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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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wäre er radioaktiv. Ich bin schon Schaufensterpuppen begegnet, die lebendiger wirkten.
    »Nein, lass nur«, murmele ich und schnappe mir die Rechnung. »Ich hab schon das Dinner bezahlt. Da kann ich das hier auch noch übernehmen.«
    »Gehört schließlich zur Kundenpflege.«
    »Ja. Nur leider bin ich dein Kunde. Eigentlich müsstest du mich einladen.«
    »Nächstes Mal.« Lightner zeigt mit dem Zahnstochter in Richtung Bar. »Du wirst es nicht glauben, Riley, aber diese Lady dort schaut die ganze Zeit zu dir her.«
    Was ich an Lightner schätze, ist, dass er sich in den sechzehn Jahren, seit wir uns kennen, kein bisschen verändert hat. Seine Brieftasche ist dicker, seine Kleidung eleganter und sein Haar ein bisschen grauer, aber er verbreitet immer noch den gleichen jugendlichen Enthusiasmus.
    »Ihr Hintern ist zum Anbeißen.«
    Das ist es, was ich mit jugendlichem Enthusiasmus meinte. Ich werfe meine Kreditkarte auf den Tisch. »Großartig. Schick ihr eine Nachricht. Frag sie, ob sie mich mag.«
    »Bitte vermassel es nicht wieder«, zischt er aus dem Mundwinkel, als die Frau auf unseren Tisch zusteuert. »Hallo, junge Frau. Mein Name ist Joel.«
    »Hallo zusammen«, sagt die junge Frau mit so viel Begeisterung, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch für nichts aufgebracht habe, nicht mal, als ich in Harvard angenommen wurde, oder als ich auf der Saint Mary High den alles entscheidenden Wurf in einem fast verloren geglaubten Basketballspiel erzielte, indem ich den Typen vor mir mit einem Wurf aus vollem Lauf austrickste, erst mit einem Head-fake und dann mit einem angedeuteten Sprungwurf nach hinten. Kein nahtloser Wurf, aber er war drin. Nicht dass ich mich an jedes Detail erinnern würde. Den Namen des Verteidigers zum Beispiel hab ich vergessen.
    »Darf ich mich nach Ihrem Namen erkundigen?«, sagte Lightner.
    Ach ja – Ricky Haden. So hieß der Bursche. Ein langer schlaksiger Typ. Hatte meinem Angriff nichts entgegenzusetzen.
    »Ich heiße Molly.«
    Molly trägt hautenge Jeans, hochhackige Schuhe und ein weites weißes Oberteil, das ihr über die eine Schulter gerutscht ist. Sie kann sich unmöglich für mich interessieren. Sie muss eine Professionelle sein. Manchmal klappern sie solche Lokale ab, auf der Suche nach Typen mit dicken Brieftaschen, die ein paar über den Durst getrunken haben und sich einsam fühlen.
    Mit anderen Worten: Kerlen wie mir.
    »Also, Molly, mir gegenüber sitzt der große Paul Riley. Vielleicht haben Sie schon von ihm gehört. Aber im Moment, Molly«, Paul macht ihr Platz, und sie setzt sich zu uns, »im Moment ist Paul traurig.«
    »Und warum ist Paul traurig, Joel?«
    Eigentlich war der Ball gar nicht für mich bestimmt, aber alle anderen hatten sich auf unseren Center Joey Schramek gestürzt, also hatte ich freie Bahn. Haden stand nicht gut, daher fiel er auf mein Manöver herein, und dann weiß ich nur noch, wie der Ball durch die Luft segelte und die Punktanzeige summte.
    »Paul ist traurig, Molly, weil ihm das Herz gebrochen wurde.«
    Zisch. In meiner Erinnerung zischt der Ball nur so durch die Luft.
    »Eiskalt versenkt«, sage ich.
    »Ich weiß, wer Paul Riley ist«, sagt die Frau – Molly war ihr Name, glaube ich. »Vor ein paar Wochen haben sie im Fernsehen eine Sondersendung über Terry Burgos gebracht.«
    »Hast du das gehört, Paul? Sie hat dich im Fernsehen gesehen.«
    Okay, also keine Professionelle. Soweit ich das beurteilen kann, ist Molly Mitte dreißig, nicht allzu stark geschminkt und eigentlich ganz nett frisiert. Ihr Gesicht ist oval, und auch der Rest von ihr wäre sicher recht ansehnlich, wenn ich noch einen klaren Blick hätte. Wenn ich noch einen klaren Blick hätte, wüsste ich außerdem, dass diese Frau für mich unerreichbar ist. Aber leider ist es nun mal so: Männer fliegen aufs Aussehen. Zielstrebig wählen sie die attraktivste Frau im Raum aus und hecheln ihr dann hinterher. Kann gut sein, dass Frauen es ähnlich machen; das würde zumindest erklären, weshalb ich die meiste Zeit mit sympathischen, aber eher unscheinbaren weiblichen Wesen verbringe. Trotzdem, die meisten Frauen suchen wohl immer noch nach substantielleren Dingen …
    »Er schien mir sehr selbstbewusst«, sagt sie zu Lightner. Genau. Frauen schätzen an einem Mann Hirn, Humor, Erfolg und Selbstbewusstsein. Und das bringt Typen wie mich wieder ins Rennen. Mir fehlt zwar das strahlende Äußere, aber ich bin clever, schlagfertig und kann ein echter Charmebolzen sein, wenn man mich

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