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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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jemand am Ärmel
     festhielt. Es war Lea bas Nechenja, die Tochter des Geldwechslers. Ich hätte
     sie auch diesmal nicht erkannt, denn sie trug ein schlichtes Kleid ohne
     gelbe Judenmarke und ein Schleier umhüllte ihr Haupt und verbarg ihr
     Gesicht. Ihre Stimme jedoch überzeugte mich, dass sie es tatsächlich
     war, die vor mir stand. »Helft mir, Bruder Ranulf!«, flüsterte
     sie.
    Ihr Griff war so fest, ihre
     Stimme klang so fordernd und doch zugleich so erbarmungswürdig, dass
     ich alle meine Bedenken sofort fallen ließ und mich an ihrer Seite
     durch die wütende Menge schob. Wir strebten zum Ufer der Seine, wo
     das Volk in weniger großer Zahl zusammengelaufen war und wir deshalb
     meinten, dass uns dort niemand zufällig belauschen könnte.   
    »Mein Vater schmachtet
     im Kerker der Inquisition«, stieß die junge Jüdin hier
     endlich hervor. »Und unser Haus ist von Euch Mönchen geplündert
     worden!«
    Ich schlug das Kreuz und
     schloss für einen Moment die Augen. »HERR«, flüsterte
     ich, »wohin führt nur unser Weg?« Dann ermannte ich mich,
     ruhig und besonnen zu sein, da dies umso notwendiger war, weil
     offensichtlich niemand sonst mehr bei Sinnen zu sein schien.
    »Was ist geschehen?«,
     fragte ich.
    Müdigkeit und Angst
     zeichneten die schönen Züge der jungen Frau. »Euer Meister
     selbst führte an diesem Morgen wohl ein Dutzend Sergeanten und noch
     einmal so viele Mönche zu unserem Haus. Es war wie ein Überfall
     von Landsknechten.«
    »Philippe de Touloubre?«,
     wiederholte ich ungläubig. »Der Inquisitor höchstselbst.
     Die Sergeanten, die ihn begleiteten, machten sich nicht einmal die Mühe,
     an unsere Tür zu klopfen und Einlass zu begehren. Sie schlugen uns
     stattdessen die Pforte ein und stürmten das Haus, meinen Vater
     zerrten sie weg!«
    »Was wollten sie von
     ihm? Was warfen sie ihm vor?« Lea schüttelte den Kopf. »Das
     weiß ich nicht. Doch ich habe auch nicht alles mit anhören können
     - und gesehen habe ich noch weniger, denn ich befand mich zu jener frühen
     Stunde, da uns der Inquisitor heimsuchte, zufällig in der
     Dachbodenkammer. Als ich gewahrte, was geschah, da verbarg ich mich unter
     einem Haufen alter Wolltücher, die wir auf dem Speicher aufbewahrten.
     Ich hörte wohl, wie mein Vater laut um Gnade flehte und ihn
     Sergeanten mit groben Beleidigungen bedachten, bevor sie ihn abführten.
     Doch was man ihm vorwarf, das weiß ich nicht. Als mein Vater
     fortgeschafft worden war, jagten die Sergeanten die Diener aus dem Haus.
     Diese flohen furchtsam und waren froh, dass man sie nicht auch in den
     Kerker zerrte.                  
    So plünderten die
     Sergeanten unseren Besitz, kaum dass der letzte Diener mit Tritten und
     Hohnworten aus dem Haus gejagt worden war. Da sie die Dinge auf dem
     Speicher jedoch nur gering achteten, suchten sie dort nicht gründlich.
     Deshalb blieb ich unentdeckt.
    Alle Räume plünderten
     die Männer, nur einen nicht: die Bibliothek. Der Inquisitor persönlich
     betrat sie und alle Mönche folgten ihm. Kein Sergeant durfte den Raum
     betreten.
    Später wagte ich mich
     unter den Stoffen hervor und spähte vorsichtig aus einer Dachluke
     hinaus. Da sah ich, wie die Mönche Kisten auf einen Ochsenkarren
     luden, der vor unserem Haus stand. Was in diesen Kisten war, das vermochte
     ich nicht zu sagen. Doch es müssen Bücher gewesen sein, Hunderte
     Bücher, vielleicht gar die ganze Bibliothek meines Vaters.«
    Lea atmete schwer und blieb
     stehen. Sie sah erschöpft aus. Ich hätte ihr gerne Wasser und
     Brot angeboten, doch führte ich nichts dergleichen mit.
    Als sie meinen besorgten
     Blick sah, lächelte sie leicht und hob abwehrend die Hand. »Macht
     Euch keine Sorge um mich, Bruder Ranulf, ich bitte Euch. Ich harrte bis
     zum späten Nachmittag auf dem Dachboden aus, dann hatten Mönche
     und Sergeanten unser Haus leer geplündert. Ich entwich aus dem
     Hintereingang. Seither suche ich Euch. Ich wusste ja nicht, wo Ihr sein möget,
     doch schöpfte ich immerhin ein wenig Hoffnung, da ich Euch nicht
     unter den Mönchen sah, die der Inquisitor mit sich geführt
     hatte. Also ging ich zum Kloster in der Rue Saint-Jacques und harrte dort
     eine Weile vergebens aus. Dann schlich ich mich zum Kollegium de Sorbon,
     weil Ihr mir sagtet, dass Ihr dort die Werke der Geografen studieren
     wollt. Dort führte uns das Schicksal zusammen.«
    »Ja«, murmelte
     ich, »das Schicksal hat uns

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