Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In grellem Licht

In grellem Licht

Titel: In grellem Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
einmal ein Bulle. Ich bin ein obdachloser
Niemand!
    Ein prachtvoll gebauter obdachloser Niemand. Mit einer
süßen Larve, so fest und prall wie die eines Babys.
    Sie machen das nicht zum erstenmal. Deshalb schaut man im
Restaurant auch weg, wenn Jogerst und ihr Gast hinaus auf den
Parkplatz verschwinden und nicht zum Essen zurückkehren. Deshalb
gibt es auch eine gewisse Auswahl an Menschengesichtern bei den
kleinen Schimpansen…
    Wie lange wird es dauern? Wird es sehr weh tun? Und was werden sie
alles anstellen, um herauszufinden, ob ich fruchtbar bin und
ob es bei mir Eizellen zu ernten gibt?
    Sie sind nicht schlecht, das gestehe ich Ihnen zu. Wenn Billy
McCullough nicht gewesen wäre, hätte ich Ihnen die ganze
Sache sogar abgekauft.
    Nicht schlecht, aber nicht gut genug. Nur prachtvoll genug gebaut.
Nur das.

15
    NICK CLEMENTI
     
    »Maggie«, sagte ich, »ich fühle mich schon
viel besser. Ich würde jetzt gern Shana sehen.«
    Ihre Hand schloß sich fester um die meine. Ich konnte sie
erkennen, wenngleich nicht klar. Mein Sehvermögen war auf Dauer
auf ein Minimum reduziert – was >auf Dauer< in diesem
Zusammenhang auch immer hieß. Maggies Gesicht hob sich nur als
blasser Fleck gegen den hochlehnigen Besucherstuhl ab, der aus einem
verfehlten Bemühen um Fröhlichkeit in lebhaftem Gelb
strahlte. Das sah sogar ich. »Shana war letzte Nacht nicht zu
Hause, Nick. Sie hinterließ uns eine Nachricht, in der stand,
sie hätte eine Verabredung.« Trotz der ungeheuren
Nervenbelastung – wir wußten beide, daß ich dieses
Krankenhauszimmer wahrscheinlich nicht lebend verlassen würde
– blieb Maggies Stimme ruhig. Sie war immer schon ein tapferes
Mädchen gewesen. John, Laurie und Sallie hatten alle
unterschiedliche Stadien von Hysterie erkennen lassen, aber Maggie
nicht.
    »Maggie. Du mußt etwas für mich erledigen,
Liebes.«
    »Für Shana?«
    »Zum Teil. Aber hauptsächlich für mich.« Der
helle Fleck, der meine Frau war, bewegte sich leicht. »Sprich
weiter.«
    »Ich habe versucht, Laurie zu helfen. Sie… Du
weißt, in welchem Zustand sie ist.«
    »Ja. Sie… Sag schon, Nick. Was hast du getan?«
    »Ich habe versucht, ihr auf dem Schwarzmarkt ein Kind zu
verschaffen.«
    Maggie absorbierte das, was ich gesagt hatte. »Ich dachte, du
würdest es mir sagen, wenn du anfängst, dich um diese Sache
anzunehmen. Warum hast du mich nicht helfen lassen?«
    »Es gab nichts, was du hättest tun können. Nicht am
Anfang. Aber inzwischen ist etwas… geschehen.«
    Jetzt wurde ihre Stimme schärfer. »Was ist geschehen?
Hängt es mit dieser widerlichen Shana zusammen?«
    »Ich fürchte, ja. Aber es hängt nicht nur mit ihr
zusammen. Hör mir genau zu, Liebes. Ich habe einen Anwalt namens
Billy McCullough angerufen, einen Mann, den ich noch von Harvard her
kenne. Ich wollte erfahren, ob er für Laurie irgend etwas in die
Wege leiten kann. Doch anstelle eines Kindes, das momentan um keinen
Preis zu haben ist – so sagte er zumindest, aber ich bin nicht
überzeugt, daß das stimmt –, anstelle eines Kindes
also bot er mir an…«
    »Doktor Clementi«, sagte das Zimmersystem, »Sie
haben Besuch.«
    »Doktor Clementi hat darum gebeten, ungestört zu
bleiben!« rief Maggie gereizt.
    »Jawohl, Madam«, antwortete das Programm. »Aber der
Besucher hat sich über die Anordnung hinweggesetzt. Er
sagte…«
    »Er sagte, es sei eine Sache auf Leben und Tod«,
ertönte die Stimme des Besuchers von der Tür her.
»Maggie, wie geht’s dir?«
    »Lieber Himmel«, sagte Maggie erstaunt, »das
überrascht mich aber, daß… was meinst du mit >eine
Sache auf Leben und Tod    Das mußte sie mir nicht erklären, ich wußte,
daß es Van war – nicht nur seine Stimme sagte mir das,
sondem die ganze Atmosphäre im Raum. Van füllte ihn aus,
auch wenn ich ihn kaum sehen konnte: eine Präsenz wie das
Sonnenlicht, dem sich in einer naturgegebenen, zwanghaften
biologischen Krümmungsbewegung alles zuwandte.
    »Hallo, Nick!« dröhnte er. »Ich habe gute
Nachrichten für dich! Und die wollte ich dir persönlich
überbringen.« Der Leiter der Bundesarzneimittelbehörde
schritt zielsicher an die nicht von Maggie belegte Seite meines
Bettes. Ein Winkel meines Gehirns vermerkte, daß er sich nicht
so bewegte wie ein Mann, der sich einem Sterbenden nähert. Und
er sprach auch nicht so. Er nahm meine andere Hand.
    »Nick, hör zu. Gestern bekamen wir einen
Prüfbericht herein. Du weißt ja, die
Arzneimittelbehörde kann mit

Weitere Kostenlose Bücher