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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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sich leisten können, sind Schreibtischtäter, deren Verbrechen nicht von Cops, sondern von Finanzbuchhaltern aufgeklärt werden.
    »Sprechen wir doch mal über Sie«, schlage ich vor.
    Wir biegen in eine Straße ein, die wegen der hohen Gebäude zu beiden Seiten eher den Eindruck einer Gasse vermittelt. Wir spazieren über längst stillgelegte, im Asphalt eingelassene Eisenbahngleise, und ich frage mich allmählich, wo sie wohl wohnt. Einige dieser alten Lagerhallen sind inzwischen sicher zu Wohnhäusern umgebaut worden, aber von außen ist davon nichts zu bemerken. Der Deal ist: Die Lofts hier sind zwar traumhaft groß und billig, dafür geht man in dieser Gegend aber nur ungern zu Fuß, und man hat Glück, wenn man aus dem Fenster etwas anderes sieht als die Fabrikfassade gegenüber.
    »Also?«, frage ich.
    Molly bleibt stehen, sieht zu mir auf und errötet. Zumindest halte ich es für ein Erröten. Im Zwielicht wirkt ihr Gesicht verändert. Die Straße ist relativ dunkel. Eine einzelne Straßenlaterne wirft aus einiger Entfernung einen schwachen Schein auf ihr Gesicht, unterstreicht die Zartheit ihrer Haut und die wunderschönen Augen, die zu mir aufblicken.
    »Ich möchte Ihnen meine Karte geben«, sagt sie.
    »Oh, danke«, bringe ich hervor, aber als sie in ihre Handtasche greift, rutscht der Schulterriemen herunter, landet hart auf ihrem Unterarm, und durch den Aufprall fällt ihr das Portemonnaie aus der Hand. Der gesamte Inhalt ihrer Tasche verteilt sich über das Pflaster.
    Ich bücke mich, um ihr zu helfen, und wir kauern beide am Boden. Jetzt käme eigentlich der Teil, wo wir einander tief in die Augen schauen und der sexuellen Spannung freien Lauf lassen. Aber dazu bin ich im Moment nicht in der Lage, weder körperlich noch geistig, und außerdem gehört mein Herz nun mal leider einer anderen. Also konzentriere ich mich auf die Kreditkarten, den Lippenstift, den Geldclip und die Puderdose auf dem Gehsteig, obwohl ich mich womöglich besser auf die Schritte hinter mir konzentriert hätte.
    Als sie über meine Schultern späht und ihre Lippen sich erwartungsvoll öffnen, spüre ich ein merkwürdiges Prickeln am Hinterkopf. Sie ist doch eine Professionelle. Aber von anderer Art als vermutet.
    Einen Sekundenbruchteil später trifft mich ein Schlag, hammerhart und metallisch, auf den Hinterkopf.

15. Kapitel
    Dein Körper ist warm, Paul. Dein Körper bewegt sich, rappelt sich auf, fällt zu Boden. Du bist zwar ohnmächtig, aber noch am Leben.
    Sie läuft weg, versucht zu fliehen, aber sie trägt hohe Absätze, ist nicht so schnell wie Leo, der die Gasse hinunterschießt, schneller als sie; sie rennt, aber er kommt rasch näher, holt sie ein, hier komme ich, sie versucht zu schreien, bringt keinen Ton heraus, die Angst schnürt ihr die Kehle zu, nur ihr gequältes Keuchen ist zu hören und ihre rasenden Absätze, klack-klack-klack, auf dem Pflaster, aber nicht mehr lange.
    Er hält sich seitlich von ihr, senkt dann die Schulter und rammt sie, schleudert sie gegen die Hauswand, klatsch, gegen die Wand, und wumms, fällt sie auf einen Müllsack und rollt dann auf die nasse Straße.
    Jetzt herrscht Ruhe. Nur noch ein dumpfes Murmeln und Krabbeln, keine Schreie mehr, sie kann ja nicht mehr schreien, sie schleift ihren Körper übers Pflaster, matt schluchzend.
    Er hebt das Brecheisen, macht einen Schritt auf sie zu, dann ist es vorbei.
    Stille. Endlich Stille.

Das Volk gegen Terrance Demetrius Burgos Fall Nr. 89-CR-31003
Juli 1989
    Riley erteilte dem jungen Staatsanwalt, der ihn auf dem Weg zum Büro des Bezirksstaatsanwalts begleitete, Instruktionen. »Sagen Sie dem Zuständigen im Fingerabdrucklabor, dass ich Sie schicke und dass es um den Fall Burgos geht, der oberste Priorität hat.« Der junge Mann schrieb eifrig mit. »Und wenn er uns nicht gleich als Erste drannimmt, verlange ich zur Begründung ein ausführliches fünfseitiges Memo.« Er blickte dem davoneilenden jungen Staatsanwalt hinterher und schmunzelte. Erst hatte er überlegt, dem Kerl im Labor mit der Kündigung zu drohen, aber ein fünfseitiges Memo war ohne Zweifel noch beängstigender. Langsam fand er Geschmack an seiner Arbeit hier im Bezirksgericht.
    Er atmete tief durch, straffte sich und betrat das Büro seines Bosses.
    »Kommen Sie rein, Paul, nur herein.«
    Bezirksstaatsanwalt Ed Mullaney war ein großer Mann in den Fünfzigern, dessen Gesicht von unzähligen Sommersprossen übersät war. Sein Doppelkinn hatte über die Jahre an Umfang

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