreichen Stichwunden und einem gebrochenen Genick. Es ist nicht McDermotts vierunddreißigjährige Frau, die Liebe seines Lebens; es ist nicht Joyce, alle viere von sich gestreckt am Boden liegend, getötet von einer einzigen Kugel.
    Das Schlafzimmer befindet sich am oberen Ende der Treppe. Das eigentliche Geschehen scheint sich auf das Bett beschränkt zu haben. Fred Ciancio liegt auf dem Rücken, Mund und Augen weit aufgerissen. Er trägt ein Pyjamaoberteil, dessen strahlendes Weiß von dunklen Flecken übersät ist – überall dort, wo der Körper durchbohrt wurde. Der vermutlich tiefste Einstich ist direkt unterhalb des Adamsapfels. Sein Kopf ruht auf dem Kissen. Die Decke ist auf die Fußgelenke herabgerutscht. Der durchdringende Geruch seiner Körperausscheidungen, darunter Urin und Fäkalien, wird noch verstärkt durch die schwüle Luft, die durchs geöffnete Fenster hereindringt. Vermutlich wollte jemand lüften, aber die hohe Luftfeuchtigkeit macht alles nur noch schlimmer.
    »Ich habe zweiundzwanzig gefunden«, sagt ein Kriminaltechniker namens Soporro und tritt aus dem Bad. »Zweiundzwanzig Wunden. Die tödliche im Hals.«
    Anscheinend sind ihm die übrigen Verletzungen vor dem Tod beigebracht worden. Zu viel Blut, aus zu vielen Wunden. Wären die Einstiche erst post mortem erfolgt, hätte das Herz kein Blut mehr gepumpt, und es wäre wesentlich weniger davon ausgetreten, selbst durch die Schwerkraft. McDermott nähert sich der Leiche und wirft einen Blick auf die Wunden im Schulter- und im Brustbereich, die nicht vom Pyjama bedeckt sind. Kleine, kreisrunde Löcher.
    Ein Kreuzschlitzschraubenzieher, hat der Streifenbeamte gesagt.
    Diese Einstiche sind nicht sonderlich tief, haben gerade mal die oberste Hautschicht durchbohrt.
    »Er wurde gefoltert«, murmelt McDermott.
    »Mike«, ruft ein Beamter von unten aus dem Flur. »Wir haben die Waffe gefunden.«
     
    Urplötzlich sind die Magenschmerzen wieder da. Die Säure ätzt die Magenwände an, und die Schleimhäute brennen wie die Hölle, als schleife man mit Sandpapier über eine offene Wunde.
    Schluss damit. Schluss. Er beißt sich auf die Lippen und zählt, eins-zwei, eins-zwei, eins-zwei. Schon wieder vorbei. Wie ein Blitzschlag. Die Frage ist, wann sie zurückkehren.
    Leo betrachtet sich im Rückspiegel. Er fährt mit dem Finger über die Narbe unterhalb seines einen Auges, ein Halbmond, der einzige bedrohliche Zug in einem ansonsten weichen, pockennarbigen Gesicht.
    Weich. Alle halten mich für weich. Weich wie Flaum. Weich wie ein kuscheliges Kätzchen.
    Er zuckt zusammen, als ein Polizist die Fahrertür streift. Leo duckt sich und tut so, als würde er irgendwas im Handschuhfach suchen – so kann er unauffällig nach rechts schielen, ob auch auf der anderen Wagenseite jemand steht. Sein Fuß tastet sich vorsichtig über die Matte im Fußraum, berührt die Pistole, zieht sie heran, damit er sie im Notfall rasch packen kann.
    Rechts scheint die Luft rein zu sein. Er atmet tief durch und zählt von zwanzig an rückwärts.
    Neunzehn – achtzehn -
    Zwei Autos weiter klemmt der Uniformierte einen Strafzettel unter den Scheibenwischer. Hat er zu Leo zurückgeblickt? Hat er einem Kollegen hinter Leo ein Zeichen gegeben?
    Leo rutscht langsam auf dem Sitz herum und dreht den Hals nach hinten. Ein dichtes Gewühl von Passanten und Verkehr.
    Sonst nichts.
    Gerade als Leo sich wieder

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