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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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schweres Verbrechen in den Augen der
     Inquisition, dass es auch mich auf den Scheiterhaufen bringen mochte. Was
     also hatte ich noch zu verlieren?
    »Du musst dich
     verstecken!«, flüsterte ich Lea zu — und in jenem
     Augenblick fiel mir die unziemliche Vertraulichkeit, die für einen
     Moment zwischen uns herrschte, nicht einmal auf. »Meister Philippe
     wird nach dir suchen lassen, denn er hasst es, eine Sache, die er einmal
     begonnen hat, nicht bis zum Ende zu führen.«
    »Wo soll ich mich denn
     verstecken?«, erwiderte Lea resigniert. »Die Häuser der
     Juden werden sicherlich von den Spitzeln der Inquisition überwacht.
     Und selbst wenn ich irgendwo bei einem Glaubensbruder unerkannt hineinschlüpfen
     könnte: Ist nicht das Haus eines jeden Juden in Gefahr, geplündert
     zu werden?«
    Ich dachte an all die Elenden
     und zweifelhaften Gestalten, welche die Augen der Inquisition waren.
     Sicherlich gab es darunter genügend, welche bei Tag und Nacht durch
     das Judenviertel streichen würden. »Du musst dich anderswo
     verbergen — und ich weiß auch schon, wo«, antwortete ich
     und lächelte ihr zu. Plötzlich erschien mir wenigstens dies
     einfach.
    »Wo?«, fragte die
     Tochter des Geldwechslers.
    »Im Haus eines Wollhändlers
     in der Rue Darnetal«, antwortete ich — und achtete nicht auf
     Leas überraschten Blick, denn woher ich dieses Haus kannte, das
     wollte ich ihr aus Scham lieber nicht verraten. Auch wusste ich nicht, wie
     wir, einmal dorthin gelangt, überhaupt eintreten mochten. Wir konnten
     ja nicht anklopfen, einen Schlüssel hatte ich auch nicht und von den
     Bediensteten hatte ich niemanden gesehen. Doch was blieb uns schon anderes
     übrig, als dieses Versteck zu wählen?
    Ich hoffte, dass ich mich an
     der Hinterpforte bei der Schwester der Dienerin Magdalena bemerkbar machen
     könnte. Sie musste ja in irgendeiner Form in die Sünde
     eingeweiht sein, welche Klara Helmstede und mich verband. Mochte sie nur
     denken, dass ich mich nach der Reedersgattin nun auch noch mit einer Jüdin
     der Wollust hingab— das war mir gleichgültig, solange sie uns
     nur das Haus ihrer Herrschaften öffnete.
    »Komm«, flüsterte
     ich deshalb Lea zu. »Folge mir unauffällig in einigen Schritten
     Abstand. Doch gib darauf Acht, mich zwischen all den Menschen nicht aus
     den Augen zu verlieren!«
    Sie tat, wie ich ihr geheißen
     hatte. Wir drängten uns durch die Menge über die erste Brücke,
     vorbei an Notre-Dame und dem Judenviertel, wo ihr Haus nun leer und öde
     stand; niemals würde sie es wieder sehen, so dachte ich traurig.
     Über den Grand Pont gelangten wir schließlich auf die andere
     Seite von Paris.   
    Auch hier waren die Bürger
     zusammengelaufen und riefen unsinnige Dinge durcheinander. So mancher schüttelte
     auch die Faust, doch gegen wen oder warum, das wusste ich nicht.
    Heiß war es. Die
     feuchte Luft stand wie flüssiges Blei in den überfüllten
     Straßen. Betäubender noch als sonst war der Gestank aus den
     Gossen. Ich wünschte, dass endlich wieder ein reinigendes Gewitter
     einsetzen würde, wiewohl ich doch, nach den Erfahrungen der letzten
     Tage, einen neuen, verheerenden Blitzschlag fürchtete. Doch der
     Himmel war grau wie eine verwaschene Decke, kein Lufthauch wehte —
     und so hatte ich wenig Hoffnung, dass bald das erlösende Unwetter
     hereinbrechen würde.
    Anstrengend war unser Weg.
     Mancher freche Bursche achtete meiner Kutte nicht und rempelte mich an,
     doch kamen wir ansonsten unbehelligt bis zum Brunnen Fontaine de la Reine.
     Hier bedeutete ich Lea mit einer - wie ich hoffte — unauffälligen
     Geste, dass sie warten solle.
    Am Brunnen hatten sich gar
     viele Bettler und anderes fahrende Volk versammelt, doch ich wusste keinen
     besseren Platz, an dem die junge Jüdin hätte ausharren sollen,
     wollte sie mich nicht aus den Augen verlieren. Ich hatte vor, langsam bis
     zur Seitengasse und dort zum Nebeneingang des Hauses des Wollhändlers
     zu gehen, um an die Pforte zu klopfen. Ich betete zu GOTT, dass die
     Schwester Magdalenas mir öffnen und mich und die Flüchtige
     einlassen würde. Doch diesmal erhörte ER mich nicht.
    Ich hatte mich kaum zwei
     Schritte vom Brunnen entfernt, als einer der Bettler aufstand und einen
     gar schrecklichen Schrei ausstieß. Ich fuhr zusammen und starrte ihn
     an. Für einen Moment glaubte, ja hoffte ich, dass es bloß die
     Laute eines Besessenen seien, wie man sie wohl tagtäglich auf Pariser
    

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