In jenem Sommer in Spanien
bei einer Ehe um mehr ginge, hatte er nichts mehr gesagt, obwohl er da genau ihrer Meinung war.
Dann hatte er sie verlassen, mit dem Gefühl, gerade noch einmal davongekommen zu sein.
Seine Eltern nahmen die Neuigkeit erstaunlich gut auf. Wobei man das aus der Ferne nicht wirklich beurteilen konnte. Er hatte seiner Mutter versprochen, schon bald herüberzufliegen, um ihr alles genau zu erklären. Seinem Vater hatte er am Telefon gesagt, ihm sei klar geworden, dass er durch die Verlobung mit Cristobel eine Entwicklung zugelassen habe, die auf lange Sicht nicht gut gegangen wäre.
„Deine Mutter wird dir da wahrscheinlich zustimmen, mein Junge“, meinte sein Vater. „Sie hatte immer ihre Bedenken. Bestimmt ist Cristobel ein nettes Mädchen, und die Heirat wäre eine in wirtschaftlicher Hinsicht sinnvolle Verbindung gewesen. Aber lass es mich mal so formulieren, denke nicht, dass du uns mit deiner Entscheidung enttäuscht hast.“
Gabriel wusste nicht, ob sein Vater nur versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Aber seitdem hatte er zumindest das Gefühl, alles auf den richtigen Weg gebracht zu haben.
„Du hättest mir sagen können, was mich erwartet“, meinte Alex jetzt und sah ihn mit verschränkten Armen herausfordernd an.
„Schläft Luke?“
„Natürlich, ich habe sehr strenge Erziehungsmaßstäbe.“ Das behauptete sie nur, falls Gabriel denken sollte, sie sei keine gute Mutter.
„Hör auf, die Beleidigte zu spielen.“ Gabriel schob sich an ihr vorbei, zog dabei seine Jacke aus und warf sie übers Treppengeländer. Danach ging er direkt in die Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm sich ein Glas Wein.
Alex konnte nur darüber staunen, wie schnell er sich bei ihr wie zu Hause fühlte. „Warum hast du dich nicht gemeldet?“
„Du klingst wie eine nörgelnde Ehefrau.“ Gabriel sah sie über den Rand seines Glases hinweg an und grinste. „Wieso? Hast du mich vermisst?“
„Ja, wie schlimme Zahnschmerzen!“
Gabriel warf lachend den Kopf zurück. „Ich hatte deinen ungewöhnlichen Sinn für Humor ganz vergessen.“
„Ich bin froh, dass wenigstens du über diese Situation lachen kannst!“
„Lass uns mal eins klarstellen …“ Gabriel stellte sein Glas auf den winzigen Küchentisch und lehnte sich gegen die Arbeitsfläche. „Das ist die am wenigsten komische Situation meines Lebens, und wenn du glaubst, dir stünde das Mitleid der Welt zu, dann hast du dich getäuscht. Ich bin derjenige, dessen Leben sich von Grund auf geändert hat. Ich bin derjenige, der jetzt ein paar Entscheidungen treffen muss, die auch für andere Konsequenzen haben. Und wenn du dich benimmst wie eine beleidigte Leberwurst, hilft uns das nicht weiter. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“
Alex sah stur auf ihre Füße, wobei sie Gabriel zugestehen musste, dass seine Worte eine gewisse Berechtigung hatten. Trotzdem gefiel ihr sein Ton nicht. Als sie wieder aufblickte, lehnte Gabriel nicht mehr an der Arbeitsfläche, sondern hatte sich vor ihr aufgebaut. Sie wünschte, sie trüge Stöckelschuhe und nicht nur Socken. Dann wäre sie zumindest körperlich mehr oder weniger auf Augenhöhe mit ihm.
„Ich habe dich niemals darum gebeten, dein Leben für mich zu ändern, Gabriel.“
„Ich ändere mein Leben nicht für dich, sondern für meinen Sohn!“
Er hätte auch sagen können: Du bedeutest mir gar nichts. Deutlicher hätte er kaum formulieren können, wie er die Sache sah. Sie war nun einmal nur das Anhängsel. Aber er hatte recht: So kamen sie nicht weiter. Alex atmete tief durch.
„Ich … Ich habe noch nichts zu Abend gegessen. Es ist ein Auflauf im Ofen. Er könnte für zwei reichen.“
Gabriel verstand, dass das ein Zeichen der Versöhnung war. „Ich dachte, du kochst nicht gerne.“ In dem Hotel damals hatte sie nur als Küchenhilfe gearbeitet, um ihre Spanischkenntnisse zu verbessern. Die vielen Zutaten und Gewürze machten sie ganz schwindelig, hatte sie ihm einmal anvertraut. Gerne hätte er jetzt bei der Erinnerung daran gelächelt. Aber das hätte sie ihm sicher falsch ausgelegt.
„Ich habe dazugelernt, außerdem möchte ich, dass Luke etwas Ordentliches zu essen bekommt. Einen Auflauf kriege ich inzwischen hin, aber bei etwas Ausgefallenerem hapert es noch.“
„Das heißt, mein armer Sohn hat noch nie ein Soufflé gegessen?“
Alex wusste, dass dieser kleine Scherz Gabriels Art war, das Beste aus der Situation zu machen. Sie duckte sich an ihm vorbei, um ins Wohnzimmer zu
Weitere Kostenlose Bücher