In Hadam wartet der Henker
befestigt, indem die Männer die Spitzen ihrer Dolche durch das Leder ins Holz trieben.
»Zuerst zu unseren Freunden, den Magiern«, meinte der Silberne und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Abgesandten dieser Zunft.
»Ich höre, Kommandant?«
»Könnt ihr, die Magier, einem Feind beispielsweise vorspiegeln, daß er einen Wald durchquert. Aber in Wirklichkeit ist jeder Stamm ein Krieger, jede Baumkrone ein Helm oder eine Waffe. Vermögt ihr dies?«
Zögernd nickte der Magier…
Die Männer verbrachten den ganzen Tag damit, die Verteidigungseinrichtungen zu planen. Gegen Abend stand es fest, daß die Stadt über rund fünfzigmal tausend Krieger aus allen Teilen des Nordens und der Welt nördlich der Dunkelzone verfügte. Am Abend zeigte sich aber auch, daß die Übermacht des Shallad-Heeres größer sein würde, als sie es sich jetzt vorzustellen vermochten.
5.
Dicht über dem Meer schwebte der Mond. In der Stadt Hadam und auf den vorgelagerten Inselchen, die schon im Dunkel der Nacht lagen, funkelten Tausende von leuchtenden Punkten. Die kostbaren Verzierungen auf den Zinnen des Shallad-Palasts glitzerten wie Sterne. Über Hadam lag der undeutliche Lärm ununterbrochener Arbeit und einer Unzahl von Menschen, die sich hektisch bewegten. Der gleichmäßige Schritt marschierender Soldaten mischte sich mit dem wilden Kreischen und Gurren der Orhaken. Fackeln und der Widerschein vieler Feuer beleuchteten auch die Zelte der Krieger, die sich weit vor den Mauern der Stadt befanden. Hrobon ritt langsam auf den Mittelpunkt der größten Helligkeit zu. Eile konnte angesichts Tausender Soldaten tödlich sein.
Mehrere Männer stellten sich ihm in den Weg und hielten ihn auf, indem sie ihre Lanzen gegen Kußwind und seinen Reiter richteten. Resignierend brachte Hrobon, durstig und vom Staub der langen Ritte bedeckt, hervor:
»Es ist das elfte Mal, daß ich aufgehalten werde, ich, ein einzelner Reiter. Gut denn – ich bin Hrobon aus den Heymalländern, dem Shallad nicht unbekannt. Bringt mich zu ihm oder wenigstens in seine Nähe. Ich habe ihm Wichtiges zu berichten.«
Eine rauhe Stimme bellte unter einer Kapuze hervor:
»Woher kommst du?«
»Bei meinem Schwert, ich komme als Flüchtling aus Logghard. Ich war Gefangener Luxons, und nur durch eine Handvoll Goldes gelang es mir…«
Schleppend und rauh klang seine Stimme. Der Schädel seines Orhakos fuhr suchend hin und her, der Hakenschnabel zielte nach dem Frager.
»Genug. Aus Logghard, sagst du?«
»So ist es. Elfmal wurde ich angehalten, und alle anderen Soldaten waren gnädig, gaben mir Wein und dem Vogel Fressen, und hier, an dir scheitere ich, Mann. Ich muß mit jemandem sprechen, der das Ohr des Shallad hat.«
»Was hast du Wichtiges zu berichten, Hrobon?«
»Das wenige«, gab Hrobon hitzig zurück, »was ich unter der Kapuze von deinem Gesicht sehen kann, sagt mir, daß du weit vom Ohr Hadamurs entfernt bist, Anführer. Ich suche mir jemanden in der Stadt selbst. Bringe mich hin, bei Hadamurs Gnade!« Der Lärm hatte andere Vogelreiter angelockt. Sie schwenkten Fackeln über ihren Köpfen. Hrobon bot ihnen furchtlos sein Gesicht dar, aber er achtete darauf, daß der Griff seines kostbaren Schwertes zwischen den Falten des sandfarbenen Umhangs versteckt blieb.
»Siehst du die blitzenden Spiegel auf den Türmen?« kam es von unten herauf.
»Wie könnte ich sie nicht sehen?«
»Reite darauf zu. Sage den Wachen am Tor, Zelnam schickt dich. Vielleicht schaffst du es morgen, zur Audienz vorgelassen zu werden. Nun, was gibt es in Logghard? Sie zittern vor unserer Drohung?«
»Cleol, euer Gesandter, wird bestätigen, was ich sage. Nur sah er nicht viel, denn man ließ ihn nicht frei in Logghard herumlaufen. Auch war der Besuch seiner sieben Reiter nur kurz. Natürlich zittert man, aber Logghard wird sich nicht ergeben.«
Wie groß das Lager war und wie viele Männer sich außerhalb Hadams versammelt hatten, konnte Hrobon nicht wissen. Aber der Heerzug, der ihm vor zwei Tagen begegnet war, konnte das Fürchten lehren. Frische, ausgeruhte Orhako-Reiter mit Vögeln, deren Gefieder leuchtete! Wagen voller Proviant! Yarls, auf deren Rückenpanzern sich die Vorräte und die Waffen stapelten!
»Wir werden vollenden, was die Dunklen Mächte nicht geschafft haben«, erklärte der Hauptmann und gab den Weg frei. »Berichte dem Shallad die Wahrheit, und vielleicht wird er dich gebührend belohnen!«
Er spuckte aus, als Hrobon an ihm vorbeiritt. Der Reiter
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