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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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flackernden Lichtsäule«, rief Hrobon. »Ich komme außer Atem.«
    »Du wirst es überleben.«
    Als sie durch die Säle, Korridore und Pforten des unvorstellbar kostbar eingerichteten Palastes rannten, rief sich Hrobon mit aller Macht zur Ordnung. Er durfte nicht zuviel Unglaubliches berichten. Der Shallad würde zu dick aufgetragene Lügen merken.
    Sie betraten keuchend den gewaltigen Thronsaal. Die Stufen bis zum Thron waren kaum zu sehen: Palastgardisten und Sklaven, einige Bürger, Kaufleute und wieder Sklaven, die bis fast unmittelbar vor den Fußspitzen des Shallad lagen. Ein dichter Ring von schwer bewaffneten Wachen umstand, den Rücken dem Shallad und den Sklavinnen zugewandt, den riesigen Thron.
    Cleol fuhr einen Posten an.
    »Bahne uns eine Gasse hinauf. Unendlich wichtig ist es, was wir zu sagen haben. Los, Mann!«
    Der Gardist zog sein Schwert und trieb die Menschen vor ihm mit heiseren Rufen und mit Schlägen der Breitseite auseinander. Die Sklaven wanden sich zur Seite, als Cleol hinter dem Wächter die Stufen hinaufsprang. Wesentlich vorsichtiger folgte ihm Hrobon. Und schließlich, nach einigen Wortwechseln, hob Hadamur seinen haarlosen Schädel und starrte den Gesandten und Hrobon über den Rand des Kelches hinweg an.
    »Berichte alles… über Logghard!« befahl er. »Tritt näher – Nicht weiter! «
    Zehn Schritte vom Thron entfernt blieben sie stehen. Hrobon berichtete, was der Shallad zu hören wünschte. Er sprach über die entkräfteten Loggharder, über Luxons Hochmut und seine tyrannischen Entscheidungen, redete von den verschütteten Brunnen und denen, die von den Dunklen Mächten vergiftet worden waren. Seine Erzählungen bewegten sich gerade an der Grenze zwischen Lüge und Wahrheit, zwischen Wunschdenken des Hadamur und dessen Sicherheit.
    Schließlich senkte er den Kopf und sagte ehrfurchtsvoll:
    »Mehr weiß ich nicht zu berichten, Shallad. Frage deinen Gesandten, ob ich gelogen habe oder nicht.«
    »Er sagte viel mehr, aber nichts anderes als das, was auch ich berichtete, Herrscher«, pflichtete ihm Cleol bei.
    Hadamur dachte schweigend nach. Sein breites Gesicht, dessen Augen tief hinter Fett- und Fleischschichten verborgen waren, ließ nicht erkennen, was er wirklich dachte. Er stellte mit pfeifender Stimme eine Frage.
    »Wird sich Logghard ergeben?«
    »Nicht, solange es noch einen Krieger gibt, der ein Schwert halten kann«, sagte Hrobon wahrheitsgemäß.
    Wieder breitete sich Schweigen aus. Die Sklavinnen mit den Tüchern, Krügen und Bechern in den Händen und jene, die Tafeln mit Leckerbissen hielten, wagten sich nicht zu rühren. Nur die breiten Fächer, die über dem Haupt des Herrschers bewegt wurden, zerteilten lautlos die parfümierte Luft.
    »Wir werden Logghard erobern und seine Wälle dem Erdboden gleichmachen!« sagte Hadamur und holte röchelnd Luft. »Schon sind meine Heere unterwegs. Es hat sich weit herumgesprochen, daß Logghard gegen die Dunklen Mächte siegte – und jede Unterstützung bleibt aus.«
    »Wir bringen dir Luxons Kopf«, versicherte Cleol ungefragt und schlug dröhnend mit der Hand gegen den Halbharnisch.
    »Das haben schon viele Männer versprochen«, stieß Hadamur keuchend hervor. »Ich denke, ich werde den Kampf selbst anführen.«
    Sofort setzte eine Sklavin den Becher an seine Lippen. Er schob sie weg und griff nach den fetttriefenden Süßigkeiten in einer goldenen Schale.
    »Er soll geköpft werden!« stieß er plötzlich hervor. Hrobon zuckte zusammen. Galt dieser Befehl ihm?
    »Wen sollen wir köpfen, Herrscher?« fragte Cleol unruhig.
    »Luxon soll öffentlich hingerichtet werden. Ich, der Shallad, dulde nicht länger, daß er lebt.«
    Hrobon entspannte sich. Eine Handbewegung des Shallad scheuchte die Sklaven auseinander. Die Thronwächter machten Platz für Cleol und Hrobon. Sie stiegen langsam die Stufen hinunter und fühlten die Augen der großen Menschenmenge auf sich. Der Shallad rief ihnen ächzend nach:
    »Ich werde das Übel ausrotten, mit allen Wurzeln. Hrobon soll in Hadam bleiben. Ich will Algajar sprechen!«
    Langsam verließen die beiden Männer den Palast. Cleol wandte sich an Hrobon und sagte brummig:
    »Das Auge des Shallad ruhte mit Wohlgefallen auf dir, Hrobon. Was sind deine Pläne?«
    »Ich habe noch keine Pläne. Vielleicht schließe ich mich einer Patrouille an.«
    »Komme zu mir«, forderte ihn Cleol auf, »wenn du etwas brauchst.«
    »Das werde ich tun. Wenn du erlaubst, so kümmere ich mich um Kußwind, mein

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