In Gottes Namen
paarmal tief ein und gebe mir Mühe, meine Gesichtszüge nicht allzu sehr entgleisen zu lassen. Entzündet das Feuerwerk, Leute. Das hat sie noch nie zu mir gesagt.
McDermott verlässt Evelyn Pendrys Apartment und pumpt die frische Luft tief in seine Lungen. Keine Antworten, nur weitere ungeklärte Fragen.
»Wir waren zum Dinner verabredet, und sie ist nicht aufgetaucht«, erklärt Carolyn Pendry, lehnt sich gegen das Geländer und starrt hinunter in den Hof. »Ich habe sie in der Arbeit angerufen, zu Hause, auf dem Handy. Normalerweise geht sie immer an ihr Handy.«
»Irgendeine Ahnung, Miss Pendry, wer so was tun könnte?«
Evelyn Pendry wurde gefoltert. Ihre Leiche ist übersät mit Einstichen, die ihr alle vor dem letzten tödlichen Stich in die Schläfe beigebracht wurden. Die Waffe, ein gewöhnliches Schnappmesser, lag im Abfalleimer der kleinen Küche.
Das gleiche brutale Vorgehen wie bei Fred Ciancio letzte Nacht. Aber eine andere Waffe.
»Sie ist Kriminalreporterin.« Carolyn fährt sich über die Augen.
»Ich weiß«, sagt McDermott. »Wir sind uns gestern begegnet.«
Carolyn schaut ihn an, versucht seinen Ausdruck zu deuten.
»Sagt Ihnen zufällig der Name Fred Ciancio etwas?«
Sie erstarrt, als wäre irgendwo eine Sirene losgegangen, und schnappt nach Luft. Beim Zurückweichen prallt sie gegen Stoletti und schlägt sich die Hand vor den Mund.
»Also kennen Sie ihn«, schlussfolgert McDermott.
»Rufen Sie Paul Riley an«, stammelt sie.
»Paul …«
»Paul Riley.« Sie macht einen Schritt auf ihn zu, packt ihn am Arm. »Der Mann, der Terry Burgos vor Gericht gebracht hat.«
23. Kapitel
Ich dränge mich durch die versammelte Reporterschar und steige hinauf in den dritten Stock des Apartmenthauses, flankiert von zwei uniformierten Beamten, die unten auf mich gewartet haben. Am Telefon hielten sie sich ziemlich bedeckt, erst redete ein Cop namens McDermott mit mir und dann Carolyn Pendry, die ihm offenbar das Telefon entrissen hatte und ein paar mehr Details preisgab.
Oben entdecke ich als Erstes Carolyn. Sie redet mit einem stämmigen Typen, der mir bekannt vorkommt. Er gestikuliert mit den Händen, offenbar in dem Versuch, sie zu beruhigen. Sie nickt fortwährend. Ihr prachtvolles Haar, das elegante Kostüm und ihr perfekt geschnittenes Gesicht stehen in scharfem Kontrast zu dem erschöpften, mitgenommenen Ausdruck, ihrer zusammengesunkenen Haltung.
Als sie mich entdeckt, ruft sie »Paul« und zerrt den Mann mit sich. »Das hier ist Commander Briggs. Paul Riley.«
Wir reichen uns die Hand. Die hohen Tiere haben sich also eigens herbemüht. Der Commander persönlich an einem Tatort – und das nach zehn Uhr abends? Nun, immerhin geht es um die Tochter von Carolyn Pendry.
Ihr Gesicht verzieht sich gequält. Sie berührt meinen Arm. »Danke … ich danke Ihnen …«
»Carolyn, mein Gott. Das ist doch selbstverständlich. Es tut mir so leid.«
Sie zieht mich mit sich, und im gleichen Moment verlässt eine Frau das Apartment, das vermutlich Evelyn gehört. Sie ist groß, Mitte vierzig, und ihr Dienstausweis baumelt von ihren Hals.
»Das ist Detective Stoletti.«
»Paul Riley.«
»Ich weiß, wer Sie sind.« Sie deutet in die Wohnung.
Danke, freut mich ebenfalls, Ihre Bekanntschaft zu machen.
»Nichts anfassen«, knurrt sie.
Ich erwidere nichts, halte mich aber an die Empfehlung. Ein Mann mit rötlichem Gesicht, fast so groß wie ich, wenn auch etwas breiter um die Hüften, stellt sich als Michael McDermott vor. Nach außen hin etwas freundlicher als seine Kollegin, wirkt auch er wenig erfreut über meine Anwesenheit.
Kurz erwäge ich, sie daran zu erinnern, dass es keineswegs meine Idee war, hier aufzutauchen. Vor knapp dreißig Minuten lag ich noch mit einer wunderschönen nackten Frau im Bett, ohne die geringste Absicht, mich in nächster Zeit von dort fortzubewegen.
Auch er ermahnt mich, nicht mit Beweismitteln herumzuspielen. Als ich allerdings über McDermotts Schulter spähe, sehe ich, dass sie ohnehin bereits alles abgesucht und die Spuren gesichert haben. Das Innere des Apartments entspricht dem, was ich erwartet habe; es ist winzig, mit einer Küche, in der man sich kaum umdrehen kann, und einem Wohnzimmer, unmöbliert bis auf eine L-förmige Couch. Aus dem Teppichboden haben sie kleine Proben entnommen. Absperrband verwehrt den Zutritt zur Küche, wo die Küchenzeile auf Fingerabdrücke hin untersucht wurde.
Ich betrete das intakt erscheinende Wohnzimmer. Das Ganze hat
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