In Hadam wartet der Henker
zwang einen Anfall von heißem Zorn hinunter und trabte durch die breite Zeltgasse, vorbei an Hunderten von Feuern, auf das Stadttor zu. Er fand einen Platz für seinen Vogel, warf sich die Satteltaschen über die Schulter und suchte in den Gassen von Hadam nach einem Quartier für sich selbst. Endlich fand er eine Schenke und einen Wirt, der noch ein freies Lager für ihn hatte.
*
»Die Stadt starrt vor Kriegern!«
Hrobon stand unter dem vorspringenden Dach und blickte hinunter auf den Platz. Buchstäblich überall sah er Helme, Waffen, die langen Umhänge der Reiter, hastende Sklaven und aufgeregte Orhaken. Samed und er waren zur Mittagsstunde beim Brunnen des Galgenplatzes verabredet. Eine Stunde lang würde einer auf den anderen warten. Irgendwo in der Stadt verbarg sich der dunkelhäutige Junge mit den blitzschnellen Augen.
Hrobons scharfe Augen und sein schneller Verstand erfaßten bald den wahren Charakter der Stadt Hadam.
Heute wirkte Hadam so ähnlich wie Logghard bis zu dem Augenblick, an dem sich die Strahlen der Sonne nach so langer Zeit über die Dächer ergossen hatten. Trotz des tausendfachen Lebens, das in der neuen Residenz des alten Shallad quirlte, strahlte Hadam etwas Düsteres, Beklemmendes aus. Selbst jetzt, in den Stunden zwischen Morgen und Mittag, änderte sich für Hrobon dieser Eindruck nicht.
Unbeschwerte Menschen mochte es in Logghard geben, zu dieser Stunde, aber hier schwebte wie der Atem eines bösen Dämons der Geist Hadamurs über den Dächern, durch die Straßen und Gassen, hing über den Südländern wie eine Drohung.
Hrobon schüttelte sich und fragte einen Vorbeihastenden nach dem Haus des Cleol. Es war nicht weit entfernt, in der Richtung des Palasts. Hrobon verbarg sein Schwert unter dem Umhang und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg. Vier Wachen standen vor dem massiven Holztor, das mit bronzenen Türangeln prunkte.
»Ich entfloh aus der Gefangenschaft Luxons«, sagte Hrobon und blitzte aus seinen dunklen Augen die Posten an. »Und ich habe Wichtiges für die Ohren des Shallad. Bringt mich zu eurem Herrn.«
»Warte, Fremder!« antwortete ein Posten und verschwand im Haus. Als er wieder zurückkam, deutete er schweigend mit dem Daumen über die Schulter. Hrobon dankte durch ein Senken des Kopfes und stieg die ausgetretenen Steinstufen einer steilen Treppe hinauf. Ein großes, helles Zimmer öffnete sich, in dessen Mitte der Gesandte Hadams stand. Hrobon erkannte ihn sofort, aber Cleol sah in ihm nur einen Mann aus den Heymalländern, mit gebräunter Haut und kurzem, schwarzem Haar.
»Du warst der Gefangene Luxons? Was willst du?«
»Herr«, begann Hrobon, und seine Augen folgten dem Hauptmann, der unruhig hinter seinem Tisch hin und her stapfte, »ich konnte entkommen, indem ich mit dem letzten Gold, dem Erbe meines Vaters,, einige Wächter bestach. Luxon ließ mich verfolgen, aber als seine Männer die ersten Armeen des Shallad sahen, kehrten sie um.«
»Ein Überläufer also!«
Verachtung sprach aus der Stimme des Gesandten. Gleichzeitig trat ein listiges Grinsen in sein Gesicht. Er fragte scheinbar gleichgültig:
»Wie sieht es in Logghard aus? Ich habe vieles sehen können, aber vieles blieb selbst meinen scharfen Augen verborgen.«
»Logghard wird sich nicht ergeben. Das ist sicher, Cleol. Luxon und Gamhed, den sie den Silbernen nennen, versammeln jeden, der eine Waffe halten kann, um sich. Aber die Bewohner der Ewigen Stadt sind kampfesmüde. Viele Vorräte gehen zur Neige, die meisten Menschen sind erschöpft, mutlos und halb verhungert. Die Dunklen Mächte haben fast allen, die seit Jahren in der Stadt sind, die Kraft aus den Körpern gesogen wie Vampire.«
Cleol blieb stehen, schien zu überlegen. Dann sagte er:
»Komm mit, Hrobon. Ich habe das Ohr des Shallad. Ich darf die Stufen zu seinem Thron hinaufsteigen. Du wirst wiederholen, was du mir gesagt hast. Ich bin sicher, daß dich der Shallad belohnen wird.«
»Ewiges Leben und Ruhm dem Shallad!« erwiderte Hrobon mit Nachdruck, aber er meinte nicht Hadamur.
Der Gesandte schnallte sein Schwertgehänge um, raffte seinen Mantel hoch und packte Hrobon am Arm. Mit einem Anflug von Bitterkeit sagte sich der Heymalländer, daß er als Spion zu schnelleren Ehren bei Hadamur kam als mit jedem anderen Versuch. Sie stolperten die Treppe hinunter und rannten durch die Stadt.
Cleol war allen Palastwachen bekannt und wurde durchgelassen, ohne daß sie ihre Lanzen kreuzten.
»He, Mann, bei der
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