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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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langer Zeit zusammen mit Legionärs-Transporten in die Stadt gekommen waren. Yarls, die noch vor kurzer Zeit als gepanzerte Kampftiere eingesetzt worden waren, zogen riesige Pflüge und Eggen. Saatgut wurde in die Furchen gesenkt, und jedermann hoffte, dereinst auch ernten zu können.
    Aber auch viele andere Dinge geschahen außerhalb der Mauern. Sie hatten freilich nichts mit dem Aufbau der Stadt und der sinnvollen Verwendung von Korn und Hirse zu tun.
     
    *
     
    Jeder, der an diesem Morgen vor Luxons Gemächern auf der sonnigen Terrasse des Palasts saß, machte ein ernstes Gesicht. Seit der ausgesprochenen Drohung Hadamurs gab es keinen Zweifel mehr. Es würde zum Kampf kommen. Und wieder bestand für Logghards Kräfte die Pflicht, zu siegen.
    Es wurde nur wenig Wein getrunken in diesen kühlen Stunden des Tages. Die Hauptleute sahen schweigend von Luxon zu Gamhed, von Hrobon zu dem Jungen mit dem Kraushaar und immer wieder hinaus in die nördliche Ebene.
    Endlich schlug Gamhed mit der flachen Hand auf den Tisch. Hrobon zuckte zusammen und lachte verlegen auf.
    »Luxon wurde beinahe von einem gedungenen Mörder getötet«, sagte er hart. »Das beweist, daß Hadamur unbemerkt Fremdlinge nach Logghard schicken kann. Wir müssen damit rechnen, daß Algajar und Hadamur hier Spione und andere Assassinen haben.«
    Hadam hob die Hand und erwiderte:
    »Dann sollten auch wir Spione in Hadam haben!«
    »Jeder von uns ist bekannt. Und die Truppen des Hadamur sind wachsam.«
    Hrobon runzelte die dichten Brauen und fuhr mit der Hand über sein kurzgeschorenes schwarzes Haar.
    »Ich kann gehen«, sagte er und rückte das rote Stirnband zurecht. »Ich werde sagen, ich wäre dein Gefangener gewesen, Luxon.«
    Hrobon, der sich während des Kampfes bewundernswert hervorgetan hatte, war belohnt worden. Anführer in Logghard zu sein, war sein dringender Wunsch gewesen. Als einstiger Todfeind Mythors war er inzwischen bekehrt worden. Er hielt Hadamur längst nicht mehr für den Nachfolger des Lichtboten.
    »Ein Einfall, über den wir reden sollten«, stimmte Luxon halb zu. »Mit Kußwind wärst du bald in Hadam…«
    »Und der Junge dort könnte den Boten abgeben. Er ist geschickt und unverdächtig«, rief Hrobon aufgeregt. »Samed als Kurier.«
    Luxon nickte. Samed war tatsächlich unverdächtig und vermochte sich in jeder Lebenslage durchzuschlagen. Einer der Anführer beugte sich zum Magier hinüber, blickte ihn fragend an und erkundigte sich nach Steinmann Sadagar.
    Der Magier zuckte mit den Schultern.
    »Du solltest besser die Stummen Großen fragen. Angeblich ist Sadagar vom Größten Großen mit dem Hohen Ruf nach Sarphand gebracht worden, auf verblüffende Weise. Von dort aus, das weiß ich, wollte er sich auf den Weg in die Karsh-Berge machen. Sein Freund, der Kleine Nadomir, sei in Gefahr, sagte er mir.«
    »Wie dem auch sei«, rief Hrobon, stand auf und hakte die Daumen in die dicke rote Kordel, die er als Gürtel trug. »Ich nehme den Jungen und breche auf. Ich werde Hadamur erzählen, daß er mit Logghard und all den verzweifelten, hungernden Kriegern leichtes Spiel hat.«
    »Scherzest du?« fragte der Silberne fast drohend. Hrobon starrte ihn kopfschüttelnd an.
    »Für den Hadamur werde ich ein düsteres Bild der Lage zeichnen. Es ist an euch, Kommandant, den Truppen ein heißes Willkommen zu bereiten.«
    »Ich verstehe«, entspannte sich Gamhed. »Verzeih. Du hast recht, und hier werden wir beraten, was geschehen muß.«
    »Darf ich mitgehen, Luxon?« bat Samed. Luxon drückte den Arm des Jungen und nickte ernst.
    »Nur, wenn du mir versprichst, nicht leichtsinnig zu sein. Vielleicht findest du Kalathee?«
    »Als Büßerin in der Einsamkeit?« fragte Samed zurück.
    »Nichts ist unmöglich«, murmelte Luxon schulterzuckend. Hrobon grüßte in die Runde und sagte:
    »Ich will gar nicht wissen, welche Pläne die anderen Kommandanten haben. Wenn mich Hadamur foltern ließe, würde ich es ihm vielleicht verraten.«
    »Der Lichtbote bewahre dich vor diesem Schicksal«, rief Luxon ihm nach, als Hrobon seine Waffen an sich raffte und die Terrasse verließ. Am Beginn der Treppe wartete er auf Samed, nahm den Jungen um die Schultern und zog ihn mit sich fort.
    Luxon schob mit beiden Händen sein sonnengebleichtes Haar in den Nacken, dann winkte er. Zwei Bewaffnete brachten eine sorgfältig auf dünnes Pergament gezeichnete Karte von Logghard und der unmittelbaren Umgebung der Stadt herbei. Die Ecken wurden auf dem Tisch

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