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In grellem Licht

In grellem Licht

Titel: In grellem Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Bewahren und beim
Gewohnten bleiben! Nur kein Risiko eingehen! < Und
inzwischen… inzwischen…«
    Er stockte, verstummte. Absicht? Er hörte auf, hin und her zu
stapfen, blieb vor Maggies Stuhl stehen. Als er weitersprach,
vermeinte ich, aus dieser trügerisch schönen Stimme
ehrliche Traurigkeit herauszuhören.
    »Inzwischen, Maggie, beschäftigen sich nur noch die
Kriminellen mit den grundlegenden Forschungen, die sich eines Tages
noch als unser aller Rettung herausstellen könnten. Sie
beschäftigen sich mit Behandlungsmöglichkeiten der zu
geringen Spermienzahlen auf DNA-Ebene. Sie forschen nach Wirkstoffen,
die das, was die synthetischen Chemikalien unseren endokrinen
Systemen angetan haben, wieder gutmachen könnten – das
wußtest du nicht, Nick, richtig? Du dachtest, du wärst der
einzige, der sich ernsthaft mit dieser Problematik beschäftigt.
Aber das tun die illegalen Labors auch. Aus Geldgier, natürlich,
in der Hoffnung, das schnelle Geld zu machen, aber sie tun es. Die
Kriminellen sind die einzigen, die finanziell riskante Untersuchungen
durchführen. Es sind diejenigen, die das Kapital zur
Verfügung stellen. Diejenigen, die sich an die gefährlichen
Experimente wagen, welche die Biologie benötigt, um Antworten zu
liefern. Nur die Kriminellen wagen es.
    Wir anderen hingegen… wir anderen wollen nur auf Nummer
Sicher gehen. Wir anderen sind einfach zu alt.«
    Van war fertig.
    Maggie – normalerweise keine hingerissene Zuhörerin
– hatte sich so weit vorgebeugt, daß ihre
Gesichtszüge für mich wiederum erkennbar wurden. Sie
starrte Van überwältigt an, voll Mitgefühl, voll Zorn.
Keiner von uns sprach.
    Doch dann wandte Van sich schließlich an mich.
»Nick… ich weiß, was ich dir angetan habe. Und diesem
Mädchen vom Zivildienst, Shana Walders. Ich weiß, was man
Cameron Atuli angetan hat, und ich weiß, daß die
Behörden hätten einschreiten müssen und statt dessen
gemauert haben. Aber nun weißt du, warum ich nichts dagegen
unternahm, und nun muß ich dich um deine Hilfe
bitten.«
    Er brach ab – um des Effektes willen? Aber seine rechte Hand
zitterte wieder, und als ich sah, wie ein krampfhaftes Zucken
über seinen Arm lief, war ich mir sicher: Morbus Savoye im
ersten Stadium. Die Myelinscheiden, die Umhüllungen von
Vanderbilt Grants Nervenzellen, degenerierten rasch. Es gab keine
Heilung. Nichts, was die Forschungen bislang an den Tag gebracht
haben, kann Nervenzellen regenerieren – zumindest nichts, was legale Forschungen an den Tag gebracht haben.
    Morbus Savoye ist eine jener neurologischen Störungen, die
durch synthetische endokrine Disruptoren ausgelöst werden.
    »Es ist nicht leicht, so etwas nach außen hin
völlig abzuschirmen«, sagte Van. »Es ist schwer, sich
die Medien vom Leib zu halten, intelligente Wissenschaftler und
Politiker daran zu hindern, Fragen zu stellen – wie etwa dich,
Nick. Bisher ist uns das nur deshalb gelungen, weil es uns immer
dann, wenn jemand Beweise für den Schutz der illegalen Labors
hatte, geglückt ist, ihn auf unsere Seite zu ziehen.
Wissenschaftler, unabhängige Prüflabors,
Arzneimittelhersteller – es ist zu ihrem Vorteil, wenn sie
für uns arbeiten. Noch jeder, der uns hätte schaden
können, war zu überreden.«
    »Du meinst >zu kaufen<«, sagte ich, und er hatte
den Anstand, das nicht abzustreiten.
    »Vielleicht. Wenn das, was man damit kauft, Hoffnung für
die menschliche Rasse ist, eine mögliche Errettung vor unserer
eigenen törichten…«
    »Bitte keine Vorträge mehr, Van«, sagte Maggie
scharf, und ich merkte, daß sie sich von seinem rhetorischen
Überfall erholt hatte. »Um es kurz zu machen – du
willst damit sagen, daß du der Meinung bist, jetzt wären
Menschen, die nicht gekauft werden können, auf gewisse Beweise
gestoßen. Oder man kann sich, wenn sie schon käuflich
sind, nicht auf ihr Stillschweigen verlassen.«
    »Ja«, sagte er gerade heraus.
    »Und warum bringt ihr sie nicht einfach um?« fragte
sie.
    »Maggie!« japste ich.
    »Laß mich ausreden, Nick! Van sagt, die staatlichen
Behörden legen sich nur deshalb mit den illegalen
Vivifaktions-Labors in ein Bett, weil darin unsere einzige Hoffnung
besteht, die Folgen unserer Sorglosigkeit im Umgang mit endokrinen
Disruptoren in Zukunft zu vermeiden. Er sagt, die Behörden
wüßten, daß die illegalen Vivifaktions-Labors von
Verbrechern betrieben werden, die in vielerlei Hinsicht Böses
tun, und daß er willens wäre, das im Hinblick auf den Rest
ihrer

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