In Liebe verführt
über Land weiterreisen.
Er suchte nach einem stillen Nebenarm des Flusses, wo sie in Ruhe bis zum Einbruch der nächsten Nacht bleiben konnten. Er würde erst etwas schlafen und dann ein paar Fische fangen, ein wenig mit Meg spielen, zu Abend essen und dann weiterfahren, sobald es dunkel war und der örtliche Verkehr auf dem Fluss aufhörte. Sie würden im Schutz der Dunkelheit unter den Wächtern auf den Stadtmauern von Bordeaux hindurchschlüpfen und gegen Morgengrauen erneut einen ruhigen Nebenarm suchen, wenn die befestigte Stadt weit hinter ihnen lag.
Er wählte einen schmalen, schilfgesäumten Bach, in dem das kleine Segelboot jedoch ohne Probleme wenden konnte, reffte das Segel und warf den Anker aus. Er stand auf, streckte sich und spürte, dass er etwas steif geworden war nach den vielen Stunden, die er unverändert in einer Haltung verbracht hatte. Er erleichterte sich über das Heck und betrat dann geduckt unter der Tür hindurch die Kajüte.
Meg begann aufzuwachen, als er hereinkam. Sie rollte sich zur Seite und öffnete die Augen in einem verschlafenen Lächeln. »Wie gewöhnlich hattest du wieder Recht«, murmelte sie. »Ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen.«
Er hockte sich auf die Tischkante und schüttelte seine Holzschuhe ab. »Ich brauche zwei Stunden, dann können wir uns für den Rest des Tages vergnügen.«
Meg setzte sich mühsam auf und schwang die Füße auf den Boden. Ihre verschlafene Stimmung verschwand, als sie die Erschöpfung auf seinem Gesicht sah. »Was soll ich tun, solange du schläfst?« Sie stand auf und schüttelte den Kopf, um den restlichen Schlaf zu vertreiben.
»Wozu du Lust hast«, sagte er und ließ sich auf die Koje fallen. »Es ist auch sicher genug, das Kohlebecken zu benutzen und Kaffee zu kochen. Das Boot ist angebunden. Wenn sich irgendetwas ändert, weck mich sofort.« Er schloss die Augen und war sofort eingeschlafen.
Meg ging hinauf an Deck. Sie konnte nur Schilf sehen, roch jedoch von irgendwo Rauch. Irgendwo in der Nähe musste wohl ein Haus oder ein Weiler sein. Ob es unter diesen Umständen immer noch sicher genug war, Feuer im Kohlebecken zu machen? Doch je mehr sie über Kaffee nachdachte, desto unwiderstehlicher wurde der Gedanke. Ob Cosimo den Rauch vorher bemerkt hatte?
Sie ging wieder unter Deck. Cosimo lag in so tiefem Schlaf, dass sie bezweifelte, ob sie ihn würde wecken können, selbst wenn sie es versuchte. Doch dann revidierte sie diese Meinung. Wahrscheinlich würde er wach werden, wenn sie nur alarmierend hustete.
Sie trank eine Tasse Wasser aus dem Fässchen, dann stieg sie wieder an Deck. Der Rauch ringelte sich nun über dem Schilf, und sie konnte Stimmen hören. Dann drängte sich ein flaches Boot, fast eher ein Floß, dachte Meg, durch das Schilf. Ein paar Kinder stakten das Floß näher zu dem Segelboot. » Bonjour, m’sieur ?« Sie schauten neugierig zu ihr auf.
» Bonjour, mes enfants «, erwiderte sie.
» Vous êtes en route à Bordeaux?«, wollten sie wissen.
Meg dachte eilig nach. Warum sollten die Kinder glauben, dass dieses kleine Segelboot auf dem Weg zu dem riesigen Hafen von Bordeaux war? Vielleicht war es der einzige Platz, den sie sich vorstellen konnten für ein Boot, das aus dem Nichts auftauchte. Bordeaux hatten sie sicher nie gesehen, es musste eine magische Stadt für sie sein. Doch selbst Kindern konnte sie nichts verraten.
» Non, mes enfants«, erwiderte sie mit einem beiläufigen Schulterzucken. » Mon cousin et moi, nous sommes en vacances .« Wer in aller Welt würde mitten im Krieg Ferien auf einem Fluss machen? Sie hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Aber die Kinder schienen nichts Besonderes dabei zu finden.
» Vous êtes pêcheur?«, fragten sie und machten eine Bewegung als würden sie eine Angel auswerfen.
» Mais oui, exactement «, sagte sie erleichtert.
» Bonjour, enfants.« Cosimo sprach plötzlich hinter ihr. » Un joli matin.«
»Oui, m’sieur. Bon matin. « Sie stakten ihr Floß ziemlich schnell wieder ins Schilf zurück.
»Du hast ihnen Angst gemacht und sie vertrieben«, sagte Meg, drehte sich um und sah ihn an. »Wird das nicht Verdacht erregen?«
»Ich bezweifle es. Ein paar Fischer –«
»Ich habe gesagt, wir würden Ferien machen«, gestand sie. »Zwei Fischer in den Ferien.« Cosimo lachte, und sie fügte hinzu: »Aber das werden sie mir nicht glauben. Schau uns doch an.«
»Meine Süße, du hättest kaum etwas Besseres sagen können«, sagte er.
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