In Gottes Namen
die wegen der Nachbarschaft erschwinglich sind, aber auch nicht sehr groß. Evelyn Pendry hat bei der Watch sicher kein allzu üppiges Gehalt bezogen.
Er betritt das breite innere Treppenhaus aus Beton. Auf den Stufen tummeln sich die Leute von der Spurentechnik und bepinseln das Geländer auf der Suche nach Fingerabdrücken, und das, obwohl es sich um einen Gemeinschaftsaufgang mit abertausenden von unbrauchbaren Fingerabdrücken und Fußspuren handelt. Kaum anzunehmen, dass der Killer so dumm war, sich am Geländer hochzuhangeln.
Auch auf der dritten Etage sind Spurentechniker am Werk, fahnden nach Fingerabdrücken und auf dem Flurboden nach anderen Beweisstücken, aber offensichtlich nur noch um der Vollständigkeit willen, denn wie es scheint, stehen die Untersuchungen kurz vor Abschluss.
McDermott starrt hinunter in den Hof, wo sich einige Nachbarn versammelt haben, nach oben gaffen und über die Ermordete tratschen. Einige von ihnen haben Evelyn Pendry vermutlich gekannt.
Ricki Stoletti kommt aus dem Apartment, in Jeans und dunklem Jackett.
Sie erteilt den uniformierten Beamten Instruktionen und späht dann den Gang hinunter. Sie nickt McDermott zu, gerade als eine weitere Frau das Apartment verlässt, die ihm bekannt vorkommt. Perfekt frisiertes blondes Haar, teures Kostüm.
Oh, natürlich. Die Mutter des Opfers, Carolyn Pendry. Die Nachrichtensprecherin.
Stoletti stellt sie einander vor. »Detective Mike McDermott, Carolyn Pendry.«
»Mrs. Pendry, mein Beileid.«
Carolyn Pendry ist der eigentliche Anlass für McDermotts Anwesenheit. Der Commander selbst hat ihn herzitiert. Sie ist eine der prominentesten Persönlichkeit der Stadt, und wenn ihr Kind ermordet wird, gebührt ihr der ranghöchste Detective im Dritten Bezirk.
Schnell bringt er das Vorgeplänkel hinter sich, denn er will in die Wohnung.
»Ich komme mit rein«, teilt sie ihm mit.
»Mrs. Pendry, ich glaube nicht …«
Samthandschuhe, hatte der Commander gesagt. Sie kriegt, was sie verlangt.
»Es wäre besser, wenn Sie …«
»Ich hab sie schon gesehen. Ich will nur wissen, was Sie darüber denken.«
McDermott blickt fragend zu Stoletti, deren Blick zu besagen scheint, was schaust du mich so an, du bist hier der Boss.
»Okay«, willigt er schließlich ein. »Gehen wir rein.«
Nach diesem Essen mit Harland müsste ich eigentlich mies gelaunt sein. Er hat von mir verlangt, einen »diplomatischen« Weg zu finden, um Evelyn Pendry am Fragenstellen zu hindern. Eine schier unlösbare Aufgabe. Dennoch ist meine Stimmung gar nicht so übel. Im Gegenteil. Ich schwebe geradezu nach meinem Rendezvous mit Shelly heute Nachmittag. Zwar ärgere ich mich auch darüber, dass ich so schnell nachgegeben und es ihr so einfach gemacht habe, aber anderseits – was habe ich schon zu verlieren?
Auf dem Nachhauseweg hole ich sie ab. Unser Gespräch plätschert harmlos dahin – Wie war dein Tag? Gut, und deiner? -, obwohl ich innerlich vor Erregung platze.
Kaum dass sie das Haus betreten hat, streife ich ihr die Kleider vom Leib. Kurz ziehe ich die Treppe in Betracht, aber die Stufen sind ohne Teppich, also trage ich sie ins nächste Zimmer und lege los. In meinem Herzen bin ich immer noch der wilde Basketballspieler von damals. Was mir an Talent fehlte, machte ich durch Einsatz wett, jagte jedem Ball hinterher, stürzte mich in die Zweikämpfe. Und den gleichen Ehrgeiz entfalte ich auch im Schlafzimmer, oder in diesem Fall im Wohnzimmer oder Salon, oder wie auch immer dieser Raum heißt. Womöglich erziele ich bei den Korbtreffern keinen zweistelligen Topscore, aber sie weiß, sie kriegt den vollen Riley-Einsatz.
Es fühlt sich anders an als heute Nachmittag. Sie hält sich nicht zurück, schiebt mir gierig die Zunge in den Mund, packt mich im Nacken, umschlingt meine Hüften mit ihren Beinen.
Wir sollten uns öfters trennen.
»Also das«, stöhne ich, »das war jetzt wirklich nett.«
Ich breche über ihr zusammen, spüre ihr Herz klopfen, ihren Atem an meinem Hals. Ich sauge den wunderbar fruchtigen Geruch ihres Haares ein, was mich keine größere Anstrengung kostet, da meine Nase ohnehin tief darin vergraben ist. Einen solchen Moment nett zu nennen, ist etwa so, als würde man einen Fallschirmsprung als recht interessant bezeichnen.
»Ich hatte Angst«, flüstert sie. »Ich hab Zeit gebraucht.« Ich blicke ihr direkt ins Gesicht, schiebe meine Arme unter ihren Rücken und drücke sie fest an mich.
»Ich liebe dich«, sagt sie.
Ich atme ein
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