In jenem Sommer in Spanien
komplette Seite einnahm.
Es gab viele Hintergrundinformationen über die verlassene Verlobte, die beweisen sollten, wie perfekt sie zu einem Mann wie Gabriel gepasst hatte. Cristobels Familie besaß ebenfalls viel Geld und hatte mit dem Leben der hart arbeitenden Bevölkerungsschicht, der Alex angehörte, nichts gemein. Es gab wilde Spekulationen darüber, was den Bruch verursacht haben könnte, aber auch beim dritten Durchlesen fand Alex nichts, das auf sie oder Luke hindeutete.
Schließlich starrte sie wie gebannt auf ein Foto der zarten Blonden, die sich trotz übergroßer Designersonnenbrille die Augen beschattete und dem offensichtlichen Blitzlichtgewitter der Fotografen zu entkommen versuchte. Eine andere Aufnahme zeigte Gabriel im Anzug, völlig ungerührt von dem Aufruhr, den er durch seine Mitteilung verursacht hatte. Wie typisch.
Das schrille Klingeln ihres Handys setzte ihrer geradezu zwanghaften vierten Durchsicht des Artikels ein Ende, und vor Schreck hätte sie beinah das Glas Wein, das sie in den Händen hielt, verschüttet.
Noch bevor sie Gabriels Stimme hörte, wusste sie, dass er es war. „Ich hoffe, du sitzt“, sagte er, und Alex dachte unwillkürlich an die vergangenen Tage totaler Funkstille, die alles auf den Kopf gestellt hatten, weil sie wieder einmal versucht hatte, sich mit Gabriels Verschwinden zu arrangieren. Einfach so war er in ihr Leben zurückgekehrt, und anstatt ihm die kalte Schulter zu zeigen, hatte sie ihm erlaubt, offene Türen bei ihr einzurennen. Fast so, als sei sie dazu verurteilt, den Schmerz des Verlustes wieder und wieder durchzumachen.
„Ich … Ich hab’s gerade gelesen.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“
„Du … Du hättest mich vorwarnen sollen …“
„Das habe ich doch. Ich habe dir gesagt, dass ich die Verlobung lösen werde. Du hättest wissen müssen, dass es in die Zeitung kommt. Ich bin ein Mann des öffentlichen Interesses, ob mir das nun gefällt oder nicht.“
„Ja, aber …“
„Heb dir den Gedanken für später auf, ich bin in vierzig Minuten bei dir. Es wäre wahrscheinlich besser, wenn ich den Hintereingang benutze. Du hast doch einen?“
„Ob ich einen Hintereingang habe? Du spielst doch nicht die Hauptrolle in einem Spionagethriller! Natürlich habe ich einen, und du kannst ihn gerne benutzen, aber dazu musst du trotzdem an der Haustür vorbei!“
„Bist du sauer, weil ich mich ein paar Tage nicht gemeldet habe?“
„Nein, ich bin nicht sauer.“
„Gut, dann sehen wir uns gleich.“
Er legte auf, und Alex hörte nur noch das Tuten im Hörer, den sie eine Weile entgeistert in der Hand hielt. Dann kam sie zur Besinnung, sprang auf und eilte die Treppe hinauf. Oben angekommen, tauschte sie ihre ausgeleierte Jogginghose und das Schlabber-T-Shirt gegen eine halbwegs ordentliche Jeans und eine kurzärmelige, taillierte Bluse. Dann fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar. Es sollte ihr eigentlich egal sein, wie sie aussah, wenn er kam, aber seine abfällige Bemerkung über ihr Haus nagte immer noch an ihr. Dabei wusste sie genau, dass diese auch auf sie selbst gemünzt war. Das Haus war zu durchschnittlich für seinen Sohn, und sie, die Exfreundin, zu durchschnittlich für ihn, Gabriel.
Als es fünfundvierzig Minuten später an der Haustür klingelte, tat Alex, als würde sie ganz genau überprüfen, ob die Luft hinter Gabriel auch rein war. „Puh! Sieht nicht so aus, als sei dir jemand gefolgt. Aber vielleicht nimmst du doch lieber den Hintereingang, nur für alle Fälle.“
„Sehr witzig, Alex. Lass mich einfach herein.“ Unwillkürlich fiel sein Blick auf ihre eng anliegende Jeans und den Ausschnitt ihrer Bluse, der den verheißungsvollen Ansatz ihrer Brüste erahnen ließ.
Die vergangenen Tage waren unheimlich anstrengend gewesen, trotzdem sah Gabriel die Zukunft positiv. Wie immer war er überzeugt davon, das Richtige zu tun. Cristobel, die zu diesem Zeitpunkt gerade wieder in ihrem Londoner Apartment weilte, hatte getobt, und daraus konnte er ihr keinen Vorwurf machen. Sie musste mit ansehen, wie sich ihre Zukunftspläne in Luft auflösten, während er nicht einmal eine vernünftige Entschuldigung parat gehabt hatte. Zeit genug wäre gewesen, um ihr alles zu erklären, aber er versuchte, sie damit zu trösten, dass sie sich in grundlegenden Dingen zu sehr unterschieden und sie froh sein könnte, dass sie ihn los war. Außerdem liebe er sie nicht, und sie liebe ihn nicht. Als sie kreischend erklärt hatte, dass es
Weitere Kostenlose Bücher