In Gottes Namen
zugelegt und quoll ihm über den Hemdkragen. Er wirkte wie der typische altmodische Big-City-Boss, stämmig und auf seiner Zigarre herumkauend; jemand, der sich am wohlsten fühlte, wenn er in einem ledernen Chefsessel thronte und über Politik und Strafverfolgung schwadronierte. Nach allem, was man hörte, war er früher ein starker Trinker gewesen, aber Magenprobleme zwangen ihn seit Kurzem zur Abstinenz, was nicht gerade zu seiner Laune beitrug.
Riley ließ sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen.
»Sie sehen aus wie ein Ire, der einen Schluck vertragen kann«, sagte Mullaney.
»Gibt es denn noch andere Arten von Iren?« Riley versuchte zu lächeln. Es war erst sechs Uhr abends. Mullaneys Arbeitstag näherte sich dem Ende, aber für Riley ging es gerade erst richtig los. Sechs Wochen war es her, dass sie die Leichen gefunden und Terry Burgos verhaftet hatten. Und seitdem war Riley nie vor Mitternacht nach Hause gekommen, was seiner Frau Georgia nicht verborgen geblieben war. Die Ermittlungsarbeiten hatten ihn überrollt wie eine Sturmflut. Er hatte ein Team aus Anwälten, Ermittlern und Kriminalbeamten zusammengestellt, die unter seiner Aufsicht arbeiteten. Aber beim Delegieren galt es für Riley noch einiges zu lernen. Bisher gehörte es nicht zu seinen Stärken.
Alle Opfer waren inzwischen zweifelsfrei identifiziert worden: die Prostituierten durch Analyse der Fingerabdrücke und durch optische Identifikation; Ellie Danzinger durch ihre Eltern und mit Hilfe eines Satzes von Fingerabdrücken, den die südafrikanische Regierung eigens rübergeschickt hatte; Cassie Bentley durch ihre Mutter, Natalia Lake Bentley, und durch zahnärztliche Unterlagen.
Sie hatten die Mordwaffen: das Messer, mit dem Ellie Danzingers Brust aufgeschnitten und Angie Mornakowskis Kehle durchtrennt worden waren, inklusive Blutspuren von beiden Opfern und von Burgos selbst; außerdem Burgos’ Fingerabdrücke überall auf ihren Körpern. Auch der Glasbehälter mit der Batteriesäure, mit der Jackie Davis verätzt worden war, wies Burgos’ Fingerabdrücke auf; ebenso wie Lauf und Griff der Pistole, mit der er die Hinterseite von Cassies Schädel weggeschossen hatte.
In den Vaginaltrakten sämtlicher Opfer hatten sie Sperma entdeckt, das zu Burgos’ Blutgruppe passte. Sie hatten die Kleider und Ausweise der Opfer in Burgos’ Haus gefunden, ganz zu schweigen von ihrem Blut und ihren Haaren. In seinem Keller hatten sie zwei große Leichensäcke sichergestellt, in jedem davon Spuren der Opfer. Es gab Zeugen, die Angela Mornakowski und Sarah Romanski am Abend ihres Verschwindens in einem blauen Chevy Suburban gesehen hatten – das gleiche Modell, das Burgos fuhr. Und es existierte ein Abdruck von Jackie Davis’ Daumen am Rückspiegel des Wagens und einer von Maureen Hollis’ rechter Hand auf dem Armaturenbrett. Alle vier Prostituierten konnten so eindeutig mit Burgos’ Wagen in Verbindung gebracht werden.
Die Beweislast war erdrückend.
»Sieht doch glänzend aus«, sagte der Bezirksstaatsanwalt. »Jetzt lächeln Sie mal.«
Tatsächlich hätten die Dinge kaum besser laufen können. Letzte Woche hatte Burgos’ Pflichtverteidiger Jeremy Larrabee – ein wild dreinblickender Typ, der bunte Anzüge und einen Pferdeschwanz trug und sich den Bill of Rights in die Brust hatte implantieren lassen – einen großen Schlag landen wollen und war damit böse gescheitert. Larrabee hatte beim Richter beantragt, Terry Burgos’ Aussage, in der er alle Opfer namentlich erwähnte und fast so was wie ein Geständnis ablieferte, vor Gericht nicht zuzulassen. Der Anwalt hatte argumentiert, Burgos wären die Miranda-Rechte nicht verlesen worden. Doch Richter Albert Donaghue hatte entschieden, die Miranada-Rechte wären nicht erforderlich gewesen, da Burgos sich zu dem Zeitpunkt nicht in Gewahrsam befand – in der Tonbandaufzeichnung war deutlich zu hören, wie Detective Joel Lightner Burgos darauf hinwies, er hätte das Recht, jederzeit zu gehen. Larrabee hielt dagegen, man hätte Burgos absichtlich über die Mittagszeit dort behalten und ihn dann mit seinem Lieblingsessen – Tacos – geködert.
Richter Donaghue bemerkte daraufhin unwirsch, er kenne die Verfassung in- und auswendig, und dort stünde nirgendwo ein Passus, der das Offerieren von mexikanischem Essen untersage.
Nachdem das Berufungsgericht des Staates und der Supreme Court den Antrag abgelehnt hatten, stand der Zulassung von Burgos’ belastender Aussage nichts mehr im Wege.
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