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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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einen Punkt genauso wie die Juden: Wenn es einem Kapitän
     hilft, seinen Hafen zu finden, dann kann es keine Sünde sein.«
    »Kennt Ihr die jüdischen
     Zeichner aus Spanien?«, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf.
     »Ich habe nie einen zu Gesicht bekommen, doch Namen habe ich schon
     gehört. Mein Gatte sprach bewundernd von einem Meister mit Namen
     Angelino Dulcert aus Mallorca. Und von einem Abraham Cresques, einem
     jungen Mann, der mit feinem Strich arbeitet.«
    »Habt Ihr von einem
     Nechenja ben Isaak gehört?« Ich wagte kaum, diese Frage zu
     stellen.
    Klara Helmstede dachte kurz
     nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, nie. Wer soll das
     sein?«
    »Das ist gleichgültig.
     Es war nur so ein Gedanke«, antwortete ich rasch und bemühte
     mich, meine Stimme nicht allzu enttäuscht klingen zu lassen.
    Klara Helmstede musterte mich
     aufmerksam. »Bruder Ranulf, darf ich zur Abwechslung auch an Euch
     eine Frage stellen?« Ich machte eine vage Geste. »Stellt Eure
     Frage, Frau Helmstede.«
    »Wohin will mein Gatte
     reisen?«
    Verblüfft starrte ich
     sie an. Es dauerte einige Augenblicke, bis ich verstanden hatte, was sie
     von mir wissen wollte. »Ich dachte, das könntet Ihr mir erklären!«,
     rief ich dann.
    Da lachte Klara Helmstede.
     »Mein Gatte ist in den letzten Tagen ständig in Paris
     unterwegs. Ich weiß nicht, was er tut, oder wo er hingeht.
     Selbstverständlich sehe ich, dass die ›Kreuz der Trave‹
     für eine Fahrt bereit gemacht wird - für eine sehr lange Fahrt,
     wie mir scheint-, doch mein Gatte redet nicht mit mir darüber. Ich
     kenne nicht einmal den Tag unserer Abreise, auch wenn ich vermute, dass er
     nicht mehr allzu fern ist.«
    Ich schüttelte bedauernd
     den Kopf. »Ich muss Euch gestehen, dass ich in diesen Dingen um
     nichts klüger bin als Ihr«, antwortete ich betrübt.
     »Warum glaubt Ihr, dass er nicht einfach nach Lübeck zurückkehren
     will?«
    »Wir laden mehr Vorräte,
     als wir für eine solche Reise eigentlich an Bord haben müssten.
     Wir könnten doch unterwegs in vielen Häfen anlegen, um Wasser
     und Speisen aufzunehmen, so wie wir es auf der Hinfahrt auch getan haben.«
    »Das könntet Ihr
     nicht, Frau Helmstede«, sagte ich. »Die Seuche, von der alle
     Menschen sprechen, wütet in Frankreich und in vielen anderen Ländern
     der Christenheit. Vielleicht erscheint es Eurem Gatten da sicherer, Paris
     zu verlassen und nirgendwo anzulegen, bis Ihr Lübeck erreicht habt.«
    Und, doch das verriet ich der
     Reedersgattin nicht, schneller war es obendrein: Bereitete Richard
     Helmstede seine Flucht vor? Fürchtete er Verfolger, die ihn in einem
     Hafen einholen und stellen könnten? Würde er sich überhaupt
     nach Norden wenden, nach Lübeck? Wer könnte ihn, hätte er
     erst einmal die hohe See erreicht, daran hindern, gen Süden zu
     segeln? Nach Spanien etwa, zu den jüdischen Kartografen? Würden
     ausgerechnet Juden, die ketzerische Seekarten zeichneten, einen Mann - und
     guten Kunden - wie Richard Helmstede an die Inquisition verraten?
    Mir schwindelte bei diesen
     Gedanken und ich griff nach dem Wein, den Klara Helmstede mir bereitwillig
     reichte. Sie schien erleichtert zu sein.
    »Ich danke Euch, Bruder
     Ranulf«, sagte sie freundlich. »Nie zuvor ist ein Kapitän
     von Frankreich bis nach Lübeck — oder irgendeinen anderen
     Ostseehafen - gesegelt, ohne unterwegs gar manchen Hafen anzulaufen.
     Deshalb habe ich an eine solche Möglichkeit gar nicht gedacht.
     Sicherlich will mein Gatte die ›Kreuz der Trave‹ ungestört
     nach Lübeck bringen, auch wenn ich noch immer nicht zu sagen vermag,
     warum er dann mir gegenüber so verschlossen ist. Ich hatte bislang,
     zumal er so schweigsam war, befürchtet, er könnte«, sie
     schien einen Augenblick lang nach den richtigen Worten zu suchen, »nun,
     um es frank und frei zu sagen: Ich hatte Angst, dass mein Mann dorthin
     reisen will, wohin auch sein Bruder gereist ist. Zum Land der Teufel.«
    Ich verschluckte mich am Wein
     und hustete. »Selbst wenn es ein solches Land gäbe — und
     warum sollte GOTT dies zulassen? —, so wüsste Euer Gatte doch
     nicht, wo es liegt.«
    »Bruder Heinrich hätte
     es ihm sagen können«, antwortete Klara Helmstede knapp.
    »Er hat dem sterbenden
     Kapitän die Beichte abgenommen!«, rief ich empört. »Niemals
     würde ein Dominikaner das Beichtgeheimnis verletzten, schon gar nicht
     …« Ich verstummte.
    »Schon gar nicht einem
     Laien gegenüber,

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